„Das war politisch nicht korrekt“
Nuri Saltik (Vorsitzender und Integrationsbeauftragter des Württembergischen Fußballverbands Bezirk Bodensee):
„Das Vorgehen des DFB finde ich falsch. Mit Özil stellen sie jetzt einen einzelnen Spieler an den Pranger und machen ihn für das sportliche Versagen der ganzen Mannschaft bei der WM verantwortlich. Der Verband hätte vor der WM reagieren müssen, um das Problem vor dem Turnier aus der Welt zu schaffen. Mit der Aktion jetzt suchen sie nur einen Schuldigen. Die Integrationsarbeit bei uns im Amateurbereich läuft hervorragend und bleibt bisher von dieser Debatte unberührt. Generell mag ich selbst den Begriff Integration nicht. Der wird nur hervorgeholt, wenn etwas schief läuft. Wenn Sportler mit Migrationshintergrund Erfolge feiern, sind sie Deutsche, wenn etwas schief läuft sind sie Migranten. Da muss sich grundsätzlich etwas ändern.“(coko)
Rahman Soyudogru (2009 U19-Europameister mit dem DFB, mittlerweile Stürmer beim Oberligisten FV Ravensburg):
„Lothar Matthäus lässt sich mit Wladimir Putin fotografieren, das ist doch im Grunde das Gleiche. Ich finde, dass Thema mit Mesut Özil wird zu übertrieben dargestellt. Man sollte zwar die Politik und den Fußball trennen, aber die Reaktionen auf das Bild sind schlimmer als das Bild selbst. Özil und Gündogan, mit dem ich in der U20 zusammengespielt habe, sind wie ich türkischstämmig. Unsere Verwandten wohnen in der Türkei. Natürlich interessieren wir uns dafür, was dort passiert. Ich habe für den DFB gespielt, fühle mich aber trotzdem auch türkisch, weil meine Eltern dort herkommen. Wenn es für mich infrage gekommen wäre, ob ich bei den Aktiven für Deutschland oder die Türkei spielen soll, hätte ich mir auch viele Gedanken gemacht.“(tk)
Fatih Ergüven (Vorstand SK Weingarten, Kreisliga A I, Bezirk Bodensee):
„Die Reaktion des DFB halte ich für etwas übertrieben, aber dennoch ist sie richtig. Wer in Deutschland lebt und hier seine Rechte nutzen möchte, der hat auch Pflichten zu erfüllen. Es mag sein, dass Özil den Präsidenten in der Türkei mag. Aber kurz vor der WM muss solch ein Foto nicht sein, das war politisch nicht korrekt. Ich lebe seit 40 Jahren hier und mache viel für die Integration, ich erwarte, dass sich Özil öffentlich äußert. Er vertritt mit seinem Spiel das deutsche Volk, da darf das Volk dann schon auch eine Reaktion von ihm erwarten. Vereine tun sich in Sachen Integration durch diese Debatte schwerer. Dabei könnte man durch freundliche Kontakte untereinander und miteinander reden schon viel erreichen. Man darf aber auch nicht den Fehler machen und jetzt alle in einen Topf werfen.“(tk)