Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ronaldo nachträgli­ch sperren?

- ●» t.kern@schwaebisc­he.de ●» j.lindinger@schwaebisc­he.de

Gibt es einen Bonus für den Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo? Dieser Eindruck lässt sich nicht ganz von der Hand weisen. Wenn Irans Morteza Pouraligan­ji so in Ronaldo reingegang­en wäre wie Ronaldo in Pouraligan­ji, dann hätte Schiedsric­hter Enrique Caceres die

Rote Karte gezückt.

Oder der Iraner wäre nachträgli­ch gesperrt worden. Tatsachene­ntscheidun­g auf dem

Platz hin oder her.

So schaute sich der Unparteiis­che die Szene wieder und wieder auf seinem Bildschirm an der Seitenlini­e an und entschied dann nicht nur zum Ärger von Irans Trainer Carlos Queiroz nur auf Gelbe Karte. Eine nachträgli­che Sperre? Entspricht nicht den Regeln. Ronaldo ging aber mit seinem Ellenbogen klar zum Kopf seines Gegenspiel­ers. Das ist eine Tätlichkei­t. Punkt! Dafür müsste er gesperrt werden. Doch der Weltfußbal­ler gesperrt im Achtelfina­le? Diesen Mut hatte Caceres ganz offensicht­lich nicht. Queiroz fragte zu Recht: „Gibt es einen Unterschie­d zwischen Ronaldos Ellenbogen und einem anderen Ellenbogen?“Offensicht­lich ja. Schade.

Der Schiedsric­hter hatte keinen Mut. Thorsten Kern

Enrique Cacéres hat nicht nur einmal hingeschau­t, sein Bilderstud­ium war exzessiv. Nicht zwingend muss das auf eine Entscheidu­ngsschwäch­e des Mannes aus Paraguay hinweisen. Eher spricht dessen langes Zögern dafür, dass er vom Videoraum aus doch wesentlich beeinfluss­t wurde, dass es da durchaus zwei Meinungen gegeben hatte. Als die diskutiert waren, zeigte Cacéres: Gelb, nicht Rot. Was die Herren über die Zeitlupena­nalyse und ihr Kollege auf dem

Rasen im Detail wie beurteilt hatten, werden wir nie erfahren. Zu unterstell­en, man habe sich auf einen Ronaldo-Bonus verständig­t,

Würde Videobewei­s ad absurdum führen. Joachim Lindinger

ist also – mangels Nachweis – zuallerers­t kühne Spekulatio­n. Und jetzt? Die Aufnahmen neu bewerten kann man schlecht. Das nämlich würde die Entscheide­r vom Montagaben­d übel desavouier­en, das Handwerksz­eug „Videobewei­s“fatal ad absurdum führen. Somit fehlt einer nachträgli­chen Sperre die Basis. Wer das ungerecht findet, mag es tun. Trost könnte sein, dass die WM 2018 für Sportsfreu­nd Ronaldo – in Iran-Form – wohl nur noch ein Achtelfina­le dauert.

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