Ein Unfall nach einem Flug könnte Folgen für den Laichinger Flugsportverein haben
Verdacht: Vorstand des Vereins will Unfall mit Flugzeug vertuschen – Behörden prüfen Vorfall nach Landung des Flugzeugs „Dynamic“
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LAICHINGEN - Anfang des Monats hat sich auf dem Laichinger Flugplatz ein Unfall ereignet. Was ein Nachspiel haben könnte für den Laichinger Flugsportverein – nicht nur wegen des Unfalls als solchem, sondern wegen des Umgangs des Vereins damit. Ein Flugzeug kam bei der Landung von der Bahn ab und wurde beschädigt. Schuld sein soll ein Fahrzeug, dass sich verbotenerweise auf der Landebahn befand. In einer internen Mail bittet der Vorstand die Mitglieder, den Vorfall „nicht groß nach außen zu kommunizieren“; man wolle sich „keine unnötigen Probleme einhandeln“. Die für Unfälle zuständigen Behörden wurde nicht eingeschaltet.
Womöglich nur knapp ist der Laichinger Flugsportverein an einer Tragödie vorbeigeschrammt. Es war Montag, 2. Juli, als das Flugzeug vom Typ „Dynamic“, welches sich im Besitz des Flugsportvereins befindet, zur Landung in Laichingen ansetzte. Der Pilot wollte mit dem Flieger aufsetzen, erkannte dann allerdings, dass die Landebahn versperrt war. „Trotz geschlossener Schranke befand sich ein Fahrzeug auf der Bahn“, teilt Hans-Peter Bleher den aktiven Mitgliedern des Flugsportvereins in einer Rundmail mit. Bleher ist einer von drei Vereinsvorsitzenden. Die Mail liegt der SZ vor, sie lag am Montag ausgedruckt im Briefkasten.
Der Pilot hatte Glück im Unglück. Er versuchte auszuweichen. Dies gelang. Jedoch kam der Propeller mit einem Landereiter „in Berührung“, so Bleher. Landereiter dienen der Bodenmarkierung, sie ähneln Pylonen, sind ebenfalls pyramidenförmig.
Dass die „Berührung“womöglich doch nicht so ganz sachte war, legt der Umstand nahe, dass die „Dynamic“in der Folge nicht mehr fliegen durfte. Ein geplanter Flug nach Prievizda (Slowakei) wurde abgesagt. Dieser Flug, so Bleher in seiner Mail, die er stellvertretend mit der Formel „für den Vorstand“unterzeichnet hat, „kann daher leider nicht stattfinden“. Wie lange die „Dynamic“am Boden („gegroundet“) bleiben sollte, konnte Bleher beim Verfassen der Mail nicht sagen. Dies schien dem Verein angesichts des Zwischenfalls aber auch zweitrangig. Bleher lässt die Mitglieder wissen: „In erster Linie sind wir froh, dass es keine Personenschäden gab.“
Lieber erstmal die Füße stillhalten
Für den Vorfall hätte sich auch das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart interessiert. Das dortige Referat 46.2 ist zuständig für Luftverkehr und Luftsicherheit in Baden-Württemberg. Und auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hätte sich den Fast-Zusammenstoß womöglich gerne angeschaut. Sie ist zuständig bei Unfällen und Störungen im zivilen Luftbetrieb. Mit dem Laichinger Vorfall befassen konnten sich die beiden Stellen aber zunächst nicht. Denn der Flugsportverein hatte sich im Umgang damit für eine andere Strategie entschieden: Lieber erstmal die Füße stillhalten.
Gegen Ende der Mail bittet HansPeter Bleher seine Fliegerkameraden, „den Vorfall nicht groß nach außen zu kommunizieren“. Vor allem „im Hinblick auf das Fliegen ohne Flugleiter“. Bleher begründet seine Bitte so: „Wir wollen uns keine unnötigen Probleme oder Einschränkungen einhandeln.“Was nun allerdings der Fall sein könnte. Am Wochenende bekam das Regierungspräsidium Stuttgart dennoch Wind von dem Vorfall, von einem anonymen Hinweisgeber. Die interne Mail liegt auch der Behörde vor, und man werde „Kontakt mit dem Vorstand des Flugsportvereins aufnehmen“, teilt das RP der SZ mit. Eine Beurteilung des konkret vorliegenden Falls sei „derzeit aber noch nicht erfolgt“. Die Prüfung dauere an.
Und was sagt der Verein? Alfred Schosser, ebenfalls einer der Vorstände, teilt der SZ am Montag mit, dass man den Vorfall jetzt doch noch vom Verein aus melden werde. Hans-Peter Bleher war für die SZ nicht zu erreichen.
Warum erst jetzt? Zunächst, so Schosser, habe man den Vorfall als nicht so gravierend eingeschätzt, als dass man diesen aus Sicht des Vereins hätte unbedingt melden müssen. Auch das RP lässt wissen, dass es sich nicht bei allem, was man im allgemeinen Sprachgebrauch als Unfall bezeichnet, bereits um einen Unfall in diesem Sinne handele. Auch würde die BFU nicht jeden Unfall untersuchen.
Zwar bittet Hans-Peter Bleher in seiner Mail, den Umstand, dass an besagtem Tag kein Flugleiter im Einsatz war, nicht an die große Glocke zu hängen. Dies ist aber grundsätzlich erlaubt. Das RP teilt mit, dass Regelungen zum Fliegen ohne Flugleiter „prinzipiell möglich“sind. Dies bedeutet: Es gibt niemanden, der die Starts und Landungen protokolliert. So war es auch an besagtem Tag. Allerdings sei, so Schosser, – wie vorgeschrieben – eine sachkundige Person vor Ort gewesen. Und am Wochenende habe der Flugsportverein immer einen Flugleiter im Einsatz, ergänzt er.
In zwei Wochen aber auf keinen Fall: Da geht auf dem Flugplatz das Deutschrock-Festival mit Frei.Wild, Krawallbrüdern & Co. über die Bühne. Zeit womöglich für den Verein, Diverses zu klären. „Wir werden euch auf dem Laufenden handeln“, verspricht Bleher abschließend in seiner Mail an die Mitglieder. Die er wegen des verursachten Schadens bittet, „auf Schuldzuweisungen und Spekulationen im Sinne der Kameradschaft zu verzichten“. „Jedem“, so Bleher, „kann was passieren.“