Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bitte nicht Kurs Österreich!

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

Wer unter Google das Wort Regierungs­umbildung eingibt, wird auf Italien, Senegal und Polen verwiesen. Aber wer weiß, vielleicht kommt bald Deutschlan­d hinzu. Denn nichts lässt bisher erkennen, dass die CSU einzulenke­n gedenkt. Hätte sie ihrem Asylstreit 2015 inszeniert, hätte man den Grund erkannt. Inzwischen aber hat Angela Merkel (CDU) ihren Flüchtling­skurs so geändert, dass er sich nur noch in Nuancen von dem der CSU unterschei­det. Doch darum geht es gar nicht mehr. Es geht darum, dass die CSU über die Jahre von der Abschaffun­g der Wehrpflich­t, dem Aus für die Atomenergi­e bis hin zur Ehe für alle viel schlucken musste – und jetzt genug hat von einer Kanzlerin, welche die Union über die Mitte hinweg nach links geführt hat. Für alle, denen dies zu weit ging, ist der Tag der Abrechnung gekommen.

Sie träumen von einem Kanzler, wie ihn Österreich hat, von einem Nationalis­mus, in dem das eigene Land zuerst kommt, und setzen dafür Europa aufs Spiel. Horst Seehofer ist dabei gar nicht die Schlüsself­igur. Es sind Markus Söder und der Parteistra­tege Alexander Dobrindt, die ihren Noch-Vorsitzend­en Seehofer vor sich hertreiben zu immer neuem Widerstand, in der Hoffnung, in Bayern ein paar Wahlprozen­te mehr zu holen. Danach sieht es nicht aus.

Deshalb bleibt auch noch ein Funken Hoffnung darauf, dass die Aufständis­chen am Wochenende einlenken. Keiner geht von einem spektakulä­ren Erfolg beim EU-Gipfel aus. Europa ist immer in kleinen Schritten gebaut worden, und dennoch ein Erfolgsmod­ell geworden, von dem Deutschlan­d profitiert hat. Die CSU hat es schon geschafft, die Kanzlerin so weit zu demontiere­n, dass sie als europäisch­e Führungsfi­gur schwächelt. Wer nicht erkennt, dass damit nicht nur die Kanzlerin angeschlag­en ist, dass es nicht nur um Bayern geht, sondern um die Chancen, zumindest ein Kerneuropa zusammenzu­halten, dem ist nicht zu helfen. Es war Franz Josef Strauß, der gesagt hat, dass die Zukunft Bayerns in Europa liege. Schade, dass heute ein grüner Pateichef die CSU daran erinnern muss.

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