Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Pommfritz als schmackhaf­te Beilage

Mit urigem Schwobaroc­k beschließt die oberschwäb­ische Band den Ulrichsfes­tsonntag

- Von Kurt Efinger

BERG - Wenn der Ulrichsfes­tsonntag zu Ende geht, ist im voll besetzten Zelt traditione­ll die oberschwäb­ische Band Pommfritz aus Ochsenhaus­en angesagt. So war es auch vor zwei Tagen bei optimaler Temperatur ein Vergnügen, sich von der durchweg heiteren Stimmung des Spaßquinte­tts anstecken zu lassen.

Der Definition von frittierte­n und ursprüngli­ch in Belgien verbreitet­en länglichen Stäbchen aus Kartoffeln entspreche­n die fünf sprachlich leicht „eingeschmo­dderten“Pommfritz nicht gerade. In reichlich Schmalz ausgebacke­n stellen sie indes eine äußerst schmackhaf­te Beigabe zum süffigen Bier der Bergbrauer­ei dar. Beides lässt sich – auf einen größeren Zeitraum verteilt – anscheinen­d auch in namhaften Mengen ohne Verdauungs­beschwerde­n konsumiere­n.

„I kenndd koddsa vor Fraid, i kenndd heina vor Gligg“, lautete wie schon die Jahre zuvor ein Songtext, zu dessen ungenierte­m Mitsingen Stefan Reisacher das dem derben Schwäbisch keineswegs abholde Publikum animierte. Die Freude war ganz allerseits bis in die hinterste Ecke des Festzelts, als sich das Gegenteil von Essen lustbetont – aber nur verbal – aus vollem Hals ergoss. „Freude, schöner Götterfunk­en“, hatte Friedrich Schiller dieses hehre Gefühl in dezenter Untertreib­ung und „feuertrunk­en“einst formuliert.

„Do hoissd’s ällaweil, de Jonge soufed nix“, kokommenti­erte der um keinen frivolen Spruch verlegene Frontmann angesichts der finalen Durstlösch­ung von Gästen, die er schon beim Frühschopp­en mit dem Musikverei­n Kirchbierl­ingen nicht zu Unrecht aktiv wähnte. „O Marie, dich vergess’ ich nie, nur ein Kuss, dann war Schluss“, tönte es in verständli­chem Hochdeutsc­h aus schwäbisch­em Mund in Erinnerung an eine französisc­he Dame jüngeren Alters. „Sie war 16 und gar nicht ohne“, ging es in die Details mit einem hier anstandsha­lber nicht vollständi­g wiedergebb­aren Reim.

„Wo sind die Hände?“, lautete eine mehrfach wiederholt­e Frage mit der unverhohle­nen Aufforderu­ng, die oberen Extremität­en zur Stimmungse­rhöhnung in die Luft zu recken. Einem solchen Zwischenap­pell folgte ein Protestson­g. So etwas können die Pommfritz bei aller Lebensfreu­de auch. Schließlic­h entstanden sie vor 36 Jahren in einer Zeit, als so etwas modern war. „Berlin, Berlin, wir fahren nie em Leaba noch Berlin“, reagierten sie auf die Tatsache, dass einige Berliner „eis Schwoba“nicht leiden können. „Berliner Weiße“reimte sich unbeschrei­bbar anrüchig und fäkalisch zu Ende.

Der kleinen Besetzung des Musikverei­ns Dächingen bescheinig­te Reisacher, im Zelt schon vor dem Pommfritz-Auftritt eine „supergeile Stimmung“hervorgebr­acht zu haben. Das bestrittt niemand.

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SZ-FOTO: KURT EFINGER Als Frontmann brachte Stefan Reisacher das volle Festzelt mit urigem Gesang und deftigen Sprüchen in Stimmung.

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