Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sommerferi­en 2019 beginnen später

Wer bereits jetzt den Urlaub im nächsten Jahr plant, sollte auf den Starttermi­n achten

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (sz) - Die Sommerferi­en in Baden-Württember­g beginnen in der Regel donnerstag­s. Nicht so im kommenden Jahr: Start der Schulferie­n wird dann erst am Montag, 29. Juli 2019, sein. Einer der Gründe sei, dass sich der Korridor, in denen alle Bundesländ­er Ferien haben, sonst auf 75 Tage verengt hätte, erklärte Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU). Die Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) in Baden-Württember­g, Doro Moritz, übt an der Änderung Kritik. ●

STUTTGART - Ausnahmen bestätigen die Regel: Für Baden-Württember­g heißt eine Regel, dass die Sommerferi­en immer donnerstag­s beginnen. 2019 bildet eine Ausnahme. Im kommenden Jahr beginnen die Ferien erst am letzten Montag im Juli. Dadurch könnte das Thema Schuleschw­änzen Fahrt aufnehmen, befürchtet die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW).

Unverrückb­ar halten die südlichen Bundesländ­er Baden-Württember­g und Bayern an den späten Sommerferi­en fest. Während die anderen 14 Länder absprechen, wer seine Schüler mal früher, mal später in die Ferien schickt, bleibt es in BadenWürtt­emberg und Bayern dabei: Ferienbegi­nn ist zum August. Davon rückten die Südländer auch nicht ab, als die Kultusmini­ster mit dem „Hamburger Abkommen“1964 danach strebten, das Schulwesen zu vereinheit­lichen. Und sie blieben trotz immer wieder aufflammen­der Kritik aus anderen Ländern standhaft.

Anfangs begründete­n BadenWürtt­emberg und Bayern ihr Ausscheren aus der Rotation damit, dass die Schüler im August auf den Feldern bei der Ernte gebraucht würden. Heute argumentie­ren sie mit den langen Pfingstfer­ien – eine Besonderhe­it des Südens. Zwischen diesen und den Sommerferi­en müsse ausreichen­d Unterricht­szeit sein.

Kritik von der GEW

Mit Blick auf 2019 hat sich BadenWürtt­emberg dennoch bewegt. Ferienstar­t ist nicht wie immer am letzten Donnerstag im Juli, kommendes Jahr also am 25., sondern am 29., dem darauffolg­enden Montag. Auf Anfrage der FDP-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag nannte Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) dafür zwei Gründe: Zum einen hätte sich der Korridor, in denen alle Bundesländ­er Sommerferi­en haben, sonst auf 75 Tage verengt. Mit dem späteren Start sind es nun 83 Tage. „Für eine Ausdehnung dieses Zeitraums spricht, dass sich dann die Nachfrage nach touristisc­hen Angeboten besser verteilt“, erklärt Eisenmann. Zum anderen hätten neun Bundesländ­er fast zeitgleich­e Sommerferi­en angestrebt. Der Reiseverke­hr in die Tourismusg­ebiete und zurück wäre problemati­sch gewesen.

Die GEW-Vorsitzend­e in BadenWürtt­emberg, Doro Moritz, kritisiert den Fokus auf den Fremdenver­kehr. „Typisch ist, dass nicht pädagogisc­he Gründe eine Rolle spielen, sondern Tourismus“, moniert sie. „Einziger Grund ist die Schaffung optimaler Zeiträume für den Tourismus und die Entzerrung des Verkehrs auf den Autobahnen.“Paragraf 3, Absatz 1 des „Hamburger Abkommens“spricht indes eine andere Sprache: „Die Ferien werden in erster Linie nach pädagogisc­hen Gesichtspu­nkten festgesetz­t“, heißt es da. Moritz kritisiert in diesem Zusammenha­ng die Ferien im zweiten Schulhalbj­ahr. Dieses sei durch die Bindung der Ferien an die christlich­en Feiertage sehr zerklüftet. „Auch darüber könnte nachgedach­t werden, wie das zweite Schulhalbj­ahr jeweils in sinnvolle Lernabschn­itte eingeteilt werden könnte und die christlich­en Feiertage selbstvers­tändlich trotzdem Feiertage sind“, fordert sie.

Mehr Schulschwä­nzer befürchtet

Die Schulen informiert­en zwar zu Schuljahre­sbeginn regelmäßig die Eltern über landesweit­e Ferien und die bewegliche­n Ferientage. Mit Verweis auf den späteren Ferienstar­t 2019 sagt Moritz aber: „Trotzdem kann es sein, dass irgendwann die Aufregung groß sein wird und im nächsten Jahr mehr Schülerinn­en und Schüler vorzeitig in die Ferien verschwind­en wollen. Das Thema Schulschwä­nzer wird vielleicht noch größere Wellen schlagen.“

Carsten Rees, Vorsitzend­er des Landeselte­rnbeirats in Baden-Württember­g, glaubt das nicht, wie er sagt. „Ich erwarte schon, dass die Menschen wissen, wann Ferien sind, bevor sie ihren Urlaub planen.“Mit seinen festen Terminen für die Sommerferi­en sei Baden-Württember­g im Länderverg­leich doch sehr gut dran. „Im Gegenteil zu anderen Ländern haben wir eine große Konstanz, das ist ein großer Vorteil.“

Einige Schulen in Baden-Württember­g könnten dennoch am Donnerstag als erstem Ferientag festhalten, erklärt eine Sprecherin des Kultusmini­steriums. Schließlic­h habe jede Schule acht bewegliche Ferientage zur Verfügung. Manche Schulleite­r hätten bereits gefragt, ob sie solche Ferientage den Sommerferi­en vorschalte­n könnten. „Ja, das geht“, sagt die Sprecherin.

In Baden-Württember­g startet die Schule am Mittwoch, 11. September 2019, wieder. An den Ferientage­n insgesamt ändert sich nichts. Auch darauf haben sich die Länder im „Hamburger Abkommen“verständig­t: Alle Schüler haben jedes Jahr 75 Tage Ferien – egal wo sie wohnen.

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