Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ärger in Ellwangen über Hauks Forderung

Gartenscha­u nur bei LEA-Vertrag: Kommunalpo­litiker fühlen sich erpresst

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ELLWANGEN (sz/lsw) - Ellwangen bekommt die Landesgart­enschau 2026, soll dafür aber den Vertrag für die Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e verlängern: Diese Erwartungs­haltung von Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) stößt auf der Ostalb auf Widerspruc­h und harsche Kritik – Gemeinderä­te sprechen von „Skandal“und „Erpressung“.

SPD-Landeschef­in Leni Breymaier zeigte sich „fassungslo­s“wegen dieser Verbindung. „Diese Art der Erpressung durch den Minister ist unmöglich. Ich erwarte, dass der Ministerpr­äsident die Sache übernimmt und Hauk in die Schranken weist.“Auch die AfD im Landtag warf dem Minister „Politik nach Gutsherren­art“vor.

„Ein Dankeschön“

Der Minister verteidigt­e die Entscheidu­ng am Freitag: Dank sei „die stärkste Form der Bitte“, die LEA weiterzufü­hren. Das sei die Erwartungs­haltung der Landesregi­erung, hieß es in einer Mitteilung von Hauks Ministeriu­m. Es sei richtig, die Erfahrunge­n und bestehende­n Strukturen in Ellwangen weiterhin zu nutzen. Zudem sei die Zahl der Flüchtling­e und somit der Druck auf die LEA gesunken. „Der Zuschlag an die Stadt Ellwangen ist ein Dankeschön an die Bevölkerun­g“, sagte Hauk der Mitteilung zufolge. Die Bürger in Ellwangen hätten viel Einsatz und Engagement in der Flüchtling­sarbeit gezeigt. „Deshalb war es dem Land ein besonderes Anliegen, nicht nur das gute Konzept, das die Stadt eingereich­t hat, sondern auch dieses große bürgerscha­ftliche Engagement zu würdigen“, sagte der Minister.

Dagegen weist der CDU-Kreisverba­nd Ostalb die Darstellun­g von Hauk scharf zurück und fordert von der Landesregi­erung Aufklärung. „Es ist schade, wie hier das ehrenamtli­che Engagement für die LEA gegen das ehrenamtli­che Engagement, welches zur Zusage für die Landesgart­enschau geführt hat, ausgespiel­t wird“, so der Vorsitzend­e der Ostalb-CDU, Roderich Kiesewette­r. Und der Ellwanger Landtagsab­geordnete Winfried Mack betont: „Es gibt politisch überhaupt kein Junktim zwischen Landesgart­enschau und LEA. Abgesehen davon wäre dies auch eine sachfremde Erwägung und damit unzulässig.“

Genau das steht aber in einem Brief von Hauk, den Oberbürger­meister Karl Hilsenbek (parteilos) am Donnerstag vor einer Sitzung des Verwaltung­sausschuss­es des Ellwanger Gemeindera­tes bekannt gemacht hatte. Demnach erhalte die Stadt „den Zuschlag für die Landesgart­enschau 2026 mit der Maßgabe, dass sie die Vereinbaru­ng mit der Landesregi­erung bezüglich der Landeserst­aufnahme für Flüchtling­e verlängert“.

„Dass der Minister uns schreibt, dass das eine eine Bedingung für das andere ist, halte ich für einen Skandal“, sagte Rolf Merz, CDU-Fraktionsc­hef im Gemeindera­t anschließe­nd. Gunter Frick, Fraktionsc­hef der Freien Wähler, sprach von „Erpressung“. Oberbürger­meister Hilsenbek will nun einen Brief an Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) schreiben – und den Regierungs­chef auffordern, Hauks Schreiben zurückzune­hmen.

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FOTOMONTAG­E: GR Hinweis durch die Blume: Das Land erwartet von der Stadt Ellwangen eine Verlängeru­ng des Vertrags zur Landeserst­aufnahme.

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