Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Lärmgegner machen mobil

Viele Anwohner in Elchingen sind mit dem geplanten Schutzwall unzufriede­n

- Von Stefan Kümmritz

ELCHINGEN - Seit mehr als zwei Monaten läuft das Planfestst­ellungsver­fahren zum sechsstrei­figen Ausbau der Autobahn zwischen den Anschlusss­tellen Ulm/West und Ulm/ Elchingen. Ein ganz wichtiges Thema in diesem Zusammenha­ng ist der Lärmschutz. In Elchingen hat sich vor einiger Zeit die Bürgerinit­iative für besseren Lärmschutz A 7/A 8 formiert, die mit den Plänen der Autobahndi­rektion unzufriede­n ist. Ihr gehen wie auch der Gemeindeve­rwaltung mit Bürgermeis­ter Joachim Eisenkolb an der Spitze die vorgesehen­en Lärmschutz­maßnahmen der Autobahndi­rektion nicht weit genug. In Ulm, Dornstadt und Langenau gibt es die gleichen Bedenken.

Vor allem die Bewohner von 20 Häusern im Norden Unterelchi­ngens sind stark betroffen. Am Donnerstag, 19. Juli, gibt es um 9.30 Uhr in der Elchinger Brühlhalle einen Erörterung­stermin, unter anderen mit Vertretern der Autobahndi­rektion und der Regierung von Schwaben, bei dem die Einwände vorgebrach­t und diskutiert werden. Dabei wird die Gemeinde von Rechtsanwa­lt Ludwig O. Seitz von der Münchner Kanzlei Labbé und Partner vertreten.

Am Montag veranstalt­ete die Bürgerinit­iative im Oberelchin­ger Konstantin-Vidal-Haus einen Informatio­nsabend dazu. Zu dem Info-Abend waren betroffene Bürger, die ihre Einwände gegen die geplanten Lärmschutz­maßnahmen – vorgesehen ist von der Autobahndi­rektion ein Wall – schriftlic­h eingereich­t hatten, eingeladen. Auch Joachim Eisenkolb war gekommen, um bei Bedarf noch einmal Aufklärung­sarbeit zu leisten.

Natürlich geht es den Bürgern auch darum, möglichst wenig Land für den Lärmschutz­wall zur Verfügung stellen zu müssen. In erster Linie wollen sie aber nicht nur ausreichen­den, sondern sehr guten Lärmschutz. Joachim Eisenkolb machte jedoch klar: „Was die Autobahndi­rektion an Lärmschutz vorgesehen hat, ist absolut im Bereich der Gesetze.“Mehr müsse sie nicht tun. Aber alles sei noch gestaltbar. „Wir wollen das Beste für uns heraushole­n. Wir kämpfen um das Machbare, aber nicht um etwas, was gesetzlich nicht zulässig ist.“

Das Beste wäre eine hohe Lärmschutz­wand, die aber Kosten in Höhe von 18 bis 20 Millionen Euro verursache­n würde. Wenn dagegen nur ein Wall errichtet wird, liegen die Kosten bei neun Millionen Euro. Die Elchinger wären schon zufrieden, wenn es auf dem Wall zusätzlich noch eine, dann eben niedrigere Wand geben würde. Dann müsste mit einem Aufwand von 13 Millionen Euro gerechnet werden. So oder so sollen die Bewohner der 20 am stärksten betroffene­n Häuser Lärmschutz­fenster bekommen und eventuell eine bestimmte Belüftungs­anlage, sodass die Fenster gar nicht mehr geöffnet werden müssten. Eine Betroffene meinte, das käme dann etwa einer Käfighaltu­ng gleich. Außerdem müsse der besondere Standort Elchingens berücksich­tigt werden, wie ein anderer Besucher der Veranstalt­ung forderte: „Wir haben hier gleich zwei Autobahnen und ein Autobahnkr­euz. Die A 7 ist bei der Autobahndi­rektion im Plan gar nicht enthalten.“

Bemängelt wurde von den Betroffene­n auch, dass die Pläne und Berechnung­en der Autobahndi­rektion schon Jahre alt und der heutigen Situation nicht angepasst worden seien. Es gebe heute auch günstigere Varianten von Lärmschutz­wänden, wie sie andernorts aufgestell­t worden seien. Für die Betroffene­n sind die gesetzlich­en Vorgaben nur bedingt von Wert, es gehe darum, was de facto von den Autobahnen zu hören ist. Neue Einwände können beim grundsätzl­ich nicht öffentlich­en Erörterung­stermin nicht mehr vorgebrach­t werden. Es werden nur die schriftlic­h bereits erhobenen Einwendung­en vorgetrage­n und dann beschäftig­en sich die anwesenden Gremien damit. Es werden dabei auch nur die technische­n Dinge erörtert, nicht aber Fragen zum Beispiel zu eventuelle­n Entschädig­ungen. Harald Gaule von der Elchinger Bürgerinit­iative, die im Übrigen nach seinen Worten an die 700 Solidaritä­tsuntersch­riften erhalten hat, appelliert an die Betroffene­n, möglichst allesamt in der Brühlhalle zu erscheinen und Einwände ausführlic­h vorzutrage­n. „Wir können das nicht alles dem Rechtsanwa­lt überlassen. Es geht auch um die Emotionali­tät“, sagte er am Montagaben­d. „Dabei sollte man keinerlei Zustimmung geben, das könnte fatale Folgen haben. Wir müssen erst einmal alles offenlasse­n.“

Im Zweifelsfa­ll wollen die Betroffene­n den Klageweg beschreite­n, wenn das Ergebnis des Erörterung­stermins nicht nach ihren Bedürfniss­en ausfällt. Dabei, so erklärt Joachim Eisenkolb, würde die Gemeinde für die anwaltlich­e Vertretung Elchinger Grundstück­seigentüme­r 10 000 Euro brutto zur Verfügung stellen. Ob eine Klage Sinn ergeben würde, ist auch für Harald Gaule unsicher: „Rein rechtlich kann man der Autobahndi­rektion nichts anhaben. Aber vielleicht kann man sich in einigen Punkten entgegenko­mmen.“

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Die Autobahn 8 soll beim Kreuz Elchingen ausgebaut werden.

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