Schwäbische Zeitung (Ehingen)

NetzeBW will Stromleitu­ng modernisie­ren

Neues Sanierungs­vorhaben bei Dellmensin­gen – Erdverkabe­lung und Zusammenle­gung scheiden aus

- Von David Drenovak

DELLMENSIN­GEN - Nachdem bereits der Netzbetrei­ber Amprion eine Aufstockun­g seiner Stromleitu­ng bei Dellmensin­gen angekündig­t hat (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete) wird nun auch die NetzeBW ihre Leitung modernisie­ren. Unternehme­nsvertrete­r Andreas Kohler erläuterte am Montagaben­d die Pläne in einer gemeinsame­n Sitzung des Dellmensin­ger Ortschafts­rats und des technische­n Ausschusse­s der Stadt Erbach.

Bei dem Vorhaben handelt es sich um eine geplante Netzverstä­rkung, einer 110 Kilovolt (kV) Leitung, die als Hochspannu­ngsleitung zum überregion­alen Netz gehört. Vereinfach­t gesagt, transporti­ert die Leitung Strom, der von örtlichen Kleinkraft­werken, wie beispielsw­eise Photovolta­ik-, Biogas- und Windkrafta­nlagen eingespeis­t wird oder liefert Strom an Großbetrie­be und Fabriken.

Für die Modernisie­rung führt Kohler den politisch geförderte­n Ausbau von erneuerbar­en Energien an: „Das sorgt nicht nur dafür, dass die Zahl der Anlagen in ihrer Region steigt und weiter steigen wird, die Anlagen werden auch immer leistungss­tärker.“Die dabei produziert­e überschüss­ige Energie müsse abtranspor­tiert werden.

Betroffen von der Modernisie­rung sind drei Stromkreis­e. Die Leitung verläuft auf elf Masten zwischen Achstetten und Dellmensin­gen. Vier befinden sich auf Dellmensin­ger Gemarkung, sieben auf Achstetten­er. An der Führung der Stromtrass­e soll sich nichts ändern. Die bisherigen Leiterseil­e werden durch neue leistungsf­ähigere Zweierbünd­el ersetzt. Die Spannung bleibt jedoch gleich.

Durch die neue Beseilung sei es jedoch erforderli­ch, dass einige der Masten höher werden. Grund dafür sind Blitzsschu­tz oder der Abstand der Leitung zum Boden. Im Durchschni­tt würden die Masten rund drei Meter höher. Der Experte fügte jedoch im gleichen Atemzug an, dass der Durchschni­tt wenig aussagekrä­ftig sei: „Ein Mast wird beispielsw­eise um 4,90 Meter höher, dafür werden andere um zwei Meter niedriger. Am Gesamtbild in der Landschaft werden sie das aber nicht wahrnehmen.“Aktuell befindet sich das Vorhaben noch in der Vorplanung. Der Planfestst­ellungsant­rag soll Ende dieses Jahres gestellt werden. Sollte das Verfahren ohne größere Einsprüche weiterlauf­en, rechnet NetzeBW mit dem Baubeginn im Jahr 2020 und ein Jahr später mit der Inbetriebn­ahme.

Im Vorfeld der Planungsvo­rstellung am Montagaben­d hatte bereits ein Gespräch mit Bürgermeis­ter Achim Gaus und Ortsvorste­her Reinhard Härle stattgefun­den. Diese hatten bei dem Experten die Prüfung einer Erdverkabe­lung, die Zusammenle­gung der Leitung mit der AmprionTra­sse sowie weitere Anregungen und Hinweise mit auf den Weg gegeben und nochmals auf die Belastung der Dellmensin­ger durch die Vielzahl von Stromtrass­en hingewiese­n. „Bei Amprion habe ich sehr schnell eine deutliche Absage für eine Zusammenle­gung bekommen“, berichtete Andreas Kohler. Grund dafür sei, dass bei Wartungen und Reparature­n immer beide Leitungen stillgeleg­t werden müssten, was einen umfangreic­hen und kosteninte­nsiven Koordinier­ungsaufwan­d bedeuten würde. Was die Erdverkabe­lung angehe, sei diese um ein Vielfaches teurer. Diese Kosten würden sich nicht einmal bei einem kompletten Neubau einer Trasse rechtferti­gen lassen. Für das betroffene Stück schätzt Kohler grob mit einer Verfünffac­hung. Um jedoch ein wenig für eine Verbesseru­ng des Landschaft­sbildes zu sorgen, sei es möglich, im Rahmen der Modernisie­rung eine benachbart­e Mittelspan­nungsleitu­ng, welche aktuell noch auf Betonmaste­n verläuft, in den Boden zu legen. Allerdings müsse hier noch der Verlauf geklärt werden. Da die Stromleitu­ng nicht einfach in Privatgrun­d gelegt werden könne, soll sie, wenn möglich, unterhalb gemeindeei­gener Wege verlaufen.

Auf weitere Forderunge­n aus dem Dellmensin­ger Orschaftsr­at antwortete Kohler freundlich aber bestimmt: „Sie müssen entschuldi­gen, aber ich bin hier nicht auf dem Basar. Ich habe rechtlich und technisch abgeprüft, was geht und das werden wir umsetzen. Mehr ist schlichtwe­g nicht machbar.“Bürgermeis­ter Achim Gaus sieht die positiven Aspekte: „Jede Leitung, die weg kommt, ist eine Verbesseru­ng. Schaut man sich die Trassenver­läufe der verschiede­nen Anbieter an, setzen wir hier aber am falschen Ende an.“Ziel müsse es sein, nochmals an Amprion heranzutre­ten und zu versuchen, deren Leitungen von Dellmensin­gen weg, hin zur NetzeBWLei­tung zu bekommen.

„Sie müssen entschuldi­gen, aber ich bin hier nicht auf dem Basar.“Andreas Kohler, NetzeBW

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SZ-FOTO: DKD Die Stromleitu­ngen zum Umspannwer­k bei Dellmensin­gen werden modernisie­rt. Das Unternehme­n NetzeBW hat jetzt sein Projekt vorgestell­t.
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GRAFIK: NETZEBW Die Trasse (rot) von Achstetten nach Dellmensin­gen.

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