Ab 2021 schneller nach Stuttgart
Die Chancen stehen gut, dass ein Teil der Neubaustrecke in drei Jahren befahren wird
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ULM - Die Arbeiten auf dem Ulmer Bauabschnitt der neuen Bahnstrecke nach Stuttgart sind nach sieben Jahren Bauzeit fast fertig – sogar etwas früher als geplant. Ende des Jahres will Projektleiter Stefan Kielbassa das Baufeld an die nachfolgenden Gewerke übergeben. Dann folgt der Innenausbau des Albabstiegstunnels; die Gleise werden verlegt.
Was jetzt geschieht, soll die Anwohner weit weniger beeinträchtigen als die bisherige Baustelle. Die lärmenden Arbeiten seien abgeschlossen, heißt es seitens der Bahn. Mitte September wird die Böschung am Kienlesberg wiederhergestellt. Das bedeutet: Der rote Info-Container muss weichen. Fast vier Jahre lang konnten Interessierte aus 23 Metern Höhe das Treiben auf der Großbaustelle am Portal des Tunnels und am Gleisvorfeld des Ulmer Hauptbahnhofs beobachten.
Bis Sonntag, 29. Juli, ist das Infozentrum noch geöffnet. Anschließend wird der Container ausgeräumt, zersägt und mit einem Schwertransport nach Stuttgart gebracht. Dort soll er zum provisorischen Sitz der Bahnhofsmission werden. Wegen des Umbaus am Hauptbahnhof musste die Hilfsorganisation ihre eigentlichen Räume verlassen. Bei einem Brand im Februar 2017 wurde das Ersatz-Provisorium zerstört. Jetzt bekommt die Bahnhofsmission übergangsweise ein neues Zuhause.
Mehr als 17 000 Besucher haben sich im Container oberhalb der Baustelle informiert. „Eine enorme Größenordnung“, findet Georg Brunnhuber. Der frühere Bundestagsabgeordnete und Bahn-Lobbyist ist Vorsitzender des Vereins Bahnprojekt Stuttgart–Ulm.
Zu den Besuchern im Informationszentrum kamen weitere Neugierige, die an Baustellenführungen teilnahmen. Beim jüngsten Info-Abend sei der Raum trotz „allerfeinstem Biergartenwetter“komplett voll gewesen, schwärmt Projektleiter Kielbassa. „Das beflügelt einen bei der Arbeit, die wir geschafft haben“, sagte er am Freitag. Ein so großes Interesse habe er selten erlebt.
Auch ohne das Infozentrum will die Bahn Besuchern weiter Einblicke geben. Künftig soll es von Dornstadt aus Führungen geben, bei denen auch der Innenausbau im Tunnel und das Verlegen der Gleise zu sehen ist.
Vertreter der Bahn, der Politik, der Wirtschaft und des Vereins Bahnprojekt Stuttgart–Ulm nutzten einen kleinen Festakt am Freitagvormittag, um auf die Arbeiten auf der Großbaustelle in Ulm und die Zusammenhänge zurückzublicken. Kielbassa und Brunnhuber lobten das sachliche Miteinander und die Geduld und Unterstützung der Ulmer. Ärger hatte es während der langen Bauzeit kaum gegeben. Vereinzelt hatten Anwohner das Angebot angenommen, kostenlos in einem Hotel unterzukommen, während es besonders laut war. Auch mit der Stadt war die Zusammenarbeit eng. An der Bahnstrecke und an der neuen Straßenbahnlinie wurde parallel gearbeitet.
Czisch: „Neubaustrecke befahren!“
Bis die Neubaustrecke nach Stuttgart endgültig fertig ist, dauert es noch einige Zeit. Ein Termin steht aber schon: Der Streckenabschnitt bis Wendlingen soll 2021 zu Ende gebaut sein. Die Bahn überlegt, diese Strecke dann schon in Betrieb zu nehmen. Schon das würde die Fahrzeit in die baden-württembergische Landeshauptstadt um rund 15 Minuten verkürzen. Ist die Schnellstrecke vollständig befahrbar, benötigen Fahrgäste nur noch rund 30 Minuten – das ist etwa die Hälfte der Zeit, die sie heute brauchen. Oberbürgermeister Gunter Czisch pochte darauf, die Überlegungen umzusetzen: „Wenn die Neubaustrecke fertig ist, soll sie nicht rosten, sondern da sollen Züge fahren“, sagte er. Dass der Nutzen schnell bemerkbar sei, sei auch für künftige Projekte wichtig.