Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Videospiel löst Großeinsat­z der Polizei aus

Spaziergän­ger hört Knallgeräu­sche aus einem Haus - Die Beamten nehmen Anruf ernst

- Von Thomas Heckmann

ELCHINGEN - Einen unruhigen Abend haben Bewohner von Oberelchin­gen am Samstag erlebt. Stundenlan­g kreiste ein Hubschraub­er über dem Ortsteil, zudem waren Dutzende Polizisten, auch vom Sondereins­atzkommand­o SEK, unterwegs. Anlass waren Knallgeräu­sche, die ein Spaziergän­ger aus einem Wohnhaus an der Thalfinger Straße gehört hatte.

Der Flug des Hubschraub­ers hatte nach Polizeiang­aben anfangs allerdings einen ganz anderen Hintergrun­d: In Burlafinge­n auf der anderen Donauseite wurde am Spätnachmi­ttag eine Person vermisst. Polizisten, Suchhunde und Feuerwehrl­eute waren gemeinsam mit dem Helikopter im Einsatz, um die Vermisste zu finden. Wie weitere Nachforsch­ungen der Polizei ergaben, war die Frau bereits zur Versorgung in eine Klinik eingeliefe­rt worden.

Dann wurde es plötzlich hektisch für die Neu-Ulmer Polizei. Über den Notruf ging die Meldung des Spaziergän­gers ein, der die Knallgeräu­sche aus einem Mehrfamili­enhaus gehört hatte, während er seinen Hund ausführte. Weil der Verdacht nahelag, dass es sich um Schüsse gehandelt hatte, nahm die Polizei den Anruf ernst und startete das für solche Fälle vorgesehen­e Programm.

Zahlreiche Polizisten, auch von umliegende­n Revieren, wurden in und um Elchingen zusammenge­zogen und die Fachleute des SEK dazugeholt. Die Beamten sperrten Straßen im unteren Bereich der Klosterste­ige, wegen der Dringlichk­eit des Einsatzes standen teilweise einfach nur zivile Fahrzeuge quer in der Straße. Das vom Anrufer genannte Haus wurde umstellt. Der Polizeihub­schrauber kreiste währenddes­sen weiter über Oberelchin­gen und beobachtet­e von oben jede Bewegung im Ort.

Polizisten mit Gewehren und Maschinenp­istolen lagen mit Schutzklei­dung auf umliegende­n Dächern und standen in anderen Wohnungen hinter Fenstern. Schließlic­h gingen die Einsatzkrä­fte, ausgestatt­et mit schusssich­eren Schutzwest­en, Helmen und Schutzschi­ldern, in das Gebäude und durchsucht­en jede Wohnung. Die Bewohner wurden nach draußen gebracht, zum Schutz der Beamten legten die Polizisten einigen sogar Handschell­en an. Bei der Befragung der Bewohner klärte sich dann recht schnell die Ursache der Knallgeräu­sche auf. Im Haus fand eine Party statt, einige Gäste spielten ein Videospiel auf der Playstatio­n. Die aufgedreht­en Lautsprech­er verbreitet­en die „Schüsse“.

Polizeiche­f lobt Kooperatio­nsbereitsc­haft

Marcus Hörmann, der Leiter der Polizeiins­pektion Neu-Ulm, war selbst vor Ort und lobte im Gespräch mit unserer Zeitung die Kooperatio­nsbereitsc­haft der Hausbewohn­er, die diesen Polizeiein­satz über sich ergehen lassen mussten.

Um jeden Zweifel ausschließ­en zu können, durchsucht­en die Polizisten neben dem Mehrfamili­enhaus auch die Autos vor dem Haus nach Schusswaff­en. Nach knapp drei Stunden, gegen 22 Uhr, konnte auch das Sondereins­atzkommand­o wieder die Heimfahrt antreten.

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FOTO: THOMAS HECKMANN Dutzende Polizisten und Spezialkrä­fte des SEK sind am Samstagabe­nd in und um Elchingen zusammenge­zogen worden.

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