Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Thiagos Traum vom Titel

Sein Vater wurde mit Brasilien Weltmeiste­r – Der Münchner will es ihm mit Spanien gleichtun

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KASAN (dpa) - Einen WM-Pokal hat Thiagos Familie bereits. Es gibt ein Foto von dem Bayernprof­i mit seinem Söhnchen Gabriel vor einem großen Poster an der Wand: Da reckt ihr Vater und Großvater Mazinho im brasiliani­schen Trikot die Trophäe 1994 in die Höhe. „Ich arbeite dran“, schrieb Thiago darunter. Allerdings nicht wie sein Vater im brasiliani­schen, sondern im spanischen Trikot. Seinem Traum, ebenfalls einen WM-Titel nach Hause zu bringen, kann der 27-Jährige an diesem Mittwoch ein Stückchen näher kommen, wenn Spaniens Nationalte­am sein zweites Vorrundens­piel bestreitet.

Der Mittelfeld­spieler, der sowohl die spanische als auch die brasiliani­sche Staatsbürg­erschaft besitzt, ist gegen Iran ein Kandidat für die Startelf. Spaniens Interimstr­ainer Fernando Hierro wird wohl in Kasan (20 Uhr/ARD) eine offensiver­e Variante wählen als beim 3:3 gegen Portugal. Da hatte er im Mittelfeld den als gesetzt geltenden Andrés Iniesta, David Silva, Sergio Busquets und Isco sowie Koke vertraut. Thiago kam erst nach 70 Minuten, hat unter Hierros Vorgänger Julen Lopetegui aber viel an Reputation gewonnen.

Thiago Alcântara do Nascimento, wie er mit vollem Namen heißt, wurde in Italien geboren, als Mazinho gerade beim US Lecce kickte. Als der Papa Weltmeiste­r wurde, „war ich gerade einmal drei Jahre alt und erinnere mich nicht an die Spiele“, sagte Thiago in einem Interview auf der FIFA-Homepage. Die WM 2014 verpasste der frühere Profi des FC Barcelona wegen einer Knieverlet­zung. Bei der EM 2016 wurde Thiago nur zweimal eingewechs­elt, aber in der Qualifikat­ion für Russland wurde er zum Stammspiel­er. Zum Auftakt gegen Portugal kam er für Iniesta – ein zukunftstr­ächtiger Wechsel? Thiago, seit 2013 in München, steht nach einem Bericht des Sportblatt­s „Marca“ganz oben auf der Wunschlist­e des FC Barcelona. Thiagos Vertrag beim deutschen Meister läuft bis 2021. Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hatte vergangene Woche seinen Abgang nicht ausgeschlo­ssen. „Wir planen mit ihm. Wobei ich sagen muss, dass wir sehr viele Mittelfeld­spieler im Kader haben.“Auch Real Madrid mit Neu-Trainer Lopetegui soll Interesse haben.

Der Hispano-Brasiliane­r will sich aber erst mal auf das Turnier konzentrie­ren. Großartige WM-Historie verbindet er dabei nicht nur mit seinem Vater: An das goldene Tor von Iniesta im WM-Finale 2010 in Südafrika erinnert sich Thiago noch genau: „Wir hatten ein Trainingsl­ager mit der U19. Als Andrés den Treffer erzielte, flogen Feuerlösch­er, das Olivenöl und die Messer durch die Gegend und der Fernseher fiel zu Boden ... den Rest der Partie konnte dann niemand mehr sehen.“

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FOTO: DPA Spaniens Thiago.

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