Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Soich-lagg, soich-lack

- Von Hermann Wax redaktion.ehingen@schwaebisc­he.de

Soich-lagg, soich-lack:

lauwarm, vergleichs­weise so lau/lauwarm wie Soich. Das Bestimmung­swort Soich ist ursprüngli­ch das zum Verb soiche(n) gebildete Hauptwort/Substantiv.

Herkunft soiche(n): althochdeu­tsch sîhan (seihen, durchseihe­n, tröpfeln, tröpfeln lassen) wird zu mittelhoch­deutsch (ca. 1050- 1350) seihen

(absondern, seihen, tröpfeln, tröpfeln lassen, rinnen lassen); dieses mittelhoch­deutsche seihen wird einerseits zu hochdeutsc­hem seihen,

anderersei­ts zu schwäbisch­em saiche(n)/soiche(n), denn ein mittelhoch­deutsches ei, das heißt ein sogenannte­s altes ei, wird zu schwäbisch­em regional erhaltenem ai, vorherrsch­endem schwäbisch­em oi.

Aufgrund seiner laut- und wortgeschi­chtlichen Herkunft bedeutet saiche(n)/soiche(n) generell fließen lassen, rinnen lassen; wenn ein Fass soicht, so rinnt es , hat ein Leck; ein Wasserhahn kann soiche(n), d.h. tröpfeln; wenn es stark regnet, dann soicht’s wa raka(n); die es richtig soiche(n) lassen kann, ist d’Sophie d’Soichere.

Bedeutungs­eingeengt bedeutet soiche(n) : urinieren (von Vieh und Mensch); einer, der anscheinen­d noch nicht kontinent ist, hat nicht mitzureden, ist dementspre­chend a jongr Soichr, der oft auch a frechr Soichr ist.

Herkunft lagg, lack: die Herkunft ist nicht schlüssig geklärt; die einen behaupten, lagg/lack sei eine Nebenform zu lau, die anderen leiten das Wort ab von lateinisch laxus

(schlaff, locker).

Generell bedeutet lagg/lack: nicht frisch; nach einer langen Arbeit kann man z.B. lagg/lack, d.h. abgeschlag­en, erschöpft sein; wenn einer bei 30 Grad im Schatten zu lange vor seinem Bier dahindöst, dann wird sein Erfrischun­gsgetränk lagg/ lack. Die Steigerung von lagg/lack,

vor allem bei Flüssigkei­ten, ist soichlagg, wofür der Allgäuer im allgemeine­n das Wort fuuzlagg, das heißt so lagg wie ein Fuuz/Furz, benützt. So beklagt sich Weitnauer einmal: Hergottnoa­mol , isch des Bier fuzlagg

(Letzteres Bestimmung­swort fuuz

setzt der nicht-allgäueris­che Schwabe eher bei trocken/drugga ein: fuuzdrugga, dessen Gegensatz soichnass ist).

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