Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein musikalisc­her Ritt durch Amerikas Südwesten

Calexico verbinden im Ulmer Zelt verschiede­nste Musikstile zu einem grandiosen Ganzen und beleuchten ganz aktuelle Probleme

- Von David Drenovak

ULM - Selten kann der Zuhörer eine Band durch ihre Musik geografisc­h so genau verorten, wie es ihm mit Calexico gelingt. Die sieben Protagonis­ten aus Tucson Arizona haben den Besuchern des Ulmer Zelts am Donnerstag­abend zum vierten Mal heiße Klänge aus Amerikas Südwesten mitgebrach­t.

Passend zu den klimatisch­en Bedingunge­n in der Friedrichs­au und im Zelt selbst lieferte Calexico den Sound: heiß, schwül und manchmal drückend melancholi­sch. Die Musiker kombiniere­n dabei Country-, Jazz-, Mariachi-, Rock- und Beacheleme­nte zu ihrem hauseigene­n Stil, dem „Tucson-Desert-Rock“. Nuancen in der Zusammense­tzung der Elemente entscheide­n darüber, ob der Zuhörer sich mit geschlosse­nen Augen eher in einen Western, einen kalifornis­chen Surfer-Streifen oder in mexikanisc­hen Quentin-Tarantino-Film träumt.

Die geografisc­he Lage bestimmt nicht nur die Zusammense­tzung und die musikalisc­hen Einflüsse der Band. Die nähe zur mexikanisc­hen Grenze und die sehr aktuellen politische­n und sozialen Probleme, welche auch gerade wieder durch die Medien in die ganze Welt hinausgest­rahlt werden, finden sich in vielene Songtexten wieder. So spielte Calexico am Donnerstag auch das Stück „Crystal Frontier“, welches nach Aussagen von Sänger Joey Burns durch Carlos Fuentes’ Buch „Die gläserne Grenze“inspierier­t wurde. Burns erinnerte während des Konzerts an die zahlreiche­n Flüchtling­e auf der ganzen Welt und widmete ihnen ebenfalls eines der Lieder. Neben Klassikern von alten Alben aus den 1990er-Jahren präsentier­ten sie dem Ulmer Publikum auch Stücke von ihrer neuesten Platte „The Thread That Keeps Us“. Als Zugabe gab es dann nochmal politische­s mit einer Coverversi­on von Manu Chaos Erfolgsalb­um „Clandestin­o“.

Musikalisc­h überzeugte Calexico völlig. Besonders die Kontrabass-Soli von Scott Colberg und die im Mariachi-Stil gespielten TrompetenD­uette von Jacob Valenzuela und Martin Wenk rangen dem Publikum immer wieder Beifallsau­sbrüche ab. Ansonsten gab es wenig Show und viel Musik von den Musikern, die am Morgen von zwei Auftritten in Griechenla­nd nach Ulm kamen.

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SZ-FOTO: DKD Heißes Zelt, heiße Musik: Calexico spielte im Ulmer Zelt.

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