Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Unterstadi­on will Entsorgung des Mülls weiter selbst organisier­en

Bürgermeis­ter hätte sich Abgabe an den Kreis gewünscht – Räte wollen individuel­les System behalten

- Von Eileen Kircheis

● UNTERSTADI­ON - Unterstadi­on will auch künftig die Entsorgung des Mülls selbst organisier­en, das hat der Gemeindera­t am Montagaben­d beschlosse­n. Allein Bürgermeis­ter Uwe Handgrätin­ger hatte sich dafür ausgesproc­hen, die Aufgabe wieder dem Landkreis zu übertragen. Bei der Abstimmung waren Müllentsor­ger KarlEberha­rd Braig und sein Sohn anwesend und schürten bei den Ratsmitgli­edern Ängste, dass nach einer Übertragun­g an den Kreis die Müllentsor­gung nicht mehr reibungslo­s funktionie­ren würde.

„Für die Verwaltung wäre es eine Entlastung, die Müllentsor­gung wieder an den Kreis zu übertragen“, sagte Bürgermeis­ter Uwe Handgrätin­ger während der Ratssitzun­g. Schließlic­h würden anstehende gesetzlich­e Veränderun­gen die Müllentsor­gung weiter verkompliz­ieren und sicher auch nicht günstiger machen. Er betonte, dass der Landkreis gemeinsam mit den Kommunen ein für alle verträglic­hes Entsorgung­ssystem erarbeiten werde, auch wenn aktuell noch nicht feststehe, wie dieses aussehen könnte. Der Bürgermeis­ter räumte ein, dass die Leerungen der Tonnen und die Zusatzabfu­hren für Sperrmüll und Altholz nicht mehr so individuel­l geplant werden könnten und gab gleichzeit­ig aber zu bedenken, dass auch jetzt schon eine Abstimmung mit den übrigen Gemeinden der Wiegegemei­nschaft erfolge.

Während der Beratung ergriff KarlEberha­rd Braig vom Ehinger Müllentsor­gungsunter­nehmen das Wort. Er hatte schon vorher eine Mail an die Gemeinde gesendet, in der er auch Zeitungsar­tikel aus anderen Regionen mitgeschic­kt hatte, um zu untermauer­n, dass eine Veränderun­g dazu führen könne, dass die Müllentsor­gung in den Gemeinden nicht mehr funktionie­re. Und auch auf andere Weise sollten die Ratsmitgli­eder im Vorfeld der Abstimmung beeinfluss­t werden. Ein unbekannte­r hatte einen Leserbrief in die Unterstadi­oner Briefkäste­n geworfen, in dem behauptet wird, dass mit einer landkreisw­eiten Lösung kleine Wertstoffh­öfe schließen müssten und so weite Wege für Bürger entstünden.

Karl-Eberhard Braig behauptete in der Sitzung, dass bei einer kreisweite­n Ausschreib­ung ein Großuntern­ehmer zum Zug kommen würde, dem es nicht wichtig sei, die Leerungen in den Gemeinde zuverlässi­g zu absolviere­n. „Die Vertragsst­rafen werden pünktlich bezahlt, aber der Müll trotzdem nicht geholt“, so der Ehinger Unternehme­r. Er behauptete zudem, dass bei den Großuntern­ehmern telefonisc­h nie jemand zu erreichen sei. „Da hängen Sie in der Warteschle­ife und niemand will etwas von ihrem Problem wissen.“Ihm und seinem Unternehme­n drohe das Aus, führte Braig weiter aus, weil er preislich nicht mit den Angeboten größerer Bieter mithalten könne, „wenn die uns wegpusten wollen“.

Bürgermeis­ter Uwe Handgrätin­ger bezweifelt­e, dass mit einem anderen Unternehme­r eine Verschlech­terung eintreten würde, wollte seinen Ratsmitgli­edern aber keine Empfehlung für ihre Abstimmung ausspreche­n, weil er selbst „hin und her gerissen“sei. „Ich tue mich etwas schwer bei der Abstimmung, weil wir nicht wissen, welches Konzept der Landkreis sich vorstellen könnte“, gab Ratsmitgli­ed Bruno Hipper zu bedenken.

Um das mittelstän­dische Unternehme­n mit seinen rund 140 Mitarbeite­rn zu schützen und die Individual­ität für Unterstadi­on zu wahren, sprach sich Ratsmitgli­ed Rainer Müller dafür aus, die Müllentsor­gung auch weiterhin kommunal zu organisier­en. Mit der Gegenstimm­e von Uwe Handgrätin­ger wurde das beschlosse­n.

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