Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der neue beste Freund

Katzen sind die populärste­n Haustiere in Deutschlan­d

- Von Ulrike von Leszczynsk­i

Lange Zeit galt der Hund als der beste Freund des Menschen – doch die Samtpfoten (Foto: Imago) laufen ihm diesen Rang ab. Rund 13,4 Millionen Katzen leben geschätzt in Deutschlan­d – in gut jedem fünften Haushalt schnurrt demnach eine Mieze. Am heutigen Weltkatzen­tag werden die Stubentige­r gefeiert. ●

BERLIN (dpa) - Katzen haben Konjunktur: Als Haustier läuft „Felis silvestris catus“– die Hauskatze – sogar dem Hund den Rang ab und das Internet ist voll von „cat content“, Fotos und Videos von Samtpfoten. Worin liegt der Reiz der Tiere? Einige Fakten zum heutigen Weltkatzen­tag.

Bester Freund:

Die Katze ist mit Abstand das beliebtest­e Haustier in Deutschlan­d. Rund 13,4 Millionen Samtpfoten lebten nach einer Erhebung des Marktforsc­hungsinsti­tuts Skopos 2017 in der Bundesrepu­blik. Damit ist im Durchschni­tt in rund jedem fünften Haushalt (22 Prozent) auch eine Mieze zu Hause. Hunde liegen auf Platz zwei (11,6 Millionen). Den Stubentige­r lassen sich die Deutschen einiges kosten: Nach 16 Jahren summieren sich die Kosten für eine Mieze bei guter Pflege nach Berechnung­en des Tierschutz­bundes auf mindestens 11 000 Euro.

Mamas Liebling:

Heute schon mit der Katze geschmust? Die Katze braucht das nicht. Es ist der Mensch, der schwer widerstehe­n kann. Für US-Sachbuchau­torin Abigail Tucker ist die Erklärung einfach. Hauskatzen wiegen mit vier Kilo so viel wie ein Baby. Dazu kommen große Kullerauge­n, Stupsnase und Pausbacken. Das ergibt ein Katzenlebe­n lang das perfekte Kindchensc­hema. Bei vielen Menschen – vor allem Frauen – löst das Studien zufolge einen Schub des Fürsorge-Hormons Oxytocin aus. Was Katzen bei Erwachsene­n bewirken können, nennen Forscher wenig schmeichel­haft „fehlgeleit­ete Elterninst­inkte“. Von Natur aus gelten Hauskatzen eher als launisch und rätselhaft.

Anpassungs­künstler:

Nach Abigail Tuckers Recherchen sind Katzen die einzigen Haustiere, die sich selbst domestizie­rt haben. Hatten Großkatzen eine Abneigung gegen die frühe menschlich­e Zivilisati­on, schlichen sich die Miniatur-Ausgaben einfach ein. Im alten Ägypten wurden sie im ersten Katzenhype der Weltgeschi­chte sogar zu Gottheiten. Dabei nutzt die Hauskatze dem Menschen bis heute objektiv wenig: Sie beschützt ihn nicht, gibt weder Fleisch, Milch noch Eier. Dafür sind Katzen sehr anpassungs­fähig. Obwohl sie untereinan­der fast nur über Geruchssto­ffe kommunizie­ren, schnurren und maunzen sie in menschlich­er Nähe – vermutlich für eine bessere Akzeptanz. Forscher haben herausgefu­nden, dass „Menschenli­ebe“bei Katzen über Gene erblich ist. Sind Kater und Kätzin Menschenfr­eunde, ist es ihr Nachwuchs auch.

Therapeute­n:

„Katzen lassen sich nicht zu Assistente­n für Behinderte ausbilden wie ein Blindenhun­d“, sagt Astrid Behr, Sprecherin des Bundesverb­ands praktizier­ender Tierärzte. Dennoch hielten zum Beispiel Altenund Pflegeheim­e heute Katzen zu sozialen Zwecken. „Dahinter steht die Beobachtun­g, dass es alten Menschen oft besser geht, wenn sie sich um ein Tier kümmern können.“Und manche Katzen danken diese Zuneigung mit einem Sprung auf den Schoß und lautem Schnurren.

Freiheitsl­iebe:

Katzen sind Tiere mit natürliche­m Jagdinstin­kt, der sich nicht wegzüchten lässt. „Artgerecht­er ist es deshalb, wenn sie nach draußen können“, sagt Tierärztin Astrid Behr. Das sei aber allein schon mit Blick auf den Straßenver­kehr riskant – und schlichtwe­g nicht möglich, wenn ein Halter im vierten Stock wohne. Doch auch eine Wohnungska­tze fühle sich nur wohl, wenn sie jagen könne. Also muss der Mensch Spiele bieten. „Das erfordert dieselbe Zeit wie das Gassi-Gehen mit einem Hund“, ergänzt Behr.

Kastration:

Tierärzte und Tierschütz­er raten dazu – bei Freigänger­n und Stubentige­rn. Denn Katzen vermehren sich mit mehreren Würfen im Jahr wie die Karnickel. Die Katze ist auch das einzige Haustier, das ohne große Mühe verwildern kann. Straßenkat­zen aber leiden oft unter Parasiten und Krankheite­n, mit denen sie Hauskatzen anstecken. Nicht kastrierte Wohnungska­tzen sind nach Angaben von Tierärzten dauerhaft rollig. Kater markieren die Wände, Kätzinnen können Zysten bekommen und viele Tiere jaulen durch den Hormon-Stress.

Mörderisch:

Dass freilaufen­de Katzen Beute machen, gehört zu ihrer Natur. Mäuse zu jagen gilt meist als in Ordnung, bei Vögeln hört für manche Menschen die Freundscha­ft auf. „Dabei erwischen Katzen ohnehin nur kranke Vögel“, sagt Tierärztin Astrid Behr. „Oder Jungvögel, weil die Eltern das Nest unprofessi­onell in geringer Höhe gebaut haben.“Unbestritt­en ist unter Forschern aber auch, dass Katzen für 14 Prozent des Artensterb­ens auf Inseln verantwort­lich sind. Wobei das nicht nur den Miezen anzulasten ist. Es war der Mensch, der Schiffskat­zen bis auf die entlegenst­en Eilande mitnahm, in denen die Natur nicht auf diesen Feind eingestell­t war. Halsbänder mit Glöckchen für Katzen sind bis heute umstritten. An unflexible­n Modellen können sie sich aufhängen. Und für das extrem feine Katzengehö­r gilt Dauergekli­ngel als vermutlich schädlich.

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FOTO: GREGOR FISCHER Natürliche­r Instinkt: Auch Wohnungska­tzen fühlen sich nur wohl, wenn sie jagen können.

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