120 000 Euro für Ökoprojekt in Alberweiler
Schemmerhofen will Wiese und Mühlbach aufwerten – Hohe Zuschüsse erwartet
ALBERWEILER - Die Gemeinde Schemmerhofen plant eine ihrer größten Ökomaßnahmen: In Alberweiler sollen auf rund drei Hektar Fläche eine Wiese aufgewertet und ein Bachverlauf neu angelegt werden. Nicht alle Räte sind darüber erfreut. Zudem ist das Ökokonto gut gefüllt, die Maßnahme habe jedoch noch einen anderen Grund, heißt es bei der Gemeinde.
Laien dürften sich wundern: Auf den Hängeleswiesen in Alberweiler blüht der Klee, der Mühlbach plätschert, Schmetterlinge lassen sich nieder und immer wieder kommen Fahrradfahrer auf dem kleinen Sträßchen vorbei. Eigentlich scheint hier alles in bester ökologischer Ordnung. Doch das Auge des Experten hat Probleme und Potenziale erkannt: „Die Wiesen hier sind stark degeneriert“, sagt der Umweltplaner und Ökologe Klaus-Jürgen Maier. Zudem sei das „Wassersystem gestört“, die ökologische Bewertung „relativ gering“.
Das soll sich ändern: Die Fläche wird aufgewertet, als Nebeneffekt soll auch der Hochwasserschutz verbessert werden. Die ersten Pläne dafür hat Maier dem Gemeinderat vorgestellt.
Bereits 2016 hat die Gemeinde das Flurstück auf der Gemarkung Alberweiler gekauft. Schürfungen ergaben, dass der Boden aufgefüllt worden war und die Bodendecke aus ökologischer Sicht mangelhaft ist. Der Gemeinde kam das gerade recht, immerhin ist sie auf der Suche nach Möglichkeiten, Flächen ökologisch aufzuwerten. „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Bauamtsleiter Markus Lerch. Die Fläche westlich des Oelsees biete sich an.
„Wenn Flächen bereits zu hochwertig sind, zahlt sich der Aufwand für eine Ökologisierung gar nicht aus“, erklärt Maier. An den Hängeleswiesen aber sei das Potenzial beachtlich: Die Wiesen sollen teilweise zu Nasswiesen werden, zum Teil soll Magerrasen entstehen. Die wichtigste Veränderung aber betrifft den Mühlbach: Dieser soll mit einem Abzweig in geschwungenen Bögen über die Wiesenfläche geführt werden. Am Flussufer werden zudem Sandbecken geschaffen, die Platz für zahlreiche Tiere bieten sollen – und bei Hochwasser wie ein Überlaufbecken wirken.
Die Natur soll ein Stück weit sich selbst überlassen werden, die Unterhaltskosten fallen wohl relativ gering aus. Auch über Tierhaltung auf dem Fläche will die Gemeinde nachdenken. Zudem soll das neugestaltete Flussufer für Naturfreunde erlebbar sein.
Rund 120 000 Euro kostet die Ökomaßnahme, 85 Prozent davon sollen aus einer Förderung vom Landkreis fließen. Insgesamt will die Gemeinde zusätzlich knapp 400 000 Ökopunkte entwickeln.
Diese werden auf einem Konto gutgeschrieben und können für spätere Bauprojekte eingelöst werden. Zum Vergleich: Für das neue Baugebiet „Rittenäcker“musste die Gemeinde insgesamt etwa 500 000 Punkte aufbringen. „Das Projekt ist ein großer Gewinn für die Gemeinde, den Ortsteil und die Natur“, sagte Bürgermeister Mario Glaser. Im Herbst soll der Antrag eingereicht und im kommenden Jahr umgesetzt werden.
Im Vordergrund stünden jedoch nicht die Ökopunkte, schließlich sei das Gemeindekonto bereits gut gefüllt, erklärt Bürgermeister Glaser. Vielmehr gehe es der Gemeinde um einen echten Nutzen für die Umwelt – zumal der Gemeinderat bei den vergangenen Projekten ökologischen Ausgleich gefordert hat, obwohl dieser im beschleunigten Verfahren rechtlich nicht vorgeschrieben ist (SZ berichtete).
Kritik im Sinne der Landwirte
Kritik an der ökologischen Aufwertung kam von Gemeinderat Christoph Glaser. Er finde es „schade, dass man landwirtschaftliche Fläche entnimmt“und die Landwirtschaft bei dem Projekt nicht stärker einbinde. „Die Fläche wird auch bislang nicht landwirtschaftlich genutzt“, sagte Glaser. „Wir schauen schon, dass wir dort Ökologie machen, wo es am wenigsten im Widerspruch zu anderen Dingen steht.“Für Mais oder Getreide ist der Untergrund zu nass – selbst die Pläne für eine Streuobstwiese am Radweg seien wieder verworfen worden, erklärt Bauamtsleiter Lerch.
Der Gemeinderat hat der Planung für das Ökoprojekt schließlich zugestimmt und die Ausschreibung freigegeben.