Hauptstadt des Fotos
Umbrüche stehen im Mittelpunkt der 7. „Triennale der Photographie“
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HAMBURG (KNA) - Das Lichtbild hat in Hamburg Tradition: Eine Aufnahme von den Zerstörungen des Stadtbrands 1842 gilt als erstes Foto der Hansestadt. Die Bilder, die bei der 7. „Triennale der Photographie“gezeigt werden, sind bedeutend jünger, dafür aber von großem künstlerischen Wert. Vor Kurzem wurde das Fotofestival eröffnet, das zu den bundesweit größten seiner Art zählt, und die Metropole bis in den September hinein wieder zur Hauptstadt des Fotos macht.
Unter dem Motto „Breaking Point. Searching for Change“würden gesellschaftliche Umbrüche aus dem Blickwinkel der Fotografie reflektiert, kündigt der künstlerische Leiter Krzysztof Candrowicz an. Schließlich ist er überzeugt: „Mit dem Medium der Fotografie können Wandlungsprozesse initiiert werden.“
Veranstalter der Triennale sind die Hamburger Deichtorhallen, die auch das „Haus der Photographie“beherbergen. Das Festival geht auf eine Initiative des Fotografen und Sammlers F. C. Gundlach (91) zurück und wird seit 1999 alle drei Jahre organisiert. An der siebten Auflage sind rund 50 Museen, Galerien und Kulturinstitutionen der Stadt beteiligt. 320 Künstler stellen auf 250 Veranstaltungen ihre Werke aus. Einige Ausstellungen werden bis zum Spätsommer oder sogar bis Anfang nächsten Jahres gezeigt.
Fotografie halte Gegenwärtiges fest und mache zugleich deutlich, dass es verloren sei, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bei der Eröffnung. „Mit der nunmehr 7. Triennale gehen die Kuratorinnen und Kuratoren gesellschaftlichen Umbrüchen und hieraus resultierenden Veränderungen nach und unterstreichen so die hohe gesellschaftliche Relevanz der Fotokunst.“Er spricht von einem „urbanen Gesamtkunstwerk, das deutschlandweit einzigartig ist“.
Die acht zentralen Ausstellungen sind mit klassischen Computerbefehlen betitelt. „Wir hoffen dadurch, die heutige Wirklichkeitserfahrung greifbar zu machen“, so Candrowicz. So werden unter dem Stichwort „Enter“(Deichtorhallen-Vorplatz) aktuelle Herausforderungen aus Sicht von 15 Künstlern gezeigt. „Home“ (Museum Altona, Öffentlicher Raum) setzt sich mit dem Ort und dem Gefühl des Zuhauseseins auseinander. „Control“(Hamburger Kunsthalle) zeigt 80 Arbeiten, unter anderem aus der Sammlung des Hauses, die Macht und Kontrolle hinterfragen. „Shift“(Kunstverein Hamburg) beschäftigt sich mit persönlicher Veränderung, Paradigmenwechsel und Abwechslung.
„Return“(im Museum Altona) erinnert an Fotografie in der Weimarer Republik. „Delete“(Museum für Kunst und Gewerbe) geht der Frage nach, welche Bilder im Journalismus gezeigt und welche unsichtbar bleiben. „Escape“(Museum für Völkerkunde) will künstlerische Praxis hinterfragen sowie die Diskussion über Kultur, Nachhaltigkeit und Ökologie vorantreiben.
Ergänzt wird das Programm durch etliche größere und kleinere Werkschauen: Anton Corbijn im Bucerius-Kunstforum, Joan Fontcuberta in der Barlach Halle K und Shirana Shabazi im Kunsthaus Hamburg. „Recommended“(Freie Akademie der Künste) zeigt Arbeiten des ersten Jahrgangs des neuen Olympus-Stipendiums. Das experimentelle Format der Veranstaltung, die Off-Triennale, versammelt weitere Ausstellungen an diversen Orten der Stadt.
Das „Haus der Photographie“selbst ist natürlich auch vertreten. Unter dem Titel „Space“wird Straßenfotografie aus sieben Jahrzehnten vorgestellt. Sie gibt authentische Einblicke in das Leben unterschiedlicher Großstädte mit Menschen, die sich durch die überfüllten Straßen quälen, die Fast Food verzehren oder die Superman-Kostüme tragen. Die Fotos unterschiedlicher Künstler entstanden vielfach aus ungewohnten, teils vom Hochhaus herabstürzenden Blickwinkeln.
Verglichen mit Hamburgs ältestem Foto aus dem Jahr 1842 zeigen sie allesamt, dass sich die Kunst der Fotografie im Laufe der Geschichte extrem weiterentwickelt hat – und zwar bahnbrechend.
„Mit dem Medium der Fotografie können Wandlungsprozesse initiiert werden.“Krzysztof Candrowicz, künstlerischer Leiter