Ham Se jedient?
Es gibt Fragen von derart elementarer Wucht, dass ihnen niemand entkommt. Gerade haben wir unser ratloses Gestammel bei der Beantwortung der Özil-Frage, ob es in diesem unserem Lande tatsächlich Rassismus gibt, halbwegs verdaut, da kommt der nächste Hammer: „Braucht Deutschland eine allgemeine Dienstpflicht?“Raus mit der Sprache.
Wenn uns die Erinnerung nicht trügt, dann gab es das schon mal. Bevor die Schulkameraden im letzten Jahrtausend ihre Reifeprüfung ablegten, lautete der Lebensplan der meisten 18-Jährigen: Abi, Bund oder Zivildienst, Studium, Familiengründung, Berufskarriere. Graben wir tiefer in der Erinnerung, fällt uns nicht ein Fall ein, in dem die Liaison zwischen Abiturient und Bundeswehr als geglückt zu bezeichnen gewesen wäre. Einer der Freunde offenbarte erst kürzlich, dass ihn der Bund traumatisiert habe.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Deutschland zumindest keine Wehrpflicht mehr braucht, zumal nicht ganz klar ist, was bei der Bundeswehr zu tun wäre. Vielleicht könnten sich die Azubis in Olivgrün bei der Waffenbeschaffung verdient machen? Möglicherweise wäre der ein oder andere helle Kopf sogar in der Lage, marode Panzer oder Flugzeuge zu reparieren? Auch gesundheitsgefährdende Gewaltmärsche könnten die Zeit beim Bund füllen helfen. Anders ist die Lage beim Zivildienst, Gesundheitsminister Jens Spahn braucht auf seinem Weg ins Kanzleramt jeden Mann, um des Pflegenotstands Herr zu werden. Spahn selbst hat übrigens auch nicht gedient: ausgemustert. (hü)