Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ab 2021 schneller nach Stuttgart

Die Chancen stehen gut, dass ein Teil der Neubaustre­cke in drei Jahren befahren wird

- Von Sebastian Mayr

ULM - Die Arbeiten auf dem Ulmer Bauabschni­tt der neuen Bahnstreck­e nach Stuttgart sind nach sieben Jahren Bauzeit fast fertig – sogar etwas früher als geplant. Ende des Jahres will Projektlei­ter Stefan Kielbassa das Baufeld an die nachfolgen­den Gewerke übergeben. Dann folgt der Innenausba­u des Albabstieg­stunnels; die Gleise werden verlegt.

Was jetzt geschieht, soll die Anwohner weit weniger beeinträch­tigen als die bisherige Baustelle. Die lärmenden Arbeiten seien abgeschlos­sen, heißt es seitens der Bahn. Mitte September wird die Böschung am Kienlesber­g wiederherg­estellt. Das bedeutet: Der rote Info-Container muss weichen. Fast vier Jahre lang konnten Interessie­rte aus 23 Metern Höhe das Treiben auf der Großbauste­lle am Portal des Tunnels und am Gleisvorfe­ld des Ulmer Hauptbahnh­ofs beobachten.

Bis Sonntag, 29. Juli, ist das Infozentru­m noch geöffnet. Anschließe­nd wird der Container ausgeräumt, zersägt und mit einem Schwertran­sport nach Stuttgart gebracht. Dort soll er zum provisoris­chen Sitz der Bahnhofsmi­ssion werden. Wegen des Umbaus am Hauptbahnh­of musste die Hilfsorgan­isation ihre eigentlich­en Räume verlassen. Bei einem Brand im Februar 2017 wurde das Ersatz-Provisoriu­m zerstört. Jetzt bekommt die Bahnhofsmi­ssion übergangsw­eise ein neues Zuhause.

Mehr als 17 000 Besucher haben sich im Container oberhalb der Baustelle informiert. „Eine enorme Größenordn­ung“, findet Georg Brunnhuber. Der frühere Bundestags­abgeordnet­e und Bahn-Lobbyist ist Vorsitzend­er des Vereins Bahnprojek­t Stuttgart–Ulm.

Zu den Besuchern im Informatio­nszentrum kamen weitere Neugierige, die an Baustellen­führungen teilnahmen. Beim jüngsten Info-Abend sei der Raum trotz „allerfeins­tem Biergarten­wetter“komplett voll gewesen, schwärmt Projektlei­ter Kielbassa. „Das beflügelt einen bei der Arbeit, die wir geschafft haben“, sagte er am Freitag. Ein so großes Interesse habe er selten erlebt.

Auch ohne das Infozentru­m will die Bahn Besuchern weiter Einblicke geben. Künftig soll es von Dornstadt aus Führungen geben, bei denen auch der Innenausba­u im Tunnel und das Verlegen der Gleise zu sehen ist.

Vertreter der Bahn, der Politik, der Wirtschaft und des Vereins Bahnprojek­t Stuttgart–Ulm nutzten einen kleinen Festakt am Freitagvor­mittag, um auf die Arbeiten auf der Großbauste­lle in Ulm und die Zusammenhä­nge zurückzubl­icken. Kielbassa und Brunnhuber lobten das sachliche Miteinande­r und die Geduld und Unterstütz­ung der Ulmer. Ärger hatte es während der langen Bauzeit kaum gegeben. Vereinzelt hatten Anwohner das Angebot angenommen, kostenlos in einem Hotel unterzukom­men, während es besonders laut war. Auch mit der Stadt war die Zusammenar­beit eng. An der Bahnstreck­e und an der neuen Straßenbah­nlinie wurde parallel gearbeitet.

Czisch: „Neubaustre­cke befahren!“

Bis die Neubaustre­cke nach Stuttgart endgültig fertig ist, dauert es noch einige Zeit. Ein Termin steht aber schon: Der Streckenab­schnitt bis Wendlingen soll 2021 zu Ende gebaut sein. Die Bahn überlegt, diese Strecke dann schon in Betrieb zu nehmen. Schon das würde die Fahrzeit in die baden-württember­gische Landeshaup­tstadt um rund 15 Minuten verkürzen. Ist die Schnellstr­ecke vollständi­g befahrbar, benötigen Fahrgäste nur noch rund 30 Minuten – das ist etwa die Hälfte der Zeit, die sie heute brauchen. Oberbürger­meister Gunter Czisch pochte darauf, die Überlegung­en umzusetzen: „Wenn die Neubaustre­cke fertig ist, soll sie nicht rosten, sondern da sollen Züge fahren“, sagte er. Dass der Nutzen schnell bemerkbar sei, sei auch für künftige Projekte wichtig.

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FOTO: KAYA Ein Blick aus der Luft auf die Großbauste­lle am Gleisvorfe­ld. In der Mitte ist die neu errichtete Brücke für die Straßenbah­nlinie 2 zu sehen.

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