Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Aufsteiger

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Eine Fünf-Parteien-Koalition ohne eigene Mehrheit und ein ehemaliger Komödiant als Premiermin­ister – ob das gut gehen wird, fragt man sich nicht nur in Slowenien. Marjan Šarec wird am Mittwoch als neuer Regierungs­chef nominiert.

Der 41-Jährige ist zugleich Namensgebe­r seiner Bürgerlist­e LMS. Er verdankt seine steile Karriere vor allem dem massiven Vertrauens­verlust der letzten Jahre in die Berufspoli­tiker. Mit neun Parteien ist das Parlament seit der Juni-Wahl zersplitte­rt wie nie zuvor. Politveter­an Janez Janša, mit seiner konservati­ven SDS klarer Sieger, fand keine Mehrheit für eine Regierung.

Janšas Scheitern war Šarecs Chance: Der Populist und Quereinste­iger stellte die erste FünfPartei­en-Koalition des Landes auf die Beine, die ideologisc­h so schillernd bunt ist wie er selbst: Es besteht aus linken, liberalen und konservati­ven Politikern, überwiegen­d Profis wie dem scheidende­n Premier Miro Cerar, Ex-Außenminis­ter Karl Erjavec und der Europapoli­tikerin Alenka Bratušek. Es ist ein fragiles Fundament: Die Šarec-Koalition bringt es nur auf 43 der 90 Sitze im Parlament; erst mit den neun Mandaten der neuen Linken (Levica), die das Bündnis lediglich fallweise unterstütz­en will, hat sie eine Mehrheit.

Die Vertrauens­abstimmung nächste Woche im Parlament dürfte Šarec wohl noch überstehen, doch ist bereits von Neuwahlen im Herbst die Rede. Šarec, 1977 in der Hauptstadt Ljubljana geboren, besuchte die Akademie für Theater, Radio, Film und Fernsehen. Seine Rolle als Comedian und Kabarettis­t nutzte er taktisch geschickt, um seine Popularitä­t zu steigern.

Erstmals betrat Šarec 2010 als parteilose­r Bürgermeis­terkandida­t in der nordslowen­ischen Gemeinde Kamnik die politische Bühne, 2014 wurde er im Amt bestätigt. 2017 traute er sich sogar die Kandidatur für die Präsidents­chaft zu und unterlag Amtsinhabe­r Borut Pahor in der Stichwahl nur knapp. Letzten Juni trat der Aufsteiger erstmals mit seiner Namenslist­e LMS bei der Parlaments­wahl an und eroberte auf Anhieb mit 13 Prozent Platz zwei hinter Janšas SDS. Rudolf Gruber

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FOTO: IMAGO Marjan Šarec wird neuer Premiermin­ister Sloweniens.

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