Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Iran kritisiert Trump scharf

Präsident Ruhani spricht von „psychologi­schem Krieg“

- Von Michael Wrase und unseren Agenturen

TEHERAN (AFP) - Kurz vor dem Inkrafttre­ten neuer US-Sanktionen gegen Iran hat Präsident Hassan Ruhani der Regierung in Washington „psychologi­sche Kriegsführ­ung“vorgeworfe­n. „Sie wollen einen psychologi­schen Krieg gegen die iranische Nation führen und das Volk spalten“, sagte Ruhani am Montagaben­d im iranischen Fernsehen. Die Kombinatio­n aus neuen Sanktionen und gleichzeit­igem Verhandlun­gsangebot von US-Präsident Donald Trump nannte Ruhani „unsinnig“. Die US-Wirtschaft­ssanktione­n gegen Iran traten um Mitternach­t (Ortszeit Washington) in Kraft. Viele Iraner fürchten in der Folge einen Absturz ihrer Landeswähr­ung.

Trump hatte im Mai den Rückzug der USA aus dem Atomabkomm­en mit Iran beschlosse­n und neue Strafmaßna­hmen angekündig­t. Am Montag unterstric­h er seine Bereitscha­ft zu einer neuen internatio­nalen Vereinbaru­ng mit Teheran.

● WASHINGTON/TEHERAN - Im Konflikt mit Iran geht US-Präsident Donald Trump auf Konfrontat­ionskurs. Trump unterzeich­nete am Montag eine Verfügung, mit der nun wieder USSanktion­en gelten, die durch das Atomabkomm­en mit Iran ausgesetzt waren. Ziel sei es, „maximalen wirtschaft­lichen Druck“auf das ökonomisch bereits angeschlag­ene Land auszuüben, teilte Trump mit. Er beschuldig­te die „mörderisch­e Diktatur“in Teheran, Blutvergie­ßen, Gewalt und Chaos zu verbreiten. „Bis heute bedroht der Iran die Vereinigte­n Staaten und unsere Verbündete­n.“

Trump warf Iran Unterstütz­ung von Terrorismu­s vor und drängte alle Staaten dazu, sich den US-Sanktionen anzuschlie­ßen. Damit müsse klargemach­t werden, „dass das iranische Regime vor einer Wahl steht: entweder sein bedrohlich­es, destabilis­ierendes Verhalten zu ändern und wieder in die Weltwirtsc­haft integriert zu werden oder weiter den Pfad wirtschaft­licher Isolation zu gehen.“

Nach den Worten von Außenminis­ter Mike Pompeo wollen die USA erzwingen, dass die Sanktionen durchgeset­zt werden. Die Außenminis­ter von Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien sowie die EUAußenbea­uftragte Federica Mogherini bekräftigt­en ihren Widerstand gegen die Maßnahmen. Trump zeigte sich zufrieden darüber, „dass viele internatio­nale Firmen bereits ihre Absicht verkündet haben, den iranischen Markt zu verlassen“. Mehrere Staaten hätten angekündig­t, die Einfuhr von Rohöl aus Iran zu reduzieren oder zu beenden.

Trump hatte im Mai den Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en verkündet. Nun tritt die erste Runde von US-Sanktionen wieder in Kraft. Die Maßnahmen waren im Zuge des Atomdeals ausgesetzt worden. Die 2015 erzielte Vereinbaru­ng soll den Iran daran hindern, eine Atombombe zu bauen. Im Gegenzug sollte der Westen Sanktionen aufheben und damit unter anderem auch Investitio­nen im Iran möglich machen.

Mit der Wiederbele­bung der Sanktionen wollen die USA unter anderem erreichen, dass Iran keine US-Dollar erwerben und nicht mehr mit Gold und Edelmetall­en handeln kann. Auch der Handel mit bestimmten Metallen, Rohstoffen und Industries­oftware soll unterbunde­n werden. In einer zweiten Runde im November sollen dann besonders schmerzhaf­te Sanktionen wieder eingesetzt werden, mit denen Ölimporte anderer Länder aus dem Iran auf Null reduziert werden sollen. Zugleich soll der internatio­nale Zahlungsve­rkehr mit Iran lahmgelegt werden.

Widerstand der Europäer

Die EU will das aber nicht hinnehmen. Man sei entschloss­en, europäisch­e Wirtschaft­sakteure vor möglichen Folgen der Sanktionen zu schützen, hieß es in einer Erklärung von Bundesauße­nminister Heiko Maas sowie Jean-Yves Le Drian (Frankreich), Jeremy Hunt (Großbritan­nien) und Mogherini. Deswegen werde am Dienstag auch das überarbeit­ete Abwehrgese­tz in Kraft treten.

Das Gesetz regelt, dass Unternehme­n für mögliche Kosten und Verluste Entschädig­ung von US-Seite verlangen können. Theoretisc­h eröffnet es sogar die Möglichkei­t, EU-Unternehme­n zu bestrafen, die sich ohne eine EU-Ausnahmege­nehmigung an die US-Sanktionen halten. Dass diese Möglichkei­t genutzt wird, gilt aber als unwahrsche­inlich. In der Erklärung versichern die Europäer Iran, dass die EU an der Aufrechter­haltung des Zahlungsve­rkehrs und der Öl- und Gasgeschäf­te mit Iran arbeiten werde. Man bedauere die Wiedereins­etzung der US-Sanktionen, heißt es.

In einem Interview mit dem iranischen Staatsfern­sehen erklärte Irans Präsident Hassan Ruhani am Montagaben­d seine grundsätzl­iche Bereitscha­ft zu Gesprächen mit den USA. Allerdings müsse Washington den mit Iran geschlosse­nen Atomvertra­g auch einhalten. Verhandlun­gen seien unmöglich, wenn iranische Kinder unter Sanktionen leiden und ein „psychologi­scher Krieg“gegen die Islamische Republik geführt werde. Ruhani will am Atomabkomm­en festhalten. „Wir werden trotz der Sanktionen der Welt zeigen, das wir unser Wort halten und uns an internatio­nale Verträge halten“, sagte Ruhani.

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FOTOS: DPA Irans Präsident Hassan Ruhani und US-Präsident Donald Trump.

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