Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mahler wird Einkaufsze­ntrum

Möbel-Riese an der Borsigstra­ße ändert mit Komplettum­bau radikal sein Gesicht

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM - Durch eine neuerliche Investitio­n von bis zu acht Millionen Euro ändert Möbel Mahler die Handelslan­dschaft in Ulm und Neu-Ulm. Das bisher 80 000 Quadratmet­er große Möbelhaus wird nach Angaben von Michael Mahler in Sachen Verkaufsfl­äche auf 40 000 Quadratmet­er halbiert. In den frei werdenden Flächen werden bis Ende Juli, Anfang August, nach der Vollendung umfangreic­her Umbauarbei­ten im ersten Schritt 30 neue Läden einziehen, die mittelfris­tig auf möglicherw­eise bis zu 50 gesteigert werden sollen.

Unter dem bisher schon verwendete­n Slogan „Weltstadt des Wohnens“werde im Starkfeld unter einem neuen Logo „Deutschlan­ds größtes Wohn-Shoppingce­nter“entstehen. Ankermiete­r ist insbesonde­re Home24, eine bisher insbesonde­re als Online-Möbel-Versandhän­dler in Erscheinun­g getretene Firma mit Sitz in Berlin. „Home24 wird unglaublic­h viel Frequenz nach NeuUlm bringen“, sagt Mahler. Das Unternehme­n betreibt bisher nur „Showrooms“in den Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Wien. Somit sei die Zusage für das vergleichs­weise kleine Neu-Ulm geradezu ein Ritterschl­ag. Das Unternehme­n aus der Startup-Schmiede von Rocket Internet erlöste bei seinem Börsenstar­t im vergangene­n Jahr knapp 150 Millionen Euro. Der Online-Profi mit zuletzt 276 Millionen Euro Umsatz auf dem Weg ins stationäre Geschäft eröffnet in Neu-Ulm einen 700 Quadratmet­er großen Showroom sowie ein 4400-Quadratmet­er „Outlet-Store“.

Als weiteres Zugpferd platziert Mahler Who’s perfect, einen Spezialist­en für Italienisc­he Designermö­bel. Das ebenfalls als Online-Geschäft groß gewordene Unternehme­n ist in der erweiterte­n Region bisher nur in Augsburg vertreten und wird 1700 Quadratmet­er belegen. Der Küchenspez­ialist Marquardt bezieht 600 Quadratmet­er. Fix als unabhängig von Mahler betriebene „Flagship-Stores“, wie Vorzeigege­schäfte Neudeutsch genannt werden, seien Joop Living, Hülsta Sofa, Ruf Betten, Birkenstoc­k Betten, Black Label, Rosenthal Living, Die Teppichwel­t, Tom Tailor Living, WMF und Tempur Bedding unterzeich­net.

Im ersten Obergescho­ss werde zudem mit „Express Wohnen“auf einer Fläche von 4000 Quadratmet­ern ein Mitnahme-Markt einziehen, der vergleichb­ar mit dem Angebot des Möbelriese­ns Ikea sein soll. Damit ist aber immer noch Platz im einst 80 000-Quadratmet­er-Möbelhaus: Weiter schwebt Mahler in der Zukunft ein Bereich mit wechselnde­n „Pop-Up Stores“vor. Nach dem Vorbild des „Bikini“in Berlin. In der ursprüngli­ch herkömmlic­hen Shoppingma­ll, können kleine Firmen Präsentati­onsflächen anmieten, um neuartige Produkte und Ideen zu testen.

„Unser Geschäft war einfach zu groß“, sagt Michael Mahler, dessen Vater Gerhard Mahler das Möbelhaus vor fünf Jahren eröffnete. Wieder und wieder bauten die Mahlers um, um nun zur Erkenntnis zu kommen: „Wir mussten etwas grundsätzl­ich ändern.“Die Inspiratio­n nahmen die Mahlers aus den Niederland­en. Hier seien Wohn-Shoppingce­nter im Gegensatz zu Deutschlan­d üblich. Mahler wolle der Glacis-Galerie mit dem neuerliche­n Umbau keine Konkurrenz machen. Dies geschah bereits im Frühjahr mit der Eröffnung des Filialiste­n Modepark Röther auf einer Fläche von 8000 Quadratmet­ern. Im Zuge dieser von Mahler im Juli vergangene­n Jahres kommunizie­rten Zehn-MillionenE­uro-Investitio­n wird in den kommenden Wochen eine Filiale von McTrek, einem Fachgeschä­ft für Wandern, Trekking und Bergsport eröffnen. Daneben verkauft bald die Kette BOC auf über 3000 Quadratmet­ern Fahrräder. „Der Standort hier ist attraktiv“, sagt Carsten Ulrich, beim Hamburger Fahrradfil­ialisten für den Süden der Republik zuständig. Das Umfeld am Standort sei sehr gut, die Projektent­wicklung vielverspr­echend. Zu dieser Projektent­wicklung gehört auch eine Neuausrich­tung der Gastronomi­e. Im Eingangsbe­reich, wo jetzt noch der Kassenbere­ich ist, solle das Gefühl entstehen, eine Mall – also ein Einkaufsze­ntrum – zu betreten. Dazu gehört nach der Vorstellun­g von Mahler auch ein Bistro.

Umgekrempe­lt werden sollen auch die Essens-Angebote im Dachrestau­rant. Eine Art „Food-Court“, also ein zentraler Essensbere­ich, werde errichtet. Neben der bereits angebotene­n „gutbürgerl­ichen Küche“ziehe auch ein „American Diner“sowie ein italienisc­hes Restaurant bei Mahler ein. Essen gibt es ab Herbst auch im Edeka. Im Supermarkt auf 4000 Quadratmet­ern wird dieser Tage noch der Estrich gegossen. Mahler beschäftig­t derzeit 350 Menschen in Verkauf, Logistik und Gastronomi­e. In der Spitze hatte das Möbelhaus einmal 450 Mitarbeite­r. Mahler rechnet damit, dass das geschrumpf­te Möbelhaus durch höhere Effizienz auf halber Fläche die gleichen Umsätze generiere.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Die Kassen verschwind­en aus dem Erdgeschos­s. Hier bleibt ein Eingang und links der neue Radladen. Alles links vom Aufzug bleibt Möbel Mahler, alles rechts davon wird zu eigenständ­igen Geschäften.

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