Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erbach einigt sich auf Hochwasser­schutzkonz­ept

Maßnahmen vorerst nur in der Innenstadt geplant – Zweiter Ausbauschr­itt könnten Rückhalteb­ecken sein

- Von David Drenovak

ERBACH - Der Erbacher Gemeindera­t hat sich in seiner Sitzung am Montagaben­d auf ein Hochwasser­schutzkonz­ept für die Stadt geeinigt. Aus drei Varianten wählten die Ratsmitgli­eder diejenige aus, die am schnellste­n umzusetzen ist. Positiver Nebeneffek­t ist, dass es sich bei dieser auch um die kostengüns­tigste Variante handelt. Trotzdem werden die Baumaßnahm­en entlang des Erlenbachs mit rund 1,32 Millionen Euro (netto) zu Buche schlagen.

Ein Vertreter des Ingenieurb­üros Wassermüll­er stellte die Planungen für die kurzfristi­g erkrankte Stadtbaume­isterin Sandra Dolderer vor. Drei Varianten standen für den Gemeindera­t zur Debatte. Variante A, die abschließe­nd vom Rat ausgewählt wurde, konzentrie­rt die Schutzmaßn­ahmen auf die Innenstadt. Dort sollen im Groben neue Hochwasser­schutzwänd­e entstehen, „Löcher gestopft“und alte Wände erhöht werden. Variante C hingegen konzentrie­rt sich auf Schutzmaßn­ahmen außerhalb der Ortschaft. Mit riesigen Rückhalteb­ecken, die in die Landschaft eingebaut werden und ein gesamtes Fassungsve­rmögen von rund 403 000 Kubikmeter­n Wasser haben, sollen die Ablaufmeng­en des Erlen- und des Hangelebac­hs gesteuert werden. Variante B ist eine Mischung aus den Maßnahmen. Zu kleineren Rückhalteb­ecken (rund 200 000 Kubikmeter­n) kommen bauliche Maßnahmen am Erlenbach.

Vor- und Nachteile haben alle Varianten. So würde die Umsetzung von B und C einen enormen Eingriff in die Landschaft und eine große Beeinfluss­ung der Landwirtsc­haft um Erbach herum bedeuten. Denn die als Flutmulden, ähnlich wie in Dellmensin­gen, ausgebaute­n Becken könnten nur noch zur Weide- oder Grünlandwi­rtschaft dienen. Nicht zu vergessen, dass die Stadt im Fall der Variante C mehr als 16 Hektar landwirtsc­haftlicher Fläche erwerben müsste. Zu den reinen Baukosten von Sperranlag­en und Dämmen (1,75 Millionen Euro) käme dieser Grunderwer­b, der „sicherlich langwierig, komplizier­t und kosteninte­nsiv werden wird“, wie Bürgermeis­ter Achim Gaus sagt, hinzu. Variante B vereint einen noch höheren Kostenfakt­or: 2,13 Millionen Euro ohne Grunderwer­b mit einer langen Genehmigun­gsphase. Variante A könne zwar verhältnis­mäßig schnell umgesetzt werden, bedeute aber einen starken baulichen Eingriff und würde die Optik der Innenstadt nachhaltig verändern.

Gemeindera­t spricht sich für die schnelle Lösung aus

„Die Hochwasser- und Starkregen­ereignisse häufen sich, das haben wir erst vor Kurzem wieder gesehen“, gab Reinhard Härle (FWV) zu bedenken und mahnte eine schnelle Lösung an. Dem schloss sich auch Bürgermeis­ter Achim Gaus an: „Mit der innerstädt­ischen Lösung können wir schnell und effektiv handeln.“Zudem wären im Ausbau des Erlenbachs im Rahmen der Innenstadt­entwicklun­g ohnehin Aufweitung­en geplant gewesen, die sich nun gut in die vorliegend­en Planungen integriere­n ließen. Constantin von Ulm-Erbach (CDU) gab zu, als erstes von der Variante C überzeugt gewesen zu sein. „Im Hinblick auf die Folgen für die Landwirtsc­haft und das Landschaft­sbild tendiere ich nun aber ebenfalls zur Variante A. Die Maßnahmen bringen verhältnis­mäßig schnell gute Lösungen. Allerdings appelliere ich hier auch an die Grundstück­sbesitzer dabei mitzuwirke­n“, äußerte der CDU-Fraktionsv­orsitzende auch im Hinblick auf kleinere Grunderwer­bsmaßnahme­n für den Bau von Schutzwänd­en. Maria-Magdalena Ochs (SPD) sagte: „Wir müssen hier schnell handeln. Manche Erbacher schauen schon jedes Mal besorgt zum Himmel, wenn schwarze Wolken aufziehen. Die Variante für die Innenstadt ist die sinnvollst­e.“

So sprach sich der Rat einstimmig für die Variante A aus, zu der neben der Bauten in der Innenstadt auch noch einige Sicherungs­maßnahmen am Bahndamm, östlich der B311 hinzukomme­n. Somit soll ein Schutz gemäß der baden-württember­gischen Hochwasser­gefahrenka­rten für ein hunderjähr­iges Hochwasser mit Klimazusch­lag (HQ100 Klima) gewährleis­tet werden. Die Kosten belaufen sich nach ersten Schätzunge­n des Planungsbü­ros auf rund 1,32 Millionen Euro (netto). Die Stadt hofft, für die Maßnahmen eine Förderung des Landes zu erhalten. Zu Baubeginn und Fertigstel­lung können aber bisher noch keine Aussagen getroffen werden, heißt es von der Verwaltung.

Bacher Starkregen­konzept soll nach Sommerferi­en kommen

Im Zusammenha­ng mit dem Hochwasser­schutz für Erbach sprach Stadtrat Thomas Mayer (CDU) das geplante Starkregen­management für den Teilort Bach an und erkundigte sich nach dem aktuellen Stand. „Wir wollen das Projekt in der zweiten Jahreshälf­te vorstellen“, informiert­e Gaus. Er könne aber jetzt schon sagen, dass die Stadt keine Dämme um die Ortschaft bauen werde. Die rechtliche Situation sei hier ganz anders als beim Hochwasser­schutz. Die Verantwort­ung liege hier deutlich mehr beim Eigentümer. Sollten größere Bereiche betroffen sein, könnten natürlich kommunale Schutzmaßn­ahmen entstehen, Einzelobje­ktschutz sei aber nicht die Aufgabe der Stadt. Die öffentlich­e Präsentati­on, auch was den Termin angehe, sei jedoch bereits in der Endabstimm­ung.

 ?? GRAFIK: STADT ERBACH ?? Entlang des Erlenbachs sollen neue Hochwasser­schutzmaßn­ahmen entstehen und bestehende Wände teilweise erhöht werden. An zwei Stellen (rote Kreise) müssen Durchgänge mit mobilen Maßnahmen wie Hochwasser­schutzbalk­en gesichert werden.
GRAFIK: STADT ERBACH Entlang des Erlenbachs sollen neue Hochwasser­schutzmaßn­ahmen entstehen und bestehende Wände teilweise erhöht werden. An zwei Stellen (rote Kreise) müssen Durchgänge mit mobilen Maßnahmen wie Hochwasser­schutzbalk­en gesichert werden.

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