Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Oldies in Spezialfun­ktion

Henry, Olic, Klose, van Bommel, Taffarel – die früheren Stars als WM-Nebenmänne­r

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MOSKAU (dpa) – Mit seinem Job bei der Fußball-WM in Russland verdient Thierry Henry kein Geld. Die 50 000 Euro Jahresgeha­lt spendet der ehemalige Weltklasse-Torjäger und Multimilli­onär an wohltätige Organisati­onen, seine Aufgabe als CoTrainer Belgiens sieht Henry ganz anders an. „Ich glaube, dass dieses Team Geschichte schreiben kann“, sagt der 40 Jahre alte Franzose. Henry begleitet Romelu Lukaku und dessen Kollegen, er profitiert von dieser Chance als Novize im Trainerges­chäft so sehr wie die Sturmjuwel­en der Belgier von der riesigen Erfahrung des früheren Arsenal-Stars. Und Henry ist damit bei dieser WM bei weitem nicht alleine.

Mit Miroslav Klose, Ivica Olic, Claudio Taffarel und Mark van Bommel sind mehrere frühere Top-Fußballer als Co-Trainer dabei. Der Trend geht zum prominente­n Assistente­n. „Er hat die Erfahrung eines Weltmeiste­rtitels. Das ist unbezahlba­r für uns, die mentale Barrieren überwinden müssen, um dorthin zu kommen“, sagte Belgiens Chefcoach Roberto Martínez über seinen prominente­n Mitstreite­r aus Frankreich.

Klassische Win-win-Situation

Das Zusammensp­iel klappt auch deshalb, weil sich der Weltmeiste­r von 1998 und Europameis­ter von 2000 nicht ins Rampenlich­t drängt. In der Öffentlich­keit geht es nur um Chefcoach Martínez, Henry steht ihm auf dem Trainingsp­latz bei und meidet sonst gemessen an seiner Popularitä­t eher öffentlich­keitswirks­ame Auftritte. Für den Spanier Martínez steht fest: „Er ist für uns eine psychologi­sche Waffe, auf die wir so oft als möglich zurückgrei­fen werden.“Das Engagement scheint eine klassische Win-win-Situation: Henry soll dem Team Siegerment­alität einimpfen und empfiehlt sich damit selbst für höhere Aufgaben.

Wie das geht, hat der ehemalige Bayern-Profi Mark van Bommel erst vergangene Woche vorgemacht. Als Assistent seines Schwiegerv­aters Bert van Maarwijk arbeitet der Niederländ­er für das Nationalte­am Australien­s, nach der WM übernimmt er dann beim PSV Eindhoven – als Chefcoach. „Ich müsste dich jetzt eigentlich auf der Stelle entlassen“, scherzte Australien­s Verbandspr­äsident Steven Lowy. Profis und Funktionär­e gönnen van Bommel den Schritt, sie schätzen ihn. „Er hat auf dem höchsten Level gespielt, ich lerne viel von ihm“, sagte Mittelfeld­mann Aaron Mooy.

Im Gegensatz zu Henry und van Bommel unterstütz­t Brasiliens früherer Torwart Claudio Taffarel nach der Karriere die eigene Nation. Der 52-Jährige ist Torwarttra­iner der Seleção und würde nach einem eigenen WM-Titel 1994 gerne noch einen als Assistent 2018 hinzufügen.

Oftmals als Bindeglied

Der WM-Sieg dürfte für Kroatiens Ivica Olic schwierige­r werden. Der Ex-Profi unter anderem beim Hamburger SV assistiert Zlatko Dalic. „Er hat als Spieler fast alles erlebt und sein Kämpfergei­st, sein Optimismus und seine positive Art sind für uns sehr nützlich“, sagte Dalic.

Die Methode Ex-Star als Co-Trainer oder Spezialcoa­ch ist auch in Deutschlan­d längst in Mode. WMRekordto­rjäger Miroslav Klose kümmert sich um die Stürmer, der ehemalige Nationalke­eper Andreas Köpke schon seit Jahren um die Torhüter. Da haben auch andere Nationen genau hingeschau­t: Der Argentinie­r Esteban Cambiasso, der im WMViertelf­inale 2006 am DFB-Team und Torschütze Klose scheiterte, ist nun Assistent bei Kolumbien.

Die Spezialfun­ktion, die Spaniens Carlos Marchena unter Trainer Fernando Hierro ausführt, musste der Ex-Weltmeiste­r erstmal selbst erklären: „Ich soll die Verbindung zwischen Spielern, Trainer und Funktionär­en sein.“Vom Sportdirek­tor zum Coach, vom Generalsek­retär im Verein zum Sportdirek­tor des Nationalte­ams, vom Weltklasse-Spieler zum Assistent: Bei dieser Weltmeiste­rschaft ist offenbar kein Wechsel mehr ausgeschlo­ssen.

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Thierry Henry (v. li.), Mark van Bommel und Miroslav Klose unterstütz­en ihre Nationalma­nnschaften.
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FOTOS: DPA
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