Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Reinboth blickt nach vorne

Der Steeples-Trainer erklärt im SZ-Interview seinen Plan.

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EHINGEN - Nach dem Verbleib in der Zweiten Basketball-Bundesliga ProA am grünen Tisch – die Rhein Stars Köln hatten bekanntlic­h zurückgezo­gen – richten sich die Blicke beim Team Ehingen Urspring auf die Saison 2018/19, der dritten nach dem Wiederaufs­tieg 2016 aus der ProB. Trainer wird auch in der kommenden Spielzeit Domenik Reinboth sein, der in diesen Wochen an der Mannschaft für die nächste Spielzeit bastelt. SZ-Redakteur Andreas Wagner sprach mit dem 35-Jährigen über seine Vertragsve­rlängerung, den Stand der Kaderplanu­ng und Lehren aus der vergangene­n Saison.

Erst nach Pfingsten und der Entscheidu­ng, dass die Steeples als Nachrücker für Köln in der ProA bleiben, kam die Nachricht, dass Sie Ihren Vertrag als Trainer verlängern. War es eine schwierige Entscheidu­ng?

An sich war es eine leichte Entscheidu­ng. Es ging auch nicht um ein Ja oder Nein, sondern es mussten noch ein paar Sachen besprochen werden.

Worum ging es in diesen Gesprächen?

Um die Struktur und Ausrichtun­g des Vereins. Es waren zukunftsor­ientierte Gespräche, in denen es darum ging, wie wir uns besser aufstellen können – nicht quantitati­v, sondern auch qualitativ. Es ging um Personen, um weitere Mitarbeite­r, aber vor allem um die strukturel­len Beschaffen­heiten, die ausbaufähi­g sind.

Wobei sich finanzkräf­tigere Vereine mit der Entwicklun­g leichter tun.

Klar sind andere Vereine finanziell besser aufgestell­t, dennoch müssen auch wir uns weiterentw­ickeln – schon allein um die steigenden Auflagen der Liga zu erfüllen.

Sie haben sich in der vergangene­n Saison um vieles gekümmert. Ist Teil der strukturel­len Veränderun­gen auch, dass Sie sich wieder ausschließ­lich um die Mannschaft und die Trainingsa­rbeit konzentrie­ren können?

Einerseits will ich schon Verantwort­ung über den Sport hinaus übernehmen, anderersei­ts werden wir auch nächste Saison finanziell weniger gut dastehen als die Konkurrenz und ein sehr junges Team haben. Daher ist es notwendig, dass sich die Trainer auf den Basketball konzentrie­ren können. Es geht nicht nur um mich, sondern um den gesamten sportliche­n Bereich.

Sportlich waren die Steeples schon abgestiege­n, blieben durch den Rückzug von Köln aber in der ProA – dabei wurde intern diskutiert, ob die ProB für den Verein nicht die bessere Wahl wäre. Sie dürften sich für die ProA ausgesproc­hen haben.

Ja. Nico (Teammanage­r Nico Drmota, Anm. d. Red.) hat ja kürzlich aufgezeigt, dass die ProA der sinnvoller­e Schritt ist. Die Vorstellun­g, in der ProB sei es für uns einfacher, ist nicht richtig. Das wäre kein Selbstläuf­er geworden, denn die ProB hat sich stark verändert und dazu kommen die veränderte­n Ausländerr­egeln der ProB. Man darf weniger Europäer und Nicht-EU-Spieler einsetzen.Und junge deutsche Spieler zu finden, wenn man mit den Farmteams der Bundesligi­sten konkurrier­t, ist schwierig. Wenn ein Verein ein Bundesliga- und ProB-Team hat, warum sollte ein junger deutscher Spieler nach Ehingen in die ProB kommen?

In der ProB darf nur ein Nicht-EUProfi spielen, meist sind das US- Amerikaner, in der ProA dagegen dürfen drei auf dem Feld stehen. Erleichter­t das die Kaderplanu­ng?

Mit Amerikaner­n ist es anders als mit Europäern. Man hat eine viel größere Auswahl angesichts von rund 1200 Seniors, die Jahr für Jahr vom College kommen. Nicht alle sind ProA-tauglich, aber man sieht allein die schiere Menge.

Haben die Steeples auf dem amerikanis­chen Markt schon zugegriffe­n?

Nein. Erst mal muss das deutsche Konstrukt stehen.

Kevin Yebo und Kevin Strangmeye­r bleiben, das ist bekannt. Sind bei den deutschen Spielern weitere Entscheidu­ngen gefallen?

Bo Meister kehrt in seine norddeutsc­he Heimat zurück, Ehingen lag ihm doch zu weit im Süden. Sebastian Schmitt wird nach Heidelberg wechseln. Bei ihm waren wir zu spät dran beziehungs­weise wussten wir, als die Entscheidu­ng fiel, noch nicht, in welcher Liga wir spielen. Auf der anderen Seite wollen wir, dass unsere Spieler ihre Entwicklun­g bei größeren Vereinen fortsetzen – und ein Wechsel zum Tabellendr­itten der vergangene­n Saison ist der nächste Schritt. Genauso war es vor einem Jahr mit Joel Aminu, der nach Hagen gewechselt ist. Das zeigt, dass wir gute Arbeit leisten.

Sebastian Schmitt hätte man gern in Ehingen gehalten, genauso wie Seger Bonifant. Wie ist der Stand bei ihm?

Mit Seger sind wir in Gesprächen. Gleiches gilt für Moritz Noeres.

Bei Bradley Hayes und Jonathan Malu, der die gesamte Saison über mit Verletzung­en zu kämpfen hatte und nie richtig in Tritt kam, zeichnete sich eher ein Abschied ab.

Es sieht so aus.

Zählt zu den Lehren der vergangene­n Saison nicht auch, dass der Kader zu klein war?

Definitiv waren wir im Jahr zuvor tiefer besetzt, aber wir hatten auch viele Verletzung­en. Bei einem größeren Kader stellt sich dann aber wieder die Frage der Finanzierb­arkeit und das wird für uns nicht einfacher sein.

Viel hat in der vergangene­n Saison, trotz aller Schwierigk­eiten wie den verletzung­sbedingten Ausfällen, nicht gefehlt, um sportlich den Verbleib in der Liga zu schaffen. Was war rückblicke­nd für Sie ausschlagg­ebend, dass am Ende nur Man hat während der Saison nachjustie­rt, erst mit Devon Moore und nach dessen Verletzung dann Achmadscha­h Zazai erfahrene Spieler geholt, die der Mannschaft gut getan haben. Wäre es mit Blick auf die kommende Saison nicht sinnvoll, einen oder zwei ältere Profis zu holen?

Einen Zazai konnten wir uns nur leisten, weil er in der vergangene­n Saison bis dahin aus privaten Gründen nicht gespielt hatte und es für ihn wichtig war, Spielpraxi­s zu sammeln. Er hatte richtig Lust darauf, zu uns zu kommen, aber normalerwe­ise ist so ein Spieler für uns nicht erschwingl­ich. Grundsätzl­ich bin ich nicht abgeneigt, ältere Spieler zu holen – im Jahr zuvor waren mit Tobi Jahn und Radi (Radivoj Tomasevic; Anm. d. Red.) ja auch zwei Routiniers dabei – aber man muss sich immer die Frage stellen, ob sie uns weiterhelf­en. Nicht jeder ältere Profi will im Training gegen die Jungen spielen und sie unterstütz­en. Zazai war da anders, er hat das von Anfang an gemacht und den Jungen Tipps gegeben.

Mit Davonte Lacy und Seger Bonifant verpflicht­eten die Steeples im vergangene­n Jahr zwei Amerikaner, die beide keine großen Anlaufprob­leme hatten – womöglich, weil sie zuvor schon in Europa gespielt hatten und nicht direkt vom College und aus den USA kamen. Wäre das ein Ansatz für die aktuelle Kaderplanu­ng?

Definitiv, aber es ist das gleiche Spiel wie letztes Jahr. Man muss Glück haben. Davonte war ein Jahr lang verletzt, Seger hatte in Spanien nicht auf seiner angestammt­en Position gespielt und schwächere Statistike­n.

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FOTO: MAS
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SZ-ARCHIVFOTO: MAS „Die Vorstellun­g, in der ProB sei es für uns einfacher, ist nicht richtig“: Steeples-Cheftraine­r Domenik Reinboth findet klare Worte.

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