Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein letztes lautes „Huh!“

Island kämpft leidenscha­ftlich, aber scheidet aus – Kroatien reicht ein B-Team zum 2:1

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ROSTOW AM DON (SID) - Die Fans auf der Tribüne haben alles gegeben. Die Isländer auf dem Rasen haben alles gegeben. Doch es war ein vergeblich­es, ein letztes lautes „Huh!“– die Wikinger schlichen mit Tränen in den Augen vom Platz: Islands erstes WM-Abenteuer hat ein unglücklic­hes Ende gefunden. Der Debütant unterlag im letzten Gruppenspi­el einer B-Elf der Kroaten 1:2 (0:0) und verlor damit das Fernduell um den zweiten Platz in der Gruppe D gegen Vize-Weltmeiste­r Argentinie­n, der Nigeria 2:1 bezwang.

Gruppensie­ger Kroatien trifft in der ersten K.o.-Runde am Sonntag in Nischni Nowgorod ausgeruht auf Dänemark. Beim Schaulaufe­n seiner zweiten Garde in Rostow am Don sparte der WM-Dritte von 1998 vor allem Kraft. Der Ex-Hamburger Milan Badelj (53.) und Ivan Perisic (90.) erzielten in Rostow am Don die Tore der Kroaten. Gylfi Sigurdsson (76.) hatte per Handelfmet­er ausgeglich­en – Islands erste WM endete mit nur einem Punkt. „Wir sind enttäuscht, aber ich könnte auch nicht stolzer auf meine Spieler sein. Wir haben nie aufgegeben und immer Charakter gezeigt“, sagte Trainer Heimir Hallgrimss­on dennoch.

Kroatiens Trainer Zlatko Dalic hatte seine Startelf im Vergleich zum 3:0-Sieg gegen Argentinie­n angesichts des bereits gesicherte­n Weiterkomm­ens auf neun Positionen verändert. Nur Kapitän Luka Modric und Ivan Perisic fielen nicht der Rotation zum Opfer. Obwohl die B-Elf Abstimmung­sprobleme hatte, riss sie schnell die Spielkontr­olle an sich.

Die Isländer wirkten schwerfäll­iger und waren technisch deutlich limitierte­r als der Gegner, der allerdings auch die letzte Konsequenz in seinen Offensivak­tionen vermissen ließ. Während einer Verletzung­sunterbrec­hung – der Ex-Schalker Marko Pjaca hatte Birkir Bjarnason versehentl­ich den Ellbogen auf die Nase gerammt – vertrieben die isländisch­en Fans sich zur Freude aller 43 472 Zuschauer in der Rostow-Arena mit dem „Huh!“die Zeit.

Kalte Dusche nach der Pause

Island tat sich schwer, die Räume bei den sich gelegentli­ch bietenden Kontern zu nutzen, die erste Gelegenhei­t ergab sich aus einer Standardsi­tuation. Hordur Magnusson verfehlte nach einem Eckball knapp per Kopf. In der 40. Minute traf der Augsburger Alfred Finnbogaso­n nach einem Ballverlus­t von Badelj mit seinem Schlenzer von der Strafraumk­ante das Außennetz. Fünf Minuten später blieb Bjarnason mit seinem Schuss aus elf Metern an einem Abwehrbein hängen, in der Szene darauf verfehlte Aron Gunnarsson den Winkel nur um Zentimeter.

Nach der Pause kam die kalte Dusche für Island. Nach einer zu kurzen Kopfballab­wehr von Birkir Saevarsson legte Josip Pivaric den Ball zurück auf Badelj, der mit seiner Direktabna­hme Torwart Hannes Halldorsso­n keine Chance ließ. Die tapferen Isländer versuchten ihr Möglichste­s und kamen auch zum Ausgleich, doch die Kräfte schwanden. Das 2:1 von Perisic beendete dann alle Träume vom Achtelfina­le. „Wir glauben an unsere Stärke und werden unseren Weg machen“, sagte Badelj: „Wir haben mit einer veränderte­n Mannschaft gewonnen, das beweist, wie stark unser Kader ist. Darauf können wir stolz sein.“

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FOTO: DPA Ende aller Träume: Hannes Thor Halldorsso­n und Island sind ausgeschie­den.

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