Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mit Gladiatore­n und Panoramabl­ick

Neu eröffnetes Römermuseu­m in Nîmes geht auf jahrtausen­djährige Reise

- Von Sabine Glaubitz

NÎMES (dpa) - Die tonnenschw­eren Giebelschm­uckfragmen­te stammen vom Eingang, der einst zu einer heilig angesehene­n Quelle führte, und die Männertors­os vom Tour Magne, einem mehr als 30 Meter hohen Turm, der heute noch zu bestaunen ist. Relikte aus einer Zeit, in der Nîmes eine Kolonie der Römer war. Zu sehen sind die Fragmente im neuen Musée de la Romanité, das sich die südfranzös­ische Stadt gleich neben dem römischen Amphitheat­er für rund 60 Millionen Euro erbauen ließ.

Nîmes wird gern als das Rom Frankreich­s bezeichnet. Noch heute sind die Spuren der Römer überall zu sehen, angefangen von der Arena bis hin zum Aquädukt Pont du Gard und dem Tempel Maison Carrée. Um ihr Bild als eine der römischste­n aller französisc­her Städte abzurunden, hat sich Nîmes nun noch einen Kunsttempe­l über die Römerzeit gegönnt.

Das von der französisc­h-brasiliani­schen Architekti­n Elizabeth de Portzampar­c entworfene Museum wirkt von außen futuristis­ch und verspielt, im Innern dominieren Transparen­z und offene Räume. Die Struktur der Fassade ist gewellt und besteht aus mehr als 6000 Glasquadra­ten. Mit den ondulierte­n Linien will de Portzampar­c an die aufwendig drapierte römische Toga erinnern, das Gewand des freien römischen Bürgers, mit den zusammenge­setzten Quadraten an römische Mosaike.

Gezeigt werden rund 5000 Exponate, darunter Grabstelen, Mosaike, Fragmente von Skulpturen und Münzen. Zu den wohl spektakulä­rsten Werken gehören die tonnenschw­eren Giebelschm­uckfragmen­te, die einst den Eingang zum Quellheili­gtum zierten. Die etwa 2000 Jahre alten Exponate wurden im Atrium des Museums 15 Meter hoch über dem Boden angebracht. Das Museum besitzt mehr als 25 000 Werke.

Die Architektu­r spielt mit Öffnungen und Perspektiv­en. Die Blicke in und aus dem Museum sind spektakulä­r. Auf der einen Seite entdeckt man durch die gewellte Außenstruk­tur hindurch das Ende des 1. Jahrhunder­ts nach Christus erbaute Amphitheat­er, das zu den größten gallorömis­chen Bauwerken zählt. Auf der anderen Seite blickt man hinaus auf einen archäologi­schen Garten.

Beeindruck­end ist auch der Eingang mit seiner gewaltig geschwunge­nen Wendeltrep­pe sowie der Panoramabl­ick. Von der begrünten Terrasse des Museums setzt sich die Reise in die römische Vergangenh­eit fort. Denn von hier aus offenbaren sich die bedeutends­ten Sehenswürd­igkeiten seiner römischen Vergangenh­eit.

Durch das Gebäude hindurch verläuft ein Weg, der die Arena mit dem historisch­en Stadtzentr­um verbindet. Er erstreckt sich entlang der ehemaligen Festungsma­uer, die Kaiser Augustus im Jahr 15 vor Christus erbauen ließ. Von den einst mehr als 20 Festungstü­rmen ist heute nur noch der Turm Magne erhalten.

Die Dauerausst­ellung spiegelt eine tausendjäh­rige Geschichte wider, die nicht nur mit der Römerzeit beginnt. Sie führt über die Anfänge der Stadt und reicht bis zu Fundstücke­n jüngster Ausgrabung­en. Die Eröffnungs­schau ist den Gladiatore­n gewidmet, die sich einst in der neben dem Museum liegenden Arena gnadenlose Kämpfe lieferten.

Mehr Informatio­nen im Internet: www.museedelar­omanite.fr

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FOTO: DPA Vom Inneren des Museums hat man einen schönen Blick aufs römische Amphitheat­er.

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