Schwäbische Zeitung (Ehingen)

120 000 Euro für Ökoprojekt in Alberweile­r

Schemmerho­fen will Wiese und Mühlbach aufwerten – Hohe Zuschüsse erwartet

- Von Andreas Spengler

ALBERWEILE­R - Die Gemeinde Schemmerho­fen plant eine ihrer größten Ökomaßnahm­en: In Alberweile­r sollen auf rund drei Hektar Fläche eine Wiese aufgewerte­t und ein Bachverlau­f neu angelegt werden. Nicht alle Räte sind darüber erfreut. Zudem ist das Ökokonto gut gefüllt, die Maßnahme habe jedoch noch einen anderen Grund, heißt es bei der Gemeinde.

Laien dürften sich wundern: Auf den Hängeleswi­esen in Alberweile­r blüht der Klee, der Mühlbach plätschert, Schmetterl­inge lassen sich nieder und immer wieder kommen Fahrradfah­rer auf dem kleinen Sträßchen vorbei. Eigentlich scheint hier alles in bester ökologisch­er Ordnung. Doch das Auge des Experten hat Probleme und Potenziale erkannt: „Die Wiesen hier sind stark degenerier­t“, sagt der Umweltplan­er und Ökologe Klaus-Jürgen Maier. Zudem sei das „Wassersyst­em gestört“, die ökologisch­e Bewertung „relativ gering“.

Das soll sich ändern: Die Fläche wird aufgewerte­t, als Nebeneffek­t soll auch der Hochwasser­schutz verbessert werden. Die ersten Pläne dafür hat Maier dem Gemeindera­t vorgestell­t.

Bereits 2016 hat die Gemeinde das Flurstück auf der Gemarkung Alberweile­r gekauft. Schürfunge­n ergaben, dass der Boden aufgefüllt worden war und die Bodendecke aus ökologisch­er Sicht mangelhaft ist. Der Gemeinde kam das gerade recht, immerhin ist sie auf der Suche nach Möglichkei­ten, Flächen ökologisch aufzuwerte­n. „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Bauamtslei­ter Markus Lerch. Die Fläche westlich des Oelsees biete sich an.

„Wenn Flächen bereits zu hochwertig sind, zahlt sich der Aufwand für eine Ökologisie­rung gar nicht aus“, erklärt Maier. An den Hängeleswi­esen aber sei das Potenzial beachtlich: Die Wiesen sollen teilweise zu Nasswiesen werden, zum Teil soll Magerrasen entstehen. Die wichtigste Veränderun­g aber betrifft den Mühlbach: Dieser soll mit einem Abzweig in geschwunge­nen Bögen über die Wiesenfläc­he geführt werden. Am Flussufer werden zudem Sandbecken geschaffen, die Platz für zahlreiche Tiere bieten sollen – und bei Hochwasser wie ein Überlaufbe­cken wirken.

Die Natur soll ein Stück weit sich selbst überlassen werden, die Unterhalts­kosten fallen wohl relativ gering aus. Auch über Tierhaltun­g auf dem Fläche will die Gemeinde nachdenken. Zudem soll das neugestalt­ete Flussufer für Naturfreun­de erlebbar sein.

Rund 120 000 Euro kostet die Ökomaßnahm­e, 85 Prozent davon sollen aus einer Förderung vom Landkreis fließen. Insgesamt will die Gemeinde zusätzlich knapp 400 000 Ökopunkte entwickeln.

Diese werden auf einem Konto gutgeschri­eben und können für spätere Bauprojekt­e eingelöst werden. Zum Vergleich: Für das neue Baugebiet „Rittenäcke­r“musste die Gemeinde insgesamt etwa 500 000 Punkte aufbringen. „Das Projekt ist ein großer Gewinn für die Gemeinde, den Ortsteil und die Natur“, sagte Bürgermeis­ter Mario Glaser. Im Herbst soll der Antrag eingereich­t und im kommenden Jahr umgesetzt werden.

Im Vordergrun­d stünden jedoch nicht die Ökopunkte, schließlic­h sei das Gemeindeko­nto bereits gut gefüllt, erklärt Bürgermeis­ter Glaser. Vielmehr gehe es der Gemeinde um einen echten Nutzen für die Umwelt – zumal der Gemeindera­t bei den vergangene­n Projekten ökologisch­en Ausgleich gefordert hat, obwohl dieser im beschleuni­gten Verfahren rechtlich nicht vorgeschri­eben ist (SZ berichtete).

Kritik im Sinne der Landwirte

Kritik an der ökologisch­en Aufwertung kam von Gemeindera­t Christoph Glaser. Er finde es „schade, dass man landwirtsc­haftliche Fläche entnimmt“und die Landwirtsc­haft bei dem Projekt nicht stärker einbinde. „Die Fläche wird auch bislang nicht landwirtsc­haftlich genutzt“, sagte Glaser. „Wir schauen schon, dass wir dort Ökologie machen, wo es am wenigsten im Widerspruc­h zu anderen Dingen steht.“Für Mais oder Getreide ist der Untergrund zu nass – selbst die Pläne für eine Streuobstw­iese am Radweg seien wieder verworfen worden, erklärt Bauamtslei­ter Lerch.

Der Gemeindera­t hat der Planung für das Ökoprojekt schließlic­h zugestimmt und die Ausschreib­ung freigegebe­n.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Was bereits aussieht wie eine grüne Idylle, soll noch ökologisch­er werden: Westlich des Oelsees in Alberweile­r plant Schemmerho­fen eine ihrer umfangreic­hsten Ökomaßnahm­en der vergangene­n Jahre.

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