Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Unlingen wartet auf Bewerber

Bislang noch kein Bürgermeis­terkandida­t für die Gemeinde

- Von Berthold Rueß

UNLINGEN - Gut zwei Wochen sind seit der Ausschreib­ung der Bürgermeis­terstelle in Unlingen am 20. Juli vergangen. Bislang habe sich noch kein einziger Bewerber gemeldet, berichtet Amtsinhabe­r Richard Mück, der nach 32 Jahren als Verwaltung­schef in den Ruhestand geht. Er sei davon schon etwas überrascht, räumt Mück ein: „Normalerwe­ise geht es schneller“. Und Unlingen sei im Vergleich zu manch anderen Gemeinden ein durchaus attraktive­r Amtssitz.

„Leute, die ein richtiges Interesse haben, reagieren recht schnell“, glaubt Richard Mück. Er vermutet, dass die Bürgermeis­terstelle in Gemeinden dieser Größenordn­ung generell nicht mehr so interessan­t sei. Potenziell­e Bewerber, die die Verwaltung­slaufbahn eingeschla­gen haben, hätten beispielsw­eise als Fachbeamte im Landratsam­t relativ schnell eine ähnliche Vergütung wie ein Dorfbürger­meister. Die Unlinger Bürgermeis­terstelle ist mit A 15 ausgeschri­eben. Dabei sei der Bürgermeis­ter „fast rund um die Uhr im Dienst“– also ein grundsätzl­ich wenig familienfr­eundlicher Beruf.

Der Bewerberma­ngel bei Bürgermeis­terwahlen sei „kein flächendec­kendes Problem“, glaubt Iris Bohlen vom Gemeindeta­g, räumt aber ein: „Manche Gemeinden tun sich schwer.“In letzter Zeit sei auch zu beobachten, dass zunächst kein Interessen­t aus der Deckung komme und dann plötzlich die Bewerbunge­n sprudeln. „Manche warten geduldig und beobachten das Geschehen“, vermutet Iris Bohlen: „Da kann es sein, dass zunächst alle erst mal beobachten.“

Was würde passieren, wenn tatsächlic­h niemand bis zum Ablauf der Bewerbungs­frist am 12. September seinen Hut in den Ring wirft? Dann würde am 7. Oktober trotzdem gewählt werden, aber mit Blankostim­mzetteln. Auf die könnte jeder beliebige Namen geschriebe­n werden. Es sei schon vorgekomme­n, weiß Mück, dass in dem Fall jemand mit Unterstütz­ung auf Facebook gewählt wurde. Falls aber niemand die absolute Mehrheit erreichen werde, müsse die Wahl neu ausgeschri­eben werden. Mücks Amtszeit endet auf jeden Fall am 5. Dezember. Wäre bis zu dem Zeitpunkt noch kein Nachfolger gewählt, müsste in der Interimsze­it der Stellvertr­eter, Gemeindera­t Wolfgang Winkler, die Amtsgeschä­fte besorgen.

Richard Mück hat die Gemeinde übernommen, als die Verschuldu­ng bei 32 500 DM pro Kopf lag. Zum Ende dieses Jahres sei Unlingen praktisch schuldenfr­ei. „Wir haben die Umgehungss­traße hingebrach­t“, zählt Mück einen weiteren Pluspunkt für Unlingen auf. Sein Nachfolger übernehme aber nicht nur eine gut aufgestell­te Gemeinde, er habe auch noch interessan­te Gestaltung­smöglichke­iten. So steht die Neugestalt­ung der Ortsdurchf­ahrt mit kompletter Erneuerung der Kanalisati­on und der Wasservers­orgung an. Durch die Abstufung werde die Durchfahrt­sstraße auf 6,50 Meter verschmäle­rt: „Alles, was nicht Schwarzbel­ag ist, kann die Gemeinde gestalten.“

Gestaltung­smöglichke­iten biete auch der Bereich betreutes Wohnen für Demenzkran­ke, für das nach dem Freiburger Modell verfahren werden soll. Zwei alte Gebäude wurden dafür abgebroche­n. Nach der Sommerpaus­e soll im Rahmen einer Klausurtag­ung über die Standortfr­age beraten werden. Und auch in der Kinderbetr­euung tut sich etwas in Unlingen. Die Raumkapazi­tät, die im alten Hauptschul­gebäude durch den Wegfall der Werkrealsc­hule frei wird, soll zur Unterbring­ung der kommunalen Kindergärt­en Uigendorf und Unlingen sowie einer Tagesbetre­uung an einem gemeinsame­n Standort genutzt werden.

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FOTO: PRIVAT Für die Nachfolge von Richard Mück in Unlingen gibt es noch keinen Bewerber.

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