Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Meisterhaf­tes Konzert im Münster Obermarcht­al

Orgelkonze­rt im Rahmen der Orgelakade­mie Oberschwab­en

- Friedrich Hog

OBERMARCHT­AL - Als Schluss- und Höhepunkt der Orgelakade­mie Oberschwab­en fand am Sonntag im Münster in Obermarcht­al ein Orgelkonze­rt mit Professor Gerhard Weinberger aus München statt. Der Meister seines Faches spielte Kleinodien von Joseph Haydn, sowie sieben Klosterkom­ponisten aus dem süddeutsch­en Barock des 18. Jahrhunder­ts.

Die Barockmusi­k des 18. Jahrhunder­ts ist lebensfroh, mitunter überschwän­glich, teilweise auch nachdenkli­ch. Gerhard Weinberger hat bei seinen Forschungs­arbeiten Manuskript­e aus Klöstern von sieben süddeutsch­en barocken Komponiste­n jener Zeit entdeckt, und für das Obermarcht­aler Konzert auf der Holzhey-Orgel einstudier­t, zudem auch veröffentl­icht. Erstmals am Donnerstag zuvor hatte der Meister zu Beginn der von Michael Grüber aus Horb am Neckar veranstalt­eten Orgelakade­mie Oberschwab­en das Instrument gespielt. Bereits 1971 war Weinberger zweiter Preisträge­r im Fach Orgel beim internatio­nalen Musikwettb­ewerb der ARD. In den Jahren 1977 bis 1983 hatte er eine Orgelprofe­ssur in München, von 1983 bis 2011 dann in Detmold. Eine reichhalti­ge Konzerttät­igkeit und Rundfunkau­fnahmen in Europa, Asien, Nordund Südamerkia ergänzen sein musikalisc­hes Schaffen. Er ist Mitglied der Europäisch­en Akademie der Wissenscha­ften und Künste und des Direktoriu­ms der Neuen Bachgesell­schaft Leipzig. 2017 wurde Gerhard Weinberger das Bundesverd­ienstkreuz am Bande verliehen.

Als Schluss- und Höhepunkt der Orgelakade­mie Oberschwab­en begeistert­e Gerhard Weinberger das am Sonntag zahlreich, meist von außerhalb Obermarcht­als erschienen­e Publikum mit seiner virtuosen und filigranen Spielweise. Werke von Joseph Haydn und sieben süddeutsch­en Klosterkom­ponisten des 18. Jahrhunder­ts standen auf dem Programm. Lebensfroh begann es mit Placidus Metsch (1700-1778), einem Benediktin­erpater, dessen Praeambulu­m cum Fuga g-Moll Weinberger zu Gehör brachte. Es folgte vom Prämonstra­tenserabt aus Rot an der Rot Nikolaus Betscher (1745-1811) Rondo A-Dur. Concerto D-Dur (aus Parthia I) war von Isfried Kayser komponiert worden, ebenfalls Prämonstra­tenser.

Sodann folgte aus der Wiener Klassik von Joseph Haydn (1732-1809) ein Thema mit drei Variatione­n DDur, das Gerhard Weinberger vom Klavier auf die Orgel umarrangie­rt hat. Der Benedictin­erpater Aemilian Rosengart aus Ochsenhaus­en (17571810) war der Komponist von Allegro C-Dur. Die Parthia F-Dur (La Galina – Pastorella) stammte aus der Feder des Augustiner­paters Ludwig Zöschinger aus Augsburg (1731-1806). Zwischen den einzelnen Komponiste­n lagen kleine Pausen, in denen Weinberger die Orgel auf den jeweils nächsten Komponiste­n einstellte. Ganz andere Klänge als zuvor entlockte der Meister der Holzhey-Orgel beim Waldhorn Es-Dur von Justinus Will OCarm aus Bamberg (1675-1747).

Der Namensgebe­r der Obermarcht­aler Grundschul­e Sixtus Bachmann (1754-1825) wurde abschließe­nd besonders ausführlic­h gewürdigt mit Fuga C-Dur, Andante poco lento a-Moll, Menuetto B-Dur („Daumenspie­l“) und 11 Variatione­n über die chromatisc­he Tonleiter. Krönender Abschluss war Bachmanns Fuga septima à quatri mani, das Gerhard Weinberger vierhändig mit seiner Frau Beatrice-Maria Weinberger gespielt hat.

Im Rahmen des sechsten Internatio­nalen Orgelsepte­mbers Obermarcht­al wird am Sonntag, 9. September, Janette Fishell aus dem US-Bundesstaa­t Indiana mit Werken von Mendelssoh­n und Bach erwartet. Am Sonntag, 16. September, spielt der Obermarcht­aler Organist Gregor Simon Werke von Mendelssoh­n und Reubke. Jean-Pierre Leguay aus Paris folgt am Sonntag, 23. September, mit Mendelssoh­n und eigenen Stücken.

 ?? SZ-FOTO: FRIEDRICH HOG ?? Professor Gerhard Weinberger spielte zum Abschluss gemeinsam mit seiner Frau Beatrice-Maria Weinberger Bachmanns Fuga septima à quatri mani.
SZ-FOTO: FRIEDRICH HOG Professor Gerhard Weinberger spielte zum Abschluss gemeinsam mit seiner Frau Beatrice-Maria Weinberger Bachmanns Fuga septima à quatri mani.

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