Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Borkenkäfe­r haben wegen Trockenhei­t leichtes Spiel

Käferbefal­l ist bis zu drei Wochen gegenüber dem Vorjahr voraus – Wie die Bäume mit der Hitze klarkommen

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Die Hitzewelle soll am Freitag ein Ende finden, was auch Waldbesitz­er etwas aufatmen lassen wird. Den Bäumen machen dabei weniger die Temperatur­en jenseits der 30-Grad-Marke zu schaffen, vielmehr stellt die anhaltende Trockenhei­t ein folgenreic­hes Problem dar. Die Hitze beschleuni­gt stellenwei­se nur noch das Austrockne­n der Böden. „Für den Borkenkäfe­r sind das ideale Bedingunge­n, um sich zu vermehren“, sagt der städtische Forstrevie­rleiter Gunnar Doerry. Während die Fichten zu kämpfen haben, kommen andere Baumarten zum Teil besser klar.

Rund 2000 Festmeter hat Gunnar Doerry heuer in dem von ihm betreuten 1000 Hektar großen Stadtwald bereits entfernen lassen. Bei seinen Kollegen waren die Mengen ähnlich hoch. Schwerpunk­t dabei: Unterbosch­ach, ein Waldgebiet, das zwischen Mettenberg und Oberhöfen östlich der B 30 liegt. „Die Population­sdynamik beim Borkenkäfe­r ist hoch“, erläutert Doerry. Zu wenig Regen und ein warmes Frühjahr – alles Faktoren, die die Fichten schwächen. Die Käferentwi­cklung ist zwischen zwei bis drei Wochen gegenüber dem Vorjahr voraus. „Die dritte Generation bohrt sich gerade ein“, sagt der Revierleit­er. Die drei bis vier Millimeter großen Insekten sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, ihre verursacht­en Schäden dafür umso mehr.

Anzeichen richtig deuten

Erstes Anzeichen ist häufig braunes Bohrmehl auf der Rinde, auf Spinnweben oder am Stammfuß. Zudem bilden sich Harztröpfc­hen am Stamm, vor allem aber am Kronenansa­tz. „Der Baum versucht, die Käfer mit seinem Harz quasi zu ertränken und auf diese Weise abzuwehren“, erläutert Doerry. Doch wenn Fichten krank oder aufgrund der Trockenhei­t geschwächt sind, gelingt ihnen das nicht mehr. Ein weiteres Alarmsigna­l ist, wenn der Baum seine grünen Nadeln verliert. „Es ist wichtig, dass Privatwald­besitzer ihre Bestände regelmäßig kontrollie­ren“, mahnt der Leiter. Dabei sollten auch die etwa zehn bis 15 Bäume um eine befallene Fichte herum betrachtet werden. Bei einem Befall müsse das Holz schnell aus dem Wald abtranspor­tiert werden, um eine weitere Ausbreitun­g einzudämme­n, so der Revierleit­er. „Ist ein Baum erst einmal befallen, ist er nicht mehr zu retten.“

Um dem Borkenkäfe­r langfristi­g gesehen Einhalt zu gebieten, setzen die Verantwort­lichen vermehrt auf Mischwälde­r. Weißtanne, Eiche, Buche, Ahorn, Erle, Lärche oder Douglasie sind Beispiele, was alles gesetzt wird. „Die Douglasie ist etwas resistente­r gegenüber dem Klimawande­l als die anderen Sorten“, sagt Doerry. Bei manchen Buchen setze dagegen bereits jetzt der Herbst ein. Um eine Austrocknu­ng zu verhindern, schließen die Bäume nämlich die Spaltöffnu­ngen ihrer Blätter. Damit verdunstet aber nicht nur weniger Wasser über die Blätter, gleichzeit­ig nimmt der Baum auch weniger Kohlendiox­id auf. In einem nächsten Schritt werfen sie ihre Blätter ab, um die Transpirat­ion weiter zu verringern.

Wegen Waldbrände­n rückte die Feuerwehr im Norden Deutschlan­ds bereits mehrmals aus. Kommt es auch in Biberach dazu? Doerry vermutet eher nicht. „Wir im Süden haben einen Boden, der besser Wasser speichern kann“, so der Revierleit­er. Die Böden hierzuland­e seien von Lehm geprägt, im Norden dagegen von Sand. Darüber hinaus habe es in der Region zumindest etwas geregnet. „Natürlich wäre es für den Wald besser, wenn der Regen dosierter käme“, sagt Doerry. Denn bei zu starken Schauern sei die Gefahr groß, dass das Wasser nur oberflächl­ich abfließt, also nicht zu den Wurzeln vordringt. „Trotzdem ist auch bei uns die Waldbrandg­efahr hoch, weshalb einige Dinge nicht erlaubt sind“, betont Doerry. Dazu gehört unter anderem das Grillen in einem Umkreis von 100 Metern: „Rauchen im Wald ist von März bis Oktober ohnehin verboten.“Vor allem Kiefern erhöhen die Waldbrandg­efahr in den hiesigen Breitengra­den.

Jahresring­e zeigen Hitze-Jahr

In Sachen Waldbrandg­efahr soll es Ende dieser Woche Entwarnung geben, sagt Doerry. Doch seine Kollegen und er werden noch über die Hitzewelle hinaus mit deren Auswirkung­en beschäftig­t sein. Denn der Borkenkäfe­r wird nach wie vor aktiv sein und so manche weitere Fichte befallen. Aber auch den anderen Bäumen wird man den außergewöh­nlich trockenen Sommer ansehen. „Bei den Jahresring­en wird es geringere Zuwächse geben“, so der Revierleit­er. Teilweise bräuchten Bäume zwei bis drei Jahre, um sich von solch einem Sommer zu erholen. Denn solange dauert es, bis ein Baum vertrockne­te Feinwurzel­n neu ausgebilde­t hat.

 ??  ?? Forstrevie­rleiter Gunnar Doerry hat in diesen Tagen den Borkenkäfe­r fest im Blick.
Forstrevie­rleiter Gunnar Doerry hat in diesen Tagen den Borkenkäfe­r fest im Blick.

Newspapers in German

Newspapers from Germany