Erbach einigt sich auf Hochwasserschutzkonzept
Maßnahmen vorerst nur in der Innenstadt geplant – Zweiter Ausbauschritt könnten Rückhaltebecken sein
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ERBACH - Der Erbacher Gemeinderat hat sich in seiner Sitzung am Montagabend auf ein Hochwasserschutzkonzept für die Stadt geeinigt. Aus drei Varianten wählten die Ratsmitglieder diejenige aus, die am schnellsten umzusetzen ist. Positiver Nebeneffekt ist, dass es sich bei dieser auch um die kostengünstigste Variante handelt. Trotzdem werden die Baumaßnahmen entlang des Erlenbachs mit rund 1,32 Millionen Euro (netto) zu Buche schlagen.
Ein Vertreter des Ingenieurbüros Wassermüller stellte die Planungen für die kurzfristig erkrankte Stadtbaumeisterin Sandra Dolderer vor. Drei Varianten standen für den Gemeinderat zur Debatte. Variante A, die abschließend vom Rat ausgewählt wurde, konzentriert die Schutzmaßnahmen auf die Innenstadt. Dort sollen im Groben neue Hochwasserschutzwände entstehen, „Löcher gestopft“und alte Wände erhöht werden. Variante C hingegen konzentriert sich auf Schutzmaßnahmen außerhalb der Ortschaft. Mit riesigen Rückhaltebecken, die in die Landschaft eingebaut werden und ein gesamtes Fassungsvermögen von rund 403 000 Kubikmetern Wasser haben, sollen die Ablaufmengen des Erlen- und des Hangelebachs gesteuert werden. Variante B ist eine Mischung aus den Maßnahmen. Zu kleineren Rückhaltebecken (rund 200 000 Kubikmetern) kommen bauliche Maßnahmen am Erlenbach.
Vor- und Nachteile haben alle Varianten. So würde die Umsetzung von B und C einen enormen Eingriff in die Landschaft und eine große Beeinflussung der Landwirtschaft um Erbach herum bedeuten. Denn die als Flutmulden, ähnlich wie in Dellmensingen, ausgebauten Becken könnten nur noch zur Weide- oder Grünlandwirtschaft dienen. Nicht zu vergessen, dass die Stadt im Fall der Variante C mehr als 16 Hektar landwirtschaftlicher Fläche erwerben müsste. Zu den reinen Baukosten von Sperranlagen und Dämmen (1,75 Millionen Euro) käme dieser Grunderwerb, der „sicherlich langwierig, kompliziert und kostenintensiv werden wird“, wie Bürgermeister Achim Gaus sagt, hinzu. Variante B vereint einen noch höheren Kostenfaktor: 2,13 Millionen Euro ohne Grunderwerb mit einer langen Genehmigungsphase. Variante A könne zwar verhältnismäßig schnell umgesetzt werden, bedeute aber einen starken baulichen Eingriff und würde die Optik der Innenstadt nachhaltig verändern.
Gemeinderat spricht sich für die schnelle Lösung aus
„Die Hochwasser- und Starkregenereignisse häufen sich, das haben wir erst vor Kurzem wieder gesehen“, gab Reinhard Härle (FWV) zu bedenken und mahnte eine schnelle Lösung an. Dem schloss sich auch Bürgermeister Achim Gaus an: „Mit der innerstädtischen Lösung können wir schnell und effektiv handeln.“Zudem wären im Ausbau des Erlenbachs im Rahmen der Innenstadtentwicklung ohnehin Aufweitungen geplant gewesen, die sich nun gut in die vorliegenden Planungen integrieren ließen. Constantin von Ulm-Erbach (CDU) gab zu, als erstes von der Variante C überzeugt gewesen zu sein. „Im Hinblick auf die Folgen für die Landwirtschaft und das Landschaftsbild tendiere ich nun aber ebenfalls zur Variante A. Die Maßnahmen bringen verhältnismäßig schnell gute Lösungen. Allerdings appelliere ich hier auch an die Grundstücksbesitzer dabei mitzuwirken“, äußerte der CDU-Fraktionsvorsitzende auch im Hinblick auf kleinere Grunderwerbsmaßnahmen für den Bau von Schutzwänden. Maria-Magdalena Ochs (SPD) sagte: „Wir müssen hier schnell handeln. Manche Erbacher schauen schon jedes Mal besorgt zum Himmel, wenn schwarze Wolken aufziehen. Die Variante für die Innenstadt ist die sinnvollste.“
So sprach sich der Rat einstimmig für die Variante A aus, zu der neben der Bauten in der Innenstadt auch noch einige Sicherungsmaßnahmen am Bahndamm, östlich der B311 hinzukommen. Somit soll ein Schutz gemäß der baden-württembergischen Hochwassergefahrenkarten für ein hunderjähriges Hochwasser mit Klimazuschlag (HQ100 Klima) gewährleistet werden. Die Kosten belaufen sich nach ersten Schätzungen des Planungsbüros auf rund 1,32 Millionen Euro (netto). Die Stadt hofft, für die Maßnahmen eine Förderung des Landes zu erhalten. Zu Baubeginn und Fertigstellung können aber bisher noch keine Aussagen getroffen werden, heißt es von der Verwaltung.
Bacher Starkregenkonzept soll nach Sommerferien kommen
Im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz für Erbach sprach Stadtrat Thomas Mayer (CDU) das geplante Starkregenmanagement für den Teilort Bach an und erkundigte sich nach dem aktuellen Stand. „Wir wollen das Projekt in der zweiten Jahreshälfte vorstellen“, informierte Gaus. Er könne aber jetzt schon sagen, dass die Stadt keine Dämme um die Ortschaft bauen werde. Die rechtliche Situation sei hier ganz anders als beim Hochwasserschutz. Die Verantwortung liege hier deutlich mehr beim Eigentümer. Sollten größere Bereiche betroffen sein, könnten natürlich kommunale Schutzmaßnahmen entstehen, Einzelobjektschutz sei aber nicht die Aufgabe der Stadt. Die öffentliche Präsentation, auch was den Termin angehe, sei jedoch bereits in der Endabstimmung.