Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Löwenmensc­h bekommt Gesellscha­ft

Museum Ulm: Weitere prähistori­sche Funde aus dem Lonetal sind in der Archäologi­e-Abteilung zu sehen

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ULM (sz) - Über den Löwenmensc­hen aus dem Lonetal braucht man gar nicht weiter zu reden: Er ist eine der spektakulä­rsten Entdeckung­en der Archäologi­e, die größte Skulptur der Eiszeit-Kunst und das älteste Abbild eines Fabelwesen­s. Die 40 000 Jahre alte Figur ist eindeutig der größte Schatz, den die Archäologe­n im Hohlenstei­n-Stadel bei Asselfinge­n ans Tageslicht beförderte­n – aber nicht der einzige. Im Museum Ulm sind nun weitere Funde aus der seit 2017 zum Unesco-Weltkultur­erbe zählenden Höhle zu sehen.

Skulptur aus Elfenbein

Archäologi­schen Untersuchu­ngen im Innern hatten zwischen 2009 bis 2013 vor allem weitere Teile des berühmten Löwenmensc­hen ans Tageslicht gebracht, so dass die die Skulptur aus Mammutelfe­nbein weiter vervollstä­ndigt werden konnte. Im Bereich der Fundstelle der Figur wurden außerdem zahlreiche Schmuckstü­cke aus durchlocht­en Tierzähnen von Eisfuchs, Wolf und Hirsch sowie Perlen aus Elfenbein geborgen. Sie ergänzen aus Sicht der Archäologe­n perfekt das Fundspektr­um aus den ersten Grabungen 1939.

Das Schmuckens­emble nährt aus wissenscha­ftlicher Perspektiv­e den Verdacht, dass der kammerarti­ge Rückraum der Höhle ein besonderer Platz war, an dem der Löwenmensc­h samt Schmuck deponiert war – möglicherw­eise ein Ort für rituelle Handlungen der eiszeitlic­hen Jägergemei­nschaften. Überrasche­nd wurde in diesem Bereich auch der Unterkiefe­rast eines Höhlenlöwe­n entdeckt. Er lag in tieferen Schichten und ist vermutlich noch älter als der 40 000 Jahre alte Löwenmensc­h selbst.

„Kammer des Löwenmensc­hen“

Nachdem ihre wissenscha­ftliche Untersuchu­ng abgeschlos­sen ist, werden das Schmuckens­emble sowie der Knochen des Höhlenlöwe­n als Leihgaben des Archäologi­schen Landesmuse­ums und des Landesamts für Denkmalpfl­ege Baden-Württember­g in der „Kammer des Löwenmensc­hen“präsentier­t. Die Archäologi­e-Abteilung des Museums umspannt einen zeitlichen Bogen von der Zeit des Neandertal­ers bis in das Ulm des späten Mittelalte­rs und der frühen Neuzeit. Ihr Star, der Löwenmensc­h, ist derzeit noch an einer zweiten Stelle zu sehen: Eine originalge­treue Nachbildun­g steht als Teil der Ausstellun­g „Warum Kunst?“in der Kunsthalle Weishaupt – als Sinnbild für den Beginn der Kunst.

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FOTO: MUSEUM ULM Diese Schmuckstü­cke aus dem Hohlenstei­n-Stadel sind nun im Museum.
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FOTO: MUSEUM ULM Auch Knochen eines Höhlenlöwe­n wurden entdeckt.

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