Wenn Rostow nicht Rostow ist
Russland ist groß, Russland ist weit – und für WM-Touristen mitunter ein doch recht kompliziertes Reiseziel
MOSKAU (dpa/sz) - Nicht immer wissen die ausländischen Besucher bei der Fußball-WM in Russland ganz genau, wo sie sind oder hinwollen: Das Land ist groß, die Sprache schwierig, es gibt Städte fast gleichen Namens. So suchte eine Gruppe Schweizer in Rostow am Don in Südrussland vergeblich ihr Hotel. Sie hatten sich nämlich in der Kleinstadt Rostow Weliki eingebucht. Die ist ruhig und hat wunderschöne altrussische Kirchen. Nur ist sie a) folgerichtig nicht Russlands zehntgrößte Ansiedlung, hat sie b) keine 1,115 Millionen Einwohner, verfügt sie c) über kein ausreichend großes Stadion, ist also d) kein WM-Spielort – und liegt e) schlappe 1300 Kilometer entfernt ganz in der Nähe von Moskau.
Mithilfe findiger Taxifahrer und der örtlichen Notrufzentrale kamen die fehlgeleiteten Fans (gibt es in der Confoederatio Helvetica eigentlich keine Landkarten, keine Routenplaner, respektive Navis für Nati-Anhänger???) aber doch noch in Rostow am Don unter. „Ausländische Touristen, die zur Unterstützung der Schweizer Mannschaft gekommen sind, haben uns gerufen und erklärt, dass sie ihr Hotel suchen“, wird die lokale Polizei zitiert. Ein Übersetzer habe ihnen dann erklärt, dass sie die Ortsnamen verwechselt hätten und ihr Hotel in Rostow Weliki stehe. Die Polizei habe den Eidgenossen schließlich geholfen, eine neue Unterkunft am richtigen Ort zu finden. Die Hotels in Rostow Weliki wiederum haben flugs alle Buchungen überprüft, um weitere ortsunkundige Fußballgäste vor weiteren Irrtümern zu warnen.
Dabei müssen die Städte gar nicht gleich heißen für einen Fan-Fauxpas. Schon ein ähnlicher Klang reicht aus: Am Bahnhof von Wolgograd irrten dieser Tage drei chinesische WMTouristen umher. Sie wollten abreisen, hatten aber Tickets für Züge gekauft, die aus der Stadt Wologda (1500 Kilometer entfernt) abfuhren.