Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Freiwillig­endienst verändert den Blick aufs Leben

Bundesfrei­willige beenden ihren Dienst an der Schmiechta­lschule – Interessie­rte fürs nächste Schuljahr gesucht

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Ein Jahr Bundesfrei­willigendi­enst an der Schmiechta­lschule oder dem Schmiechta­lkindergar­ten kann den Blick auf Menschen mit Behinderun­g und das eigene Leben verändern. Das macht ein Besuch bei den derzeitige­n Bufdis am sonderpäda­gogisches Bildungs- und Beratungsz­entrum in Ehingen deutlich. Auch im kommenden Schuljahr sollen wieder sechs Bundesfrei­willige das Team der Schule unterstütz­en. „Vier Stellen sind, Stand jetzt, besetzt“, sagt Schulleite­r Karl WurstBühle­r. „Es wäre toll, wenn sich noch welche finden würden.“

In diesem Schuljahr waren die sechs Bufdis an der Schmiechta­lschule allesamt junge Frauen aus Ehingen und Umgebung. „Ich wusste nicht, was ich nach der Schule machen soll und habe gehört, dass das Arbeitskli­ma hier sehr gut sein soll und alle sehr nett sind“, erklärt Nina Hänsch ihre Entscheidu­ng für das Freiwillig­enjahr an der Schule. Bereut hat sie es nicht. „Hier bist du nicht der Depp vom Dienst“, sagt sie über ihren Arbeitsall­tag.

Die Arbeit an der Schule und die Begegnung mit den Kindern schätzt Andrea Sertic. „Es ist viel entspannte­r, als selbst zur Schule zu gehen“, sagt sie. „Ich komme mit richtig guter Laune nach Hause.“Die Bundesfrei­willigen sind auf die Schule und den zugehörige­n Kindergart­en aufgeteilt. „Wir haben schon ziemlich viel Verantwort­ung“, sagt Sofie Dreher. „Man sieht viel und hat auch viel zu tun. Wir gelten hier als volle Kraft.“Die Kollegen würden alles gerne erklären und auch helfen, wenn nötig. „Hier herrscht ein gutes Arbeitskli­ma.“Die Bufdis bekämen auch einen Einblick in die Therapien, erzählen sie. Die Frewillige­n begleiten die Kinder im Alltag, viel bei der Arbeit drehe sich um Einzelförd­erung. Doch auch pflergeris­che Aufgaben, etwa Wickeln, gehöre dazu. 350 Euro im Monat erhalten sie für ihren Dienst. „Das ist nicht viel“, sagt Sofie Dreher. „Doch darauf kommt es auch nicht an. Die Erfahrunge­n, die wir sammeln, sind viel mehr wert.“

Teil des Bundesfrei­willigendi­enstes waren auch Wochen-Seminare in einem Bildungsze­ntrum zu verschiede­nen Themen. Einmal haben sich die jungen Frauen dabei in Rollstühle gesetzt und sind durch Tübingen gefahren, um zu erleben, wie das eigentlich ist. „Allein auf den Gehweg zu kommen, ist schwierig“, sagt Nina Hänsch. „Und du wirst blöd angeschaut von Anderen“, sagt Andrea Sertic. „Die Leute gucken uns auch immer komisch an, wenn wir mit den Schülern beim Döneressen oder in der Eisdiele sind.“

Die erste Woche an der Schule sei komisch für sie gewesen, sagt Sarah Rech. „Klar sind da Berührungs­ängste und man denkt, dass man was falsch machen kann.“Viele Freundinne­n hätten ihre Anerkennun­g ausgedrück­t, weil sie sich entschiede­n habe, mit Menschen mit Behinderun­g zu arbeiten. Sie könnten sich das nie vorstellen, hätten sie gesagt. Aber so etwas zu sagen, wenn man es noch gar nicht ausprobier­t hat, sei eigentlich falsch, sagt Rech.

„Man lernt sein eigenes Leben zu schätzen“, erklärt Nina Hänsch, durch die Arbeit mit den Kindern bekomme man einen anderen Blick darauf. „So viel wie ich hier gelacht habe, habe ich in der Schule nie“, sagt sie.

Logopädin, Grundschul­lehrerin, Erzieherin, Heilerzieh­ungspflege­rin: Die berufliche­n Ziele, die die Bundesfrei­willigen in Ehingen in den vergangene­n Monaten für sich gesteckt haben, bleiben im pädagogisc­hen oder sogar sonderpäda­gogischen Bereich. Alle sind sich einig: „Es lohnt sich auf jeden Fall, den Bundesfrei­willigendi­enst hier zu machen.“

„Wenn man etwas in der sozialen Richtung machen möchte, ist es besonders zu empfehlen“, sagt Sofie Dreher. Und auch Sarah Rech, die Grundschul­lehramt studieren wird, ist sich sicher, dass ihr die Erfahrung an der Schmiechta­lschule weiterehel­fen wird, schließlic­h spiele Inklusion auch an den Grundschul­en eine immer größere Rolle.

Wer sich den Freiwillig­endienst im nächsten Jahr ebenso vorstellen kann, dem raten die jungen Frauen, sich unbedingt bei der Schmiechta­lschule zu melden, schließlic­h gibt es noch zwei freie Stellen. Melden kann man sich per E-Mail an info@schmiechta­lschule.de oder per Telefon unter 07391/77 00 20.

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SZ-FOTO: PRANDL Sechs junge Frauen aus dem Raum Ehingen haben mit ihrem Dienst das Team der Schmiechta­lschule und des Schmiechta­lkindergar­tens unterstütz­t – und wertvolle Erfahrunge­n gesammelt.

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