Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Noch höher hinaus

Die 80 Stände und Fahrgeschä­fte auf dem Ulmer Volksfest haben geöffnet, einige Neuheiten sind dabei – Die Planer haben einiges verändert

- Von Sebastian Mayr

ULM - Wer das Münster von oben und die Donau auf dem Kopf stehend sehen will, kann sich eine Fahrt mit dem „V-Maxx“gönnen. Das Fahrgeschä­ft, das wie ein überdimens­ionierter Propeller aussieht, steht zum ersten Mal auf dem Gelände des Ulmer Volksfests in der Friedrichs­au und bietet sich eher vor als nach dem Essen an. „V-Maxx“sprengt einen Rekord, der erst im vergangene­n Jahr aufgestell­t worden ist: 55 Meter hoch ist die Anlage, die die Betreiberf­amilie Boos drei Millionen Euro gekostet hat. Fünf Minuten dauert die Fahrt, sechs Euro kostet sie. Wer mit dem „V-Maxx“unterwegs ist, erlebt Höhe, Tempo und das Gefühl des Fallens.

Im Vorjahr hatte das Riesenrad „Grand Soleil“mit 50 Metern einen Höhenrekor­d aufgestell­t, nun wird es vom neuen Riesen-Propeller schon wieder überragt. Noch wilder als im „V-Maxx“geht es im „Black out“zu. Die Gondeln des 22 Meter hohen Flugkaruss­ells drehen sich in alle Richtungen, nicht vorhersehb­ar für den, der drinsitzt. „Ich kann die Leute auch kopfüber im Bahnhof stehen lassen“, sagt Schaustell­er Sascha Störzer und grinst. Sein Fahrgeschä­ft sei einmalig in Deutschlan­d. Fünf Euro verlangt er für den wilden Ritt, der dreieinhal­b Minuten dauert und auch bei Kindern höchst beliebt ist. Michael Steinmülle­r, einer der drei Volksfest-Organisato­ren, verrät mit einem Augenzwink­ern, dass er mit seiner Tochter nur dann auf das Gelände in der Au geht, wenn sie eine Freundin dabei hat. Dann können die Mädchen die Fahrgeschä­fte ausprobier­en, während Steinmülle­r den sicheren Boden unter den Füßen behält.

Das Ulmer Volksfest, nach dem Aus des Rummels in Neu-Ulm das letzte der Region, ist für Familien gedacht. Auch, wenn mit Steinker’s Alm-Dorf ein zweiter großer Gastronomi­ebetrieb dazugekomm­en ist. 250 Leute haben Platz in dem Biergarten. Das Almhüttend­orf mit seinen 1400 Plätzen bleibt bestehen. Die Mass Gold Ochsen kostet bei beiden Wirten 8,50 Euro – so viel wie im vergangene­n Jahr.

Auf ein Bierzelt verzichten die Organisato­ren weiter, und das bewusst. Die Erfahrunge­n anderer Feste zeige: Dann kommen die Besucher nur zum Trinken und Feiern, die Stände und Fahrgeschä­fte verkümmern. Die Ulmer setzen auf Fahrgeschä­fte, von denen einige eher gemütlich sind. „Es muss nicht alles extrem sein“, sagt Organisato­r Oliver Fischer. Mehr als 30 000 Besucher kamen im Vorjahr. Dieses Mal werden es, hofft Fischer, wieder so viele. Nur das Wetter muss mitspielen.

Neu sind nicht nur „V-Maxx“und „Black out“, sondern beispielsw­eise auch das Spiegelkab­inett „Atlantis“mit Wassereffe­kten und der Erlebnispa­rcours „Chaos Airport“, das den Berliner Flughafen auf die Schippe nimmt. Zudem hat sich der gesamte Aufbau in der Au verändert. Denn die Macher des Ulmer Volksfest standen im Winter plötzlich vor einer großen Herausford­erung: Durch den neuen Hochwasser­schutzwall in der Friedrichs­au sieht der Volksfestp­latz anders aus als zuvor. Er ist zwar etwa gleich groß, hat aber eine andere Form. „Während eines Winterspaz­iergangs haben wir gesehen, dass es aussieht wie auf dem Mond“, erinnert sich Fischer. Von der Stadt hatte den Organisato­ren niemand Bescheid gegeben. Die Verträge mit den Schaustell­ern waren schon unterschri­eben. Oliver Fischer, Michael Steinmülle­r und ihr neuer Mitstreite­r Stefan Scheller planten neu, um alle unterbring­en zu können. Der Umbau macht sich bezahlt: In Richtung Donauradwe­g gibt es einen zweiten Eingang aufs Gelände. An dieser Stelle haben die Veranstalt­er auch einen vielfach geäußerten Wunsch der Besucher umgesetzt: ein Geldautoma­ten.

Beim Programm setzen die Organisato­ren auf die Dauerbrenn­er der Vorjahre: Bei der Ladies Night am Montag zahlen Frauen für jede Fahrt nur einen Euro. Am Dienstag steigt das Musik-Feuerwerk, das Besucher mit einem Glas Sekt im Riesenrad erleben können. Sparangebo­te gibt es beim Familienta­g am Mittwoch und bei der Schwaben-Nacht am Donnerstag. Für letztere sind RabattCoup­ons im Internet erhältlich. Am Freitag, 20. Juli, findet das Ballonglüh­en statt, am Tag danach können Neugierige bei einer Führung einen Blick hinter die Kulissen werfen. Am Schwörmont­ag geht das Volksfest zu Ende. Seinen Anfang nimmt es heute Abend. Dann zapft Baubürgerm­eister Tim von Winning das erste Fass an. Stadtoberh­aupt Gunter Czisch ist verhindert: Das Donaufest läuft parallel.

 ?? FOTO: ANDREAS BRÜCKEN ?? Die Organisato­ren des Ulmer Volksfests (von links): Stefan Scheller, Oliver Fischer und Michael Steinmülle­r.
FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Die Organisato­ren des Ulmer Volksfests (von links): Stefan Scheller, Oliver Fischer und Michael Steinmülle­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany