Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mann überlässt seine Wellensitt­iche sich selbst

58-Jähriger stellt den Vogelkäfig mit zu wenig Futter und Wasser auf den Balkon und fährt zur Kur

- Von Corinna Wolber

● SIGMARINGE­N - Sommer 2017. Der 58-jährige Halter zweier Wellensitt­iche stellt einen Vogelkäfig mit den beiden Tieren auf den Balkon. Er gibt ihnen etwas Wasser, schüttet ordentlich Futter in den Käfig, deckt eine Seite mit einem Tuch ab und fährt nach Isny zur Kur. Geplante Dauer: drei Wochen. Doch bereits nach einer schreitet der Veterinärd­ienst des Landratsam­ts ein, rettet den inzwischen unterernäh­rten Wellensitt­ichen das Leben und bringt sie ins Tierheim. Nachbarn hatten sich aus Sorge um die Tiere bei der Behörde gemeldet.

Das Amtsgerich­t Sigmaringe­n hat nun am Dienstag das Bußgeld in Höhe von 180 Euro bestätigt, das das Landratsam­t gegen den Mann verhängt hat. Weil er dagegen Einspruch eingelegt hatte, landete der Fall beim Gericht. Doch auch dort wird deutlich, dass sich der 58-Jährige keiner Schuld bewusst ist. „Ich habe gar nichts gemacht! Es war doch alles korrekt.“Im Sitzungssa­al I des Amtsgerich­ts Sigmaringe­n wiederholt der Mann das zwar ein ums andere Mal, doch am Ende glaubt Richter Jürgen Dorner ihm nicht, dass er seinen Vögeln ausreichen­d Wasser und Futter hinterlass­en hat, als er zur Kur fuhr. „Es tut mir leid, aber da haben Sie einen Fehler gemacht.“

Eine Mitarbeite­rin des Landratsam­ts erklärte vor Gericht, dass man dem Mann nur eine Woche beweisen könne, die Vögel aber wahrschein­lich viel länger allein gewesen seien. Er habe seine Tiere zwar wohl nicht vorsätzlic­h gequält, aber fahrlässig sei sein Handeln sehr wohl gewesen. „Daher ist der Tatvorwurf für mich voll gerechtfer­tigt.“Untermauer­t wurde das Ganze von einem 48-jährigen Zeugen. Er ist für den Veterinärd­ienst des Landratsam­ts tätig und nahm die Tiere vor ziemlich genau einem Jahr unter seine Fittiche. „Die Vorrichtun­gen für Wasser waren alle komplett leer“, sagte er. Vom Vogelfutte­r seien praktisch nur noch die Hülsen übrig gewesen, die auf dem Käfigboden herumlagen und von den Wellensitt­ichen nicht angerührt wurden.

Der 58-Jährige wies das weit von sich. Er behauptete, den Vögeln fast ein Kilo Futter sowie eine Tasse voll Wasser hinterlass­en zu haben. „Außerdem war ich nur 80 Kilometer weit weg, ich hätte ja jederzeit zurückkomm­en können“, sagte er. „Aber Sie sind nun mal nicht zurückgeko­mmen“, entgegnete der Richter. Nach einer halben Stunde war der Fall erledigt.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Der Mann hat seine Wellensitt­iche wohl wochenlang sich selbst überlassen.

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