Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Fußball-WM und Kommerz sind heutzutage untrennbar

- ●» t.kern@schwaebisc­he.de ●» j.schattmann@schwaebisc­he.de

Dass es im modernen Fußball hauptsächl­ich um Geld geht, sollte inzwischen auch dem Letzten klar sein. Fußball ist ein Milliarden­geschäft geworden, an dem alle möglichen Menschen und Unternehme­n profitiere­n möchten.

Die FIFA fordert von ihren Sponsoren garantiert einen extrem hohen Betrag ein

– dafür dürfen die Unternehme­n dann allerdings auch erwarten, dass sie ihre Marken prominent platzieren und vermarkten dürfen. Das muss niemandem gefallen. Doch so funktionie­rt eben das Geschäft Fußball. Und wenn es einen offizielle­n Getränkesp­onsor gibt, dann müssen sich die Mannschaft­en eben daran halten. Nun ist sicher die Frage gerechtfer­tigt, ob die Strafe von 70 000 Euro gegen die Kroaten gerechtfer­tigt ist. Vor allem, wenn etwa Serbiens Trainer Mladen Krstajic trotz seines Den-HaagVergle­ichs – für mich einer der Tiefpunkte der WM – nur gut 4000 Euro zahlen musste. Und Plakate mit Verbindung­en ins rechtsradi­kale Lager werden mit 10 000 Euro bestraft.

Da stimmt die Verhältnis­mäßigkeit natürlich nicht. Aber das ändert nichts daran, dass sich bei den Summen, die im Weltfußbal­l im Spiel sind, jeder an das Motto zu halten hat: Wer bezahlt, bestimmt. Ob das gut ist, ist eine andere Frage ...

Es muss in den 60er- oder 70erJahren gewesen sein, als mein Opa Hans, Jugendleit­er beim SV Ringschnai­t, für das schwäbisch­e Schiri-Kosewort „Riabadippe­l“fünf Mark Strafe an den Verband zahlen musste. Fünf Mark waren ein Haufen Geld damals, hätte er es statt in seine Wut in Turbooptio­nsscheine von SAP angelegt, würde der Enkel heute nicht arbeiten, sondern nur noch Zwiebelros­tbraten essen, dank Opas Nachlass.

Der Fußball hat sich verändert. Mario Gomez zahlte vor Jahren unfassbare 10 000 Euro, nur weil er seinen Rivalen Mike F. aus Karlsruhe als A... bezeichnet­e. Offenbar dürfen sporttreib­ende Menschen selbst mit Puls 180 keine Emotionen mehr zeigen, sie müssen politisch korrekte Vorbilder sein – zumindest, wenn es nach den Heuchlern von DFB, UEFA oder FIFA geht. Sind diese drei Verbände Vorbilder, Institutio­nen, die in den letzten Jahren Skandale gesammelt haben wie normale Leute Briefmarke­n? Nein – sie sind das absolute Gegenteil. In der Blatter-Platini-Affäre, in den TV-RechteSkan­dalen in Südamerika und durch die WMVergaben nach Russland und vor allem Katar outete sich die FIFA als reiner Geldvermeh­rungsclan – die Strafen gegen die Kroaten, die sich erlaubten, vom falschen Becherchen zu trinken, beweisen es erneut. Liebe Fifa-Menschen, mit Verlaub: Ihr seid Riabadippe­l.

Wer bezahlt, bestimmt. So einfach ist das. Von Thorsten Kern

Die FIFA, ein Clan der Riabadippe­l Von Jürgen Schattmann

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