Ein musikalischer Ritt durch Amerikas Südwesten
Calexico verbinden im Ulmer Zelt verschiedenste Musikstile zu einem grandiosen Ganzen und beleuchten ganz aktuelle Probleme
ULM - Selten kann der Zuhörer eine Band durch ihre Musik geografisch so genau verorten, wie es ihm mit Calexico gelingt. Die sieben Protagonisten aus Tucson Arizona haben den Besuchern des Ulmer Zelts am Donnerstagabend zum vierten Mal heiße Klänge aus Amerikas Südwesten mitgebracht.
Passend zu den klimatischen Bedingungen in der Friedrichsau und im Zelt selbst lieferte Calexico den Sound: heiß, schwül und manchmal drückend melancholisch. Die Musiker kombinieren dabei Country-, Jazz-, Mariachi-, Rock- und Beachelemente zu ihrem hauseigenen Stil, dem „Tucson-Desert-Rock“. Nuancen in der Zusammensetzung der Elemente entscheiden darüber, ob der Zuhörer sich mit geschlossenen Augen eher in einen Western, einen kalifornischen Surfer-Streifen oder in mexikanischen Quentin-Tarantino-Film träumt.
Die geografische Lage bestimmt nicht nur die Zusammensetzung und die musikalischen Einflüsse der Band. Die nähe zur mexikanischen Grenze und die sehr aktuellen politischen und sozialen Probleme, welche auch gerade wieder durch die Medien in die ganze Welt hinausgestrahlt werden, finden sich in vielene Songtexten wieder. So spielte Calexico am Donnerstag auch das Stück „Crystal Frontier“, welches nach Aussagen von Sänger Joey Burns durch Carlos Fuentes’ Buch „Die gläserne Grenze“inspieriert wurde. Burns erinnerte während des Konzerts an die zahlreichen Flüchtlinge auf der ganzen Welt und widmete ihnen ebenfalls eines der Lieder. Neben Klassikern von alten Alben aus den 1990er-Jahren präsentierten sie dem Ulmer Publikum auch Stücke von ihrer neuesten Platte „The Thread That Keeps Us“. Als Zugabe gab es dann nochmal politisches mit einer Coverversion von Manu Chaos Erfolgsalbum „Clandestino“.
Musikalisch überzeugte Calexico völlig. Besonders die Kontrabass-Soli von Scott Colberg und die im Mariachi-Stil gespielten TrompetenDuette von Jacob Valenzuela und Martin Wenk rangen dem Publikum immer wieder Beifallsausbrüche ab. Ansonsten gab es wenig Show und viel Musik von den Musikern, die am Morgen von zwei Auftritten in Griechenland nach Ulm kamen.