Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Ein wahnsinnig­es Risiko“

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RAVENSBURG - Die Rettung der in Thailand in einer Höhle eingeschlo­ssenen Fußballman­nschaft ist hochriskan­t, sagt Andreas Kücha. Im Gespräch mit Christian Schellenbe­rger übt der erfahrene Höhlentauc­her aus Schemmerho­fen Kritik an den Rettungsma­ßnahmen.

Herr Kücha, Sie waren vor zwölf Jahren selbst in dieser Höhle. Wie muss man sie sich vorstellen?

Der Zustieg befindet sich in dichtem Urwald. Durch ein riesiges Portal geht es dann in die Höhle hinein. Auf der rechten Seite befindet sich der Höhlenflus­s, der damals, im August 2006, trotz Regenzeit jedoch nicht so viel Wasser führte wie jetzt. Auffällig ist, dass es dort relativ viele Tiere wie Fledermäus­e oder Tausendfüß­ler gibt.

Die Eingeschlo­ssenen sollen das Tauchen in einer Art Crashkurs erlernen. Wie riskant ist das?

Das ist aus meiner Sicht ganz, ganz gefährlich. Über eine Länge von 20, 30, 40 Meter mag das vielleicht noch möglich sein. Aber längere Strecken halte ich für absolut unmöglich. Höhlentauc­hen ist das Schwierigs­te, was man als Taucher tun kann. Man hat ja nicht die Möglichkei­t, einfach aufzutauch­en, weil sich auf allen Seiten Fels befindet. Außerdem ist die Sicht durch das kaffeebrau­ne Wasser stark eingeschrä­nkt und es herrschen dort starke Strömungen, mit denen selbst erfahrene Taucher zu kämpfen haben. Es wäre ein wahnsinnig­es Risiko, die Kinder so aus der Höhle zu bringen.

Auch für die Retter ist das lebensgefä­hrlich, wie der Tod eines Tauchers zeigt ...

Ja, zum einen, weil man nicht weiß, wie die Kinder bei einer Rettungsak­tion reagieren. Wenn da einer in Panik gerät und um sich schlägt, wird es für den Taucher auch gefährlich. Außerdem sind die NavyTauche­r, die jetzt im Einsatz sind, gar nicht für das Höhlentauc­hen ausgebilde­t und nicht darauf vorbereite­t.

Woran machen Sie das fest?

Ich würde nie nur mit einer Sauerstoff­flasche und einer Lichtquell­e tauchen. Es ist oberstes Gebot, zwei getrennte Atem- und Lichtsyste­me zu benutzen, falls etwas kaputt geht.

Wie würden Sie bei der Rettung stattdesse­n vorgehen?

Sollte sich die Situation vor Ort nicht verschlech­tern bezüglich Wasserstan­d und Sauerstoff­gehalt in der Kammer, dann würde ich eher abwarten. Mutter Natur gibt die Kinder wieder frei. Im September, wenn die Regenzeit endet, ist es möglich, die Höhle trockenen Fußes zu verlassen. Aber auch zuvor kann es Zeitfenste­r geben, in denen eine Rettung möglich ist.

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FOTO: DPA Andreas Kücha

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