„Nicht an Trumps Muskelspielen beteiligen“
BERLIN - Im Konflikt zwischen den USA und China steht Deutschland zwischen den Fronten. Petra Sorge fragte dazu Holger Bingmann (Foto: Melzer), Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).
Sollten EU und China die Reihen schließen gegen Donald Trumps Protektionismus?
China und die EU sollten angesichts der aktuell destruktiven Handelspolitik der USA ein gemeinsames Interesse daran haben, die WTO mit ihrem Streitschlichtungsmechanismus jetzt zu stärken. Wir empfehlen dringend, sich nicht an den Muskelspielen von Präsident Trump zu beteiligen und sich stattdessen nachhaltig für den regelbasierten Welthandel starkzumachen. Bevor sich China zum Verteidiger des Freihandels aufschwingen kann, muss es allerdings auch selbst noch einige Hausaufgaben in Sachen Handelsoffenheit erledigen.
Welche Dimensionen haben die chinesischen Zölle für deutsche Unternehmen, die in Amerika produzieren?
Die Dimensionen sind enorm, aufgrund der zahlreichen Interdependenzen kaum abzuschätzen und hängen von der Dauer und konkreten Ausgestaltung der Maßnahmen ab. Bei vielen Produkten ist die internationale Arbeitsteilung so weit vorangeschritten, dass solche vermeintlich gezielten Maßnahmen zwangsläufig auch weltweit Unternehmen in der Lieferkette mittelbar treffen. Gerade aufgrund dieser Komplexität ist es immer eine Einzelfallentscheidung, wie deutsche Unternehmen auf eine solche Situation reagieren. Das kann auch so weit gehen, dass Produktion aus den USA verlagert wird.
Trauen Sie den Friedenssignalen nach den Gesprächen zwischen US-Botschafter Richard Grenell und deutschen Autobauern?
Wir trauen diesen Signalen nicht. Zumal man an dieser Aktion deutlich sieht, dass sich die USA mit der Androhung von zusätzlichen Strafzöllen auf Autos nur einen Handelsvorteil erpressen wollen. Wer so etwas ernsthaft anbietet, widerspricht seiner eigenen Argumentation, dass die Einfuhr ausländischer Autos ein Risiko für die nationale Sicherheit darstelle.