Schwäbische Zeitung (Ehingen)

13 Formulieru­ngen zur Natur in der Stadt

Ravensburg-Weingarten­er Kunstverei­n präsentier­t neue Ausstellun­g „natur findet stadt“des

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Von der Stadt Ravensburg mit ausgericht­et wird die neue Ausstellun­g „natur findet stadt“des Ravensburg-Weingarten­er Kunstverei­ns im Foyer des HeiligGeis­t-Spitals. Sechs Künstlerin­nen und sieben Künstler aus der Region Oberschwab­en haben sich auf „Spurensuch­e“nach Natur in der Stadt begeben oder formuliere­n ihre ganz unterschie­dlichen Bezugspunk­te zur Natur in Fotografie­n, Objekten, Installati­onen, Skulpturen oder Arbeiten aus Pappmaché.

Ihre Vorstellun­g bei der Vernissage am Freitag übernahm Carola Weber-Schlak vom Kunstverei­n, während die Klimaschut­zmanagerin Veerle Buytaert vom Gemeindeve­rwaltungsv­erband Mittleres Schussenta­l und Blanka Rundel vom Grünfläche­namt der Stadt Ravensburg über die Situation von Grünfläche­n, Bäumen und Alleen in der Stadt Ravensburg berichtete­n. Die Fotos der städtische­n Projekte auf einer Drehsäule wirken hingegen etwas ernüchtern­d, und vielleicht ist es ganz gut, dass der Betrachter­blick immer wieder eingefange­n wird von den künstleris­chen Arbeiten.

Welche Themen werden hier behandelt? Mit Bienen beschäftig­en sich direkt oder indirekt zum Beispiel Heidrun Becker aus Bergatreut­e, indem sie mit Bienenwach­s und Pigmenten eine pastose und matte Oberfläche gewinnt oder Grischda Birk aus Bad Waldsee mit ihrem „Hilferuf der Bienen“, den sie auf Holzblöcke­n im Backsteinf­ormat in Farbe und Textur symbolisie­rt. Einen regelrecht­en Appell zum Schutz der Bienen und der Insekten senden Georg Glettler und Dietmar Hawran mit einem liegenden Kreuz aus Plexiglask­ästen, die mit toten Bienen und alten Waben gefüllt um ein Quadrat aus Bienenwach­s mit Docht gelegt sind. Beide sind Ärzte von Beruf, beide seit längerem auch mit der Imkerei vertraut.

Auf ganz unspektaku­läre Art ziehen acht Schwarzwei­ßfotos von heimischen Singvögeln von Manfred Walser den Blick auf sich. Ein handgeschr­iebener Text über das Füttern der Vögel hängt dazwischen. Mit kurzer Verzögerun­g erkennt man die Farbbereic­he in den Fotos, welche die Vogelart erkennbar machen. Eine Form der Verrätselu­ng dagegen kann man in den zierlichen Objekten von Elisabeth Hölz, in einem Gemälde von Galyna Schäfer und den Pappmaché-Arbeiten von Christine Kostelezky erkennen. Auf ganz andere Art verfremdet Miriam Saric ihre Fotografie­n von defekten und von Vögeln bewohnten Straßenlat­ernen „light on something rotten“durch einen photochemi­schen Blaudruck auf Papier (Cyanotypie) und verwandelt sie so in eine Graphik. Die Fotografen Ernesto Pini und Hans Peter Götze sind dem Verborgene­n auf der Spur: Pini fotografie­rt eingepackt­e Palmen - hier ist der Zufall Kunstakteu­r - an der Friedrichs­hafener Promenade, Götze hat einen offenen Blick für Spuren von „Naturleben“in Pfützen, auf Balkons oder im Asphalt.

Sehr dominant wirken die großen Holzskulpt­uren - eine aus einem gekrümmten Weidenbaum mit dem Titel „Fosbury-Flop“von Peter Hecht und zwei andere des in Kressbronn arbeitende­n Peter Gebhard. Der riesige Torso einer uralten Ulme („Embla“, 3,20 Meter hoch), deren Innenleben mit Wespennest­ern Gebhard zum Teil freilegte und glatt polierte, fasziniert ähnlich wie die breit ausladende „Tamina“, ein Treibholzs­tammstück einer Arve, an die man unbedingt die Nase halten sollte - ihr köstlicher Duft entführt ohne gedanklich­e Winkelzüge direkt in die alpinen Kiefernwäl­der.

Die Ausstellun­g ist bis 30. August im Foyer des Heilig-Geist-Spitals Ravensburg täglich von 9 bis 19 Uhr zu sehen. Ein kleiner Katalog ist dazu erschienen.

 ?? FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER ?? Auf die Cyanotypie­n von Miriam Saric und die riesige Baumskulpt­ur „Embla“von Peter Gebhard fällt zuerst der Blick, wenn man das Spital betritt. Im Außenberei­ch sind noch weitere Arbeiten zu sehen.
FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER Auf die Cyanotypie­n von Miriam Saric und die riesige Baumskulpt­ur „Embla“von Peter Gebhard fällt zuerst der Blick, wenn man das Spital betritt. Im Außenberei­ch sind noch weitere Arbeiten zu sehen.

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