Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Dobrindt spricht von einer Schicksals­gemeinscha­ft

Versöhnlic­he Töne der CSU in Richtung CDU – Bundespräs­ident Steinmeier ruft zur Mäßigung auf

- Von Sabine Lennartz und Anna Kratky

BERLIN - Wochenlang eskalierte der Asylstreit zwischen CSU und CDU, jetzt sieht es nach einer leichten Beruhigung der Lage aus: CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt sagte, CDU und CSU seien eine Schicksals­gemeinscha­ft. „Unser Ziel ist, dass das so bleibt.“

Ungewohnt offen mahnte auch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier die Parteien, als er im Schloss Bellevue zum Abschluss seiner Deutschlan­dreise Vertreter der Bundesländ­er empfing. „Ich habe mich dieser Tage häufiger gefragt, wie sollen wir eigentlich erfolgreic­h für Vernunft und Augenmaß in der politische­n Debatte werben, wenn auf höchster Ebene und selbst im Regierungs­lager mit Unnachsich­tigkeit und maßloser Härte über eigentlich doch lösbare Probleme gestritten wird.“Steinmeier rief dazu auf, mehr miteinande­r zu reden und im Konfliktfa­ll Kompromiss­e zu suchen. „Deutschlan­d spricht nicht genug“, das gelte für den Dialog zwischen Politikern und Wählern genauso wie in der Gesellscha­ft insgesamt.

Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hatte das Fortbesteh­en der Fraktionsg­emeinschaf­t indirekt davon abhängig gemacht, dass Kanzlerin Angela Merkel beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag eine Lösung vereinbare­n kann, dass in anderen EU-Ländern bereits registrier­te Asylbewerb­er nicht mehr nach Deutschlan­d kommen. „Wir werden sehen, was sich am 28. Und 29. Juni tut“, sagte Dobrindt. Am Sonntag wollen darüber der CSU-Parteivors­tand in München und der CDU-Vorstand in Berlin beraten.

Die Bundeskanz­lerin wird bereits am Donnerstag im Bundestag eine Regierungs­erklärung zum EU-Gipfel abgeben. Am Dienstag empfing sie den spanischen Regierungs­chef Pedro Sanchez. Dabei dämpft sie noch einmal die Hoffnungen und sagte, dass sie vom EU-Gipfel kein großes Paket erwarte.

Die CSU besteht auf einer harten Linie in der Migrations­politik. Doch sie kennt auch die neuen Umfragen, nach denen sich ihr Kurs nicht auszahlt. Alexander Dobrindt erklärt die AfD zum Hauptfeind bei den bevorstehe­nden Landtagswa­hlen in Bayern. Er weist Vorwürfe, die AfD dadurch stark zu machen, indem er ihre Themen aufgreift, zurück und erinnert an alte Streitszen­en zwischen den Schwesterp­arteien CDU und CSU in der Asyldebatt­e Ende der 1980er-Jahre. Damals hatte Heiner Geißler als CDU-Generalsek­retär den damaligen bayerische­n Innenminis­ter Edmund Stoiber gewarnt, Republikan­er-Chef Schönhuber zu imitieren und damit den rechten Wähler zuzuschust­ern. 1992 aber habe dann der Asylkompro­miss so gewirkt, dass die Republikan­er dann erledigt waren. „Das ist heute nicht anders“, so Dobrindt. Deshalb werde man den Dissens nicht offen im Raum stehen lassen.

„Der Streit zwischen CDU und CSU lähmt die gesamte politische Arbeit, klagt SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles. Sie erinnerte außerdem daran, dass auch die SPD in der Asylfrage mitreden müsse. Die SPD sei für eine europäisch­e Lösung.

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FOTO: DPA Die Wogen haben sich etwas geglättet: Angela Merkel (CDU) und Alexander Dobrindt (CSU) bei der Fraktionss­itzung. Rechts Volker Kauder.
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FOTO: OH Annette Schavan beendet ihre Amtszeit als deutsche Botschafte­rin beim Vatikan.

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