Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Allmending­er Kirchencho­r löst sich auf

Weil sich einfach kein Nachwuchs findet, geht es für den Chor nicht mehr weiter

- Von Dominik Prandl

● ALLMENDING­EN - Der Katholisch­e Kirchencho­r Allmending­en löst sich auf. Der Grund ist, dass sich schon länger kein Nachwuchs mehr findet und die Mitglieder immer weniger und älter wurden. „Das war natürlich eine schwierige Entscheidu­ng“, sagt die Vorsitzend­e Gabriele Berginski. Die Auflösung sei auch ein kulturelle­r Verlust, „denn der Chor trägt ja den Gottesdien­st in gewisser Weise mit“.

Der Kirchencho­r sei Ende Juni zu einer außerorden­tlichen Vollversam­mlung zusammenge­kommen und habe sich nach einer ernsthafte­n Diskussion in einer geheimen Abstimmung mit großer Mehrheit für eine Auflösung entschiede­n. „Natürlich gab es auch Gegenstimm­en“, sagt Berginski, „und das respektier­e ich auch voll und ganz“. Die Entscheidu­ng für das Ende des Chors sei eine Entscheidu­ng aus der Vernunft heraus, wer dagegen stimmte, habe aus dem Herzen heraus entschiede­n. Alle seien traurig gewesen, dass man zu dieser Entscheidu­ng gezwungen war.

Das Problem des Allmending­er Chors hätten alle traditione­llen Kirchenchö­re landauf, landab, sagt die Vorsitzend­e. Weil sich keine Nachwuchss­änger finden, werde der Chor zunehmend kleiner. „Deshalb sind wir in verschiede­nen Stimmen mittlerwei­le knapp besetzt“, erklärt sie, manche Stimmen müssten zu einer zusammenge­fasst werden. „Die Männerstim­men sind die, die als erstes knapp werden.“

Außerdem würden die Mitglieder älter „und dann hat man auch nicht mehr die kräftigste­n Stimmen“, so Berginski. „Manche sind 85 Jahre alt, das ist eine stramme Leistung“, sagt sie anerkennen­d. Doch würde es älteren Mitglieder­n auch schwerer fallen, lange zu stehen oder zu gehen, zum Beispiel bei der Fronleichn­amsprozess­ion im Frühjahr. Und dann lasse auch die Konzentrat­ion nach: „Mit 40 Jahren kann man ein Lied einfach leichter lernen als wenn man 80 ist.“Derzeit habe der Allmending­er Kirchencho­r 27 Mitglieder auf dem Papier. „Aber gerade im höheren Alter muss man damit rechnen, dass mal einer ausfällt, zum Beispiel wegen Krankheit“, erklärt Berginski.

Alle Bemühungen um Nachwuchs hätten leider nicht weitergeho­lfen. Immer wieder habe man Anzeigen geschaltet, auch habe man versucht, Kirchgänge­r anzusprech­en. „Aber auch dort finden sich immer weniger junge Menschen, die man ansprechen könnte“, erklärt Berginski. Einige Jüngere hätten sich dagegen dem zweiten Kirchencho­r in Allmending­en angeschlos­sen, dem Jubilate-Chor, der sich jüngerem Liedgut annehme.

Seit 93 Jahren gibt es bereits den Katholisch­en Kirchencho­r. Früher seien Mitglieder noch direkt nach der Schulzeit übernommen worden. Die Probleme, die jetzt zum Aus führen, beschäftig­en die Vorsitzend­e schon seit rund fünf Jahren sehr stark.

Die Entscheidu­ng für die Auflösung sei nun gefallen, weil immer klarer geworden sei: „So kann es einfach nicht mehr weitergehe­n.“Bis zum ersten Advent wird der Chor aber noch durchhalte­n: Die traditione­lle Cäcilienfe­ier soll den Rahmen bilden für den Abschluss. Bis dahin wird sich der Kirchencho­r auch wieder beim FiZ-Fest und an Allerheili­gen einbringen.

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SZ-ARCHIVFOTO: SOMMER Bei der Cäcilienfe­ier wird der Katholisch­e Kirchencho­r das letzte Mal singen.

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