Merkel und Li gegen Trump
Die Kanzlerin kämpft mit China für den Freihandel
BERLIN (dpa) - Deutschland und China haben sich gemeinsam zum freien Welthandel bekannt und sich damit gegen die Abschottungspolitik von US-Präsident Donald Trump gestellt. Am Rande der Regierungskonsultationen beider Länder in Berlin wurden in Anwesenheit von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Li Keqiang Wirtschaftsverträge im Wert von 20 Milliarden Euro unterzeichnet. Der wichtigste davon ist jener über den Bau einer Fabrik für Batteriezellen für Elektroautos im thüringischen Erfurt.
Trump beschwerte sich zeitgleich mit den Konsultationen erneut über das Handelsdefizit seines Landes gegenüber der EU und stellte es in einen Zusammenhang mit den Verteidigungsausgaben. Er griff erneut vor allem Deutschland an, das in diesem Jahr nur auf 1,24 Prozent kommt. Morgen treffen Merkel und Trump beim Nato-Gipfel in Brüssel aufeinander.
●
●
BERLIN - „China wird sich weiter öffnen“, verkündet Ministerpräsident Li Keqiang am Montag, als er gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin vor die Hauptstadtpresse tritt. „Wir werden über den Freihandel die Weltwirtschaft beleben“, verspricht der Gast aus Fernost. Die Kanzlerin ist zufrieden, 22 Abkommen zur Stärkung der Wirtschaftszusammenarbeit seien gerade unterzeichnet worden, sagt sie. Die US-Strafzölle gegen China betrachte sie mit Sorge, das habe auch Konsequenzen für deutsche Unternehmen. „Wir setzen uns für ein freies und regelbasiertes Handelssystem ein“, erklärt Merkel und setzt gemeinsam mit Li auf eine „plurilaterale Win-Win-Situation“.
Anti-Abschottungs-Gipfel im Kanzleramt, Berlin und Peking rücken zusammen gegen US-Präsident Donald Trump und dessen Protektionismus. Ein klares Bekenntnis beider zu den Regeln der Welthandelsorganisation WTO und gegen einseitige Schritte zur Abschottung der heimischen Märkte. Ein deutliches Signal Richtung Washington senden beide und betonen, es handele sich nicht um Lippenbekenntnisse: Chinas Versprechen, seine Märkte zu öffnen, „folgen Taten“, lobt Merkel. Die EU wehrte sich gegen Trumps Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, auch China ergreift Gegenmaßnahmen gegen die Einfuhrschranken der Amerikaner. Peking, der „gefährliche Freund“, erscheint plötzlich als Verbündeter zur Rettung des Welthandels.
Kritikpunkt Ausschreibungen
Die Charmeoffensive von Li wird von einem Paukenschlag begleitet: Am Rande der fünften deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen wird der Vertrag für eine der größten Batteriezellen-Fabriken für Elektroautos in Europa unterzeichnet. Gebaut wird das Werk vom chinesischen Investor CATL in Erfurt. Als erster Kunde des Werks vergibt BMW einen Milliardenauftrag an den chinesischen Investor. 1000 langfristige Jobs sollen entstehen.
Ist es nicht peinlich, dass die Chinesen der Autonation Deutschland jetzt zeigen, wie Batterien für die EMobilität gebaut werden? „Wenn wir es selber könnten, wäre ich auch nicht traurig“, sagt die Kanzlerin. Aber von den europäischen Autobauern gebe es nun mal keine vergleichbaren Projekte.
Ist China, der schwierige Partner, plötzlich der ziemlich beste Freund? Nicht alle Probleme haben sich in Luft aufgelöst. So pocht Merkel erneut darauf, dass europäische Firmen bei öffentlichen Ausschreibungen „gerne besser noch behandelt werden wollen“. Die deutsche Wirtschaft moniert, in Peking nicht ausreichend zum Zuge zu kommen, sieht nach wie vor eine „Asymmetrie“. Die Vorwürfe lässt Li nicht gelten. „Deutsche Spitzentechnologien und deutsche Investitionen sind in China willkommen“, sagt er, pocht im Gegenzug auch auf gute Chancen chinesischer Firmen in Europa.
Nicht nur über Wirtschaft wird geredet, auch die Menschenrechtslage – bei der die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, Verschlechterungen anprangert – kommt auf den Tisch. Der Ministerpräsident sagt: „Wir sind bereit zu einem Menschenrechtsdialog auf Augenhöhe.“Li weist Vorwürfe zurück, dass sich die Menschenrechtslage in seinem Land verschlechtert habe. Das Gegenteil sei der Fall: Die Achtung der Menschenrechte habe sich deutlich verbessert. Auch mit Blick auf das Iran-Abkommen, das Trump aufgekündigt hatte, halten Berlin und Peking die Reihen geschlossen. Es sei sehr wichtig, das Abkommen zu erhalten, betont Li.
Deutsch-chinesische Harmonie im Zeichen des Trumpismus. Von „intensiven und fruchtbringenden Gesprächen“berichtet Merkel und verweist noch auf das gemeinsame Abendprogramm mit den Ehepartnern. Dass sei dann „ein gut gefüllter Tag“. Am morgigen Mittwoch trifft Merkel beim Nato-Gipfel in Brüssel auf US-Präsident Donald Trump.