NetzeBW will Stromleitung modernisieren
Neues Sanierungsvorhaben bei Dellmensingen – Erdverkabelung und Zusammenlegung scheiden aus
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DELLMENSINGEN - Nachdem bereits der Netzbetreiber Amprion eine Aufstockung seiner Stromleitung bei Dellmensingen angekündigt hat (die Schwäbische Zeitung berichtete) wird nun auch die NetzeBW ihre Leitung modernisieren. Unternehmensvertreter Andreas Kohler erläuterte am Montagabend die Pläne in einer gemeinsamen Sitzung des Dellmensinger Ortschaftsrats und des technischen Ausschusses der Stadt Erbach.
Bei dem Vorhaben handelt es sich um eine geplante Netzverstärkung, einer 110 Kilovolt (kV) Leitung, die als Hochspannungsleitung zum überregionalen Netz gehört. Vereinfacht gesagt, transportiert die Leitung Strom, der von örtlichen Kleinkraftwerken, wie beispielsweise Photovoltaik-, Biogas- und Windkraftanlagen eingespeist wird oder liefert Strom an Großbetriebe und Fabriken.
Für die Modernisierung führt Kohler den politisch geförderten Ausbau von erneuerbaren Energien an: „Das sorgt nicht nur dafür, dass die Zahl der Anlagen in ihrer Region steigt und weiter steigen wird, die Anlagen werden auch immer leistungsstärker.“Die dabei produzierte überschüssige Energie müsse abtransportiert werden.
Betroffen von der Modernisierung sind drei Stromkreise. Die Leitung verläuft auf elf Masten zwischen Achstetten und Dellmensingen. Vier befinden sich auf Dellmensinger Gemarkung, sieben auf Achstettener. An der Führung der Stromtrasse soll sich nichts ändern. Die bisherigen Leiterseile werden durch neue leistungsfähigere Zweierbündel ersetzt. Die Spannung bleibt jedoch gleich.
Durch die neue Beseilung sei es jedoch erforderlich, dass einige der Masten höher werden. Grund dafür sind Blitzsschutz oder der Abstand der Leitung zum Boden. Im Durchschnitt würden die Masten rund drei Meter höher. Der Experte fügte jedoch im gleichen Atemzug an, dass der Durchschnitt wenig aussagekräftig sei: „Ein Mast wird beispielsweise um 4,90 Meter höher, dafür werden andere um zwei Meter niedriger. Am Gesamtbild in der Landschaft werden sie das aber nicht wahrnehmen.“Aktuell befindet sich das Vorhaben noch in der Vorplanung. Der Planfeststellungsantrag soll Ende dieses Jahres gestellt werden. Sollte das Verfahren ohne größere Einsprüche weiterlaufen, rechnet NetzeBW mit dem Baubeginn im Jahr 2020 und ein Jahr später mit der Inbetriebnahme.
Im Vorfeld der Planungsvorstellung am Montagabend hatte bereits ein Gespräch mit Bürgermeister Achim Gaus und Ortsvorsteher Reinhard Härle stattgefunden. Diese hatten bei dem Experten die Prüfung einer Erdverkabelung, die Zusammenlegung der Leitung mit der AmprionTrasse sowie weitere Anregungen und Hinweise mit auf den Weg gegeben und nochmals auf die Belastung der Dellmensinger durch die Vielzahl von Stromtrassen hingewiesen. „Bei Amprion habe ich sehr schnell eine deutliche Absage für eine Zusammenlegung bekommen“, berichtete Andreas Kohler. Grund dafür sei, dass bei Wartungen und Reparaturen immer beide Leitungen stillgelegt werden müssten, was einen umfangreichen und kostenintensiven Koordinierungsaufwand bedeuten würde. Was die Erdverkabelung angehe, sei diese um ein Vielfaches teurer. Diese Kosten würden sich nicht einmal bei einem kompletten Neubau einer Trasse rechtfertigen lassen. Für das betroffene Stück schätzt Kohler grob mit einer Verfünffachung. Um jedoch ein wenig für eine Verbesserung des Landschaftsbildes zu sorgen, sei es möglich, im Rahmen der Modernisierung eine benachbarte Mittelspannungsleitung, welche aktuell noch auf Betonmasten verläuft, in den Boden zu legen. Allerdings müsse hier noch der Verlauf geklärt werden. Da die Stromleitung nicht einfach in Privatgrund gelegt werden könne, soll sie, wenn möglich, unterhalb gemeindeeigener Wege verlaufen.
Auf weitere Forderungen aus dem Dellmensinger Orschaftsrat antwortete Kohler freundlich aber bestimmt: „Sie müssen entschuldigen, aber ich bin hier nicht auf dem Basar. Ich habe rechtlich und technisch abgeprüft, was geht und das werden wir umsetzen. Mehr ist schlichtweg nicht machbar.“Bürgermeister Achim Gaus sieht die positiven Aspekte: „Jede Leitung, die weg kommt, ist eine Verbesserung. Schaut man sich die Trassenverläufe der verschiedenen Anbieter an, setzen wir hier aber am falschen Ende an.“Ziel müsse es sein, nochmals an Amprion heranzutreten und zu versuchen, deren Leitungen von Dellmensingen weg, hin zur NetzeBWLeitung zu bekommen.
„Sie müssen entschuldigen, aber ich bin hier nicht auf dem Basar.“Andreas Kohler, NetzeBW