Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Künstler lassen Kreativitä­t freien Lauf

Bei Vernissage werden die Werke der Sommer-Kunstwoche präsentier­t

- Von Friedrich Hog

● OBERMARCHT­AL - Bereits zum fünften Mal haben sich die Kirchliche Akademie der Lehrerfort­bildung und der Petrushof in Obermarcht­al zu einer geschäftig­en Werkstatt für bildende Künste entwickelt. Elf Künstler entfaltete­n frei von den Zwängen des Alltags ihr Talent, angeleitet vom renommiert­en Schweizer Maler Andreas Durrer, der internatio­nal ausstellt. Höhepunkt des Schaffens war eine Vernissage aller zwölf Künstler im Petrushof am Sonntagnac­hmittag.

Bis unmittelba­r vor Beginn der öffentlich­en Vernissage haben die Teilnehmer der Sommer-Kunstwoche mit Zeichensti­ft, Ziegenhaar­pinsel und Spachtel an ihren Werken gearbeitet. Rasch wurde die Werkstatt zur Galerie umfunktion­iert, in der Künstler und Besucher von „Lehrer“Andreas Durrer im Rahmen einer abschließe­nden Vernissage Feedback und Erläuterun­gen zu ihren in Obermarcht­al entstanden­en Bildern bekamen. Im Akademiepr­ogramm und mit Hilfe von 5000 Flyern hatte die Kirchliche Akademie auf die viertägige Sommer-Kunstwoche hingewiese­n. Der Einladung waren elf Künstler aus ganz Baden-Württember­g gefolgt, von denen einige in den Vorjahren bereits mehrfach der Sommer-Kunstwoche der Akademie beigewohnt hatten. Nur zwei der diesjährig­en Teilnehmer waren Lehrer, die sich ohnehin in der Akademie fortbilden, unter den anderen Malern befand sich unter anderem ein Hochschull­ehrer.

Akademiele­iter Berthold Suchan und Galeristin Maria Faulhammer­Wiedemann begrüßten die Anwesenden, und gaben das Wort weiter an Andreas Durrer, der 1960 in Basel geboren wurde, und jetzt in Münchenste­in bei Basel sein Atelier unterhält. Durrer stellte die Malerei als Verbindung innerer Erlebnisse mit äußeren Anschauung­en dar, was vertrackte­r sei, als man denkt. Kopf, Herz und Hand führen zusammen, was letztlich auf den Leinwänden zu sehen ist, so Durrer. Die Künstler schufen mit bunten und kräftigen Acrylfarbe­n, bei Durrers „Farbklang und Kompositio­n“blau und orange oft im Vordergrun­d, anhand der von ihm empfohlene­n Linienführ­ung in den vier Tagen der Sommer-Kunstwoche im Wege der Verbindung farbiger Elemente mit abstraktem Flächenauf­bau neue Räume. Dabei wurden sowohl lasierende als auch deckende Techniken verwendet.

Eine der Künstlerin­nen stellte in den Raum, dass man immer zuerst ankommen müsse und nicht auf Befehl „kreativ“arbeiten könne. Sie lobte die Atmosphäre und Infrastruk­tur der Räumlichke­iten in Obermarcht­al als optimale Gelegenhei­t für ihr künstleris­ches Schaffen. Ein anderer Künstler sagte, „Kunst ist schön, aber viel Arbeit“. Durrer erläuterte bei einem Rundgang durch die Ausstellun­g die Werke der einzelnen Künstler. Lobend erwähnte er die Vitalität und Lebensener­gie der Künstler, sowie das Hineinspri­ngen in den Verwandlun­gsvorgang, den alle in ihren Werken gelungen zum Ausdruck brachten. Eines der Bilder wurde während der Erläuterun­g von Durrer gedreht, um richtig zu hängen, was schon bei großen Künstlern in Museen passiert sein soll. Auch vier echte „Durrer“waren in Obermarcht­al entstanden, Werke mit viel Flächen-Bewegung.

Guntram Harwart bat sodann die Anwesenden, die Augen zu schließen, und für einige Minuten seiner Mundharmon­ika zu lauschen, der er zunächst freie Interpreta­tionen entlockte, um sich schließlic­h bei einer Fuge von Bach zu bedienen. Nach dem Ende der Vernissage nahmen die Künstler ihre Werke mit, sie hatten die Malutensil­ien auch selbst mitgebrach­t. Die Sommer-Kunstwoche sei jeweils ein schöner Übergang in die Ferien, sagte Suchan, der täglich im Petrushof dem Entstehen der Werke beigewohnt hat und parallel in den Räumen der Akademie die Oasentage abhielt. 13 Teilnehmer konnten dort zu biblischen Geschichte­n meditieren.

Ende Juli 2019 wird in der Sommer-Kunstwoche in den Räumen der Akademie „experiment­elle Malerei“angeboten, begrenzt auf zehn Teilnehmer, erfahrungs­gemäß frühzeitig ausgebucht, und sicher wiederum ein Plus in jeder Künstlerbi­ographie. Bereits am Sonntag, 14. Oktober, lädt die Akademie der Lehrerfort­bildung in den Spiegelsaa­l ein zu „Die rollende Schwabenka­nzel“, einer öffentlich­en Veranstalt­ung mit Literatur und Kabarett in schwäbisch­er Sprache.

 ?? SZ-FOTO: HOG ?? Die Künstler des Kurses mit Berthold Suchan, Andreas Durrer und Maria Faulhammer-Wiedemann.
SZ-FOTO: HOG Die Künstler des Kurses mit Berthold Suchan, Andreas Durrer und Maria Faulhammer-Wiedemann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany