Aleker geht in den Ruhestand
Der Schulleiter des JVG erinnert sich an seine Schulzeit zurück.
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EHINGEN - Wolfgang Aleker wird am
31. Juli seinen letzten Arbeitstag als Schulleiter des Johann-VanottiGymnasiums haben. Dann ist für den 64-jährigen Ehinger der Ruhestand gekommen. Dabei blickt Aleker auf 14 Jahre als Schulleiter der Schule zurück, an der er selbst im Jahr 1973 sein Abitur gemacht hat.
„Ich kann schon behaupten, dass das Johann-Vanotti-Gymnasium meine Schule ist. Immerhin war ich zusammengerechnet 35 Jahre an dieser Schule“, sagt Wolfgang Aleker, der nach seinem Abitur 1973 in Ehingen zuerst bei der Bundeswehr in Dillingen war, um dann in Tübingen Deutsch, Englisch, Sport und Pädagogik zu studieren. Im Jahr 1979 machte Aleker seinen Abschluss in Deutsch und Sport, es folgte sein Referendariat in Echterdingen und Stuttgart-Möhringen, bevor er 1982 einen Lehrauftrag in Filderstadt bekommen hat.
„1988 bin ich dann von Stuttgart zurück in die Heimat. Zuerst an die kaufmännische Schule Biberach, dann an die Kaufmännische Schule Ehingen“, sagt Aleker. 1995 zog es den heute 64-Jährigen an das Seminar nach Weingarten, wo er für die Lehrerausbildung in Deutsch verantwortlich gewesen ist. „Und im Jahr 2004 wurde ich dann Schulleiter in Ehingen, was ich bis heute keine Sekunde bereut habe“, so Aleker, der sagt: „Ich hatte all die Jahre das Gefühl, dass ich als Schulleiter die größtmögliche Autonomie zur Gestaltung haben kann. Das Gestaltungspotenzial ist enorm“, sagt Aleker, der es daher nicht verstehen kann, dass es heutzutage schwierig ist, Rektorenstellen besetzt zu bekommen. „Viele sagen, dass das bisschen mehr Geld nicht im Verhältnis zum Aufwand steht. Geld war für mich aber nie das Motiv“, sagt Aleker, der eigentlich nie in seine Heimat Ehingen zurückkehren wollte. „Irgendwann habe ich in Stuttgart aber festgestellt, dass ich ein Landei bin und kein Stadtmensch. Das Leben in Stuttgart war nicht so prickelnd“, sagt Aleker. In seiner Heimat Ehingen fühlt sich Aleker indes pudelwohl. „Die Identifikation mit dem Gymnasium hier ist hoch. Deswegen bezeichne ich das Johann-Vanotti-Gymnasium gerne als meine Schule.“
Und an seiner Schule hatte Aleker in den vergangenen 14 Jahren nach eigener Aussage auch das „Glück, ein tolles Kollegium und einen tollen Schulträger gehabt zu haben“. „Das alles hat bei mir in all den Jahren für ein hohes Maß an Zufriedenheit gesorgt. Ich habe da schon richtiges Glück gehabt. Das hilft schon viel.“Und auch die Schule hat in den vergangenen Jahren von Wolfgang Aleker profitieren können, denn seine Ansprüche, die er an sich selbst und an die Schule gesetzt hat, waren hoch, aber fair. „Ich lasse mich nur an meinen eigenen Ansprüchen messen. Und ich hatte in den vergangenen Jahren zufriedene und gute Schüler, zufriedene Eltern und das Gefühl, den guten Ruf der Schule weiter vorangebracht zu haben.“Dazu zählen auch die baulichen Veränderungen der Schule wie energetischen Sanierungen, der Umbau der naturwissenschaftlichen Fachräume sowie die digitale Ausstattung. „Aber auch das Fach Chinesisch hat der Schule gut getan“, sagt Aleker, der sich noch gut an den Findungsprozess zum neuen Namen im Ehinger Gemeinderat erinnern kann. Denn das Ehinger Gymnasium heißt bekanntlich erst seit dem Jahr 2007 Johann-Vanotti-Gymnasium.
Auch die sportlichen Erfolge der Schule, beispielsweise das Bundesfinale Jugend trainiert für Olympia, waren für Aleker ebenso wichtig, wie ein guter Abischnitt. „70 Prozent der Schüler erhalten Belobigungen und Preise, nur 1,1 Prozent unserer Schüler fallen durch, an anderen Gymnasien ist der Schnitt hier um die fünf Prozent“, so Wolfgang Aleker, dem auch immer die Studienfahrten am Herzen lagen.
Es gab aber auch Dinge, die Aleker geärgert haben. „In all den 14 Jahren hat es kein Jahr gegeben, in dem wir unsere Ruhe hatten. Ständig gab es Veränderungen im Bildungsprozess. Veränderungen sind sicher wichtig, aber eben nicht immer“, sagt Aleker, der in seiner Zeit als Chef rund 70 neue Lehrer im Kollegium begrüßen konnte. „Da gab es einen großen Wechsel. Da ich viele der Kollegen selbst einstellen konnte, haben wir ein tolles und vor allem motiviertes Kollegium.“
„Aufmüpfiger“sein
Als etwas schade bezeichnet Wolfgang Aleker allerdings den Umstand, dass die Schüler von heute politisch nicht mehr „aufmüpfig“sind. „Zwischen 1968 und 1972 haben wir uns als Schüler anders gekleidet und hatten anderen Frisuren und haben uns gegen die Lehrer gewendet“, sagt Aleker und erinnert sich an den Tag, als Günter Grass eine Wahlkampfrede für Willy Brandt in der Ehinger Schule halten wollte. „Das wurde ihm nicht erlaubt. Kurzerhand ist er auf einen alten VW-Bus gestiegen. Wir Schüler der Oberstufen sind dann einfach während des Unterrichtes gegangen“, sagt Aleker. „Früher war es auch so, dass wir weg von zuhause wollten. Heute wollen die Schüler so nah wie möglich an ihrer Heimat studieren“, betont Aleker, dessen Leidenschaft schon immer dem Fach Deutsch gehörte. „Einen Faust sollte jeder gelesen haben, ebenso den guten Menschen von Sezuan, Schiller oder Büchner“, erklärt der Schulleiter, der ein Gymnasium immer noch als ein hohes Gut bezeichnet. „Ich glaube noch immer an den Wert der Allgemeinbildung. Und die gibt es acht Jahre lang. Eine zu frühe Spezialisierung halte ich für falsch, deswegen sollte es in Deutschland auch nach dem Abi ein soziales Pflichtjahr geben. Das würde für ein wenig Luft bei den Schülern sorgen.“
Und Luft ist genau das, wonach sich Wolfgang Aleker im Ruhestand nun sehnt. „Es ist gut, dass mit Tobias Sahm ein Neuer kommt. Ich freue mich wirklich, die Verantwortung nun weggeben zu können“, sagt der Chef von rund 1000 Schülern, der nun ein bisschen was an seinem Elternhaus, in dem er wohnt, renovieren möchte und sein letztes Schulbuch zuende schreiben wird.
„Ich möchte auch Wandern, Radfahrern und Golfen“, so Aleker, der seinen weinendes Auge damit begründet, dass „nun eben der letzte Lebensabschnitt anfängt. Das löst Melancholie aus“. Was ihm nicht fehlen wird, ist jeden Tag unter Massen von Menschen zu sein. „Ich bin neugierig, auf das, was kommt und freue mich auf die Zeit mit meiner Frau Sabine, der ich sehr viel zu verdanken habe.“