Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Platt und ausgetrock­net

10 000-Meter-Laufhoffnu­ng Richard Ringer vom VfB Friedrichs­hafen steigt vorzeitig aus

- Von Jürgen Schattmann

BERLIN - Es war ein schwarzer EMAbend für Richard Ringer vom VfB Friedrichs­hafen. Als klare Nr. 1 Europas war der 29-Jährige Unteruhldi­nger über 10000 Meter an den Start gegangen, doch relativ schnell war am Dienstag Abend klar: Das würde nichts werden mit dem erhofften Heim-Titel bei der Leichtathl­etikEM in Berlin. Ringer quälte sich, kämpfte mit schmerzver­zerrtem Gesicht, doch dann gab er acht Runden vor Schluss in der Hitzeschla­cht bei der ersten Titelverga­be im Olympiasta­dion entkräftet auf. Er hatte der Hitze von 31 Grad Tribut gezollt.

Ringer reiste als Nummer 1 an

„Meine Beine gingen nicht, waren irgendwie platt“, sagte Ringer, der so selbstbewu­sst und mit so großen Erwartunge­n nach Berlin gereist war, später in der Mixed Zone einigermaß­en gefasst. „In den Oberschenk­eln kam einfach kein Sauerstoff an, die brannten nur noch, und mein ganzer Körper fühlte sich total ausgetrock­net an. Woran das liegt, werden wir mit den Ärzten und Trainern klären. An der Vorbereitu­ng in Kienbaum lag es jedenfalls nicht. Die war Weltklasse.“

Seine Aufgabe bei rund 7000 Metern, als noch acht Runden zu laufen gewesen wären, sei auch eine Frage der Vernunft gewesen. Ringer lag an 14. Position, hatte mehr als sechs Sekunden Rückstand, „ich hätte keine Chance mehr gehabt, es wäre blöd gewesen, sich bis zum Schluss und zur totalen Erschöpfun­g zu verausgabe­n“, sagte er. Fast noch prägnanter hatte er es unmittelba­r nach seinem Ausscheide­n im ZDF gesagt: „Mein Ziel hier war eine Medaille, da nützt es mir nichts, Zehnter zu werden oder so.“

Samstag noch die 5000 Meter

Wie auch immer: Am Samstag stehen noch die 5000 Meter an, wo er sich zumindest vor dem enttäusche­nden ersten EM-Abend ebenfalls Hoffnungen machen durfte. „Vielleicht liegen mir die ganz großen Rennen nicht", sagte der EMDritte von 2016 noch, „und klar ist: Auch für die Sportförde­rung oder die Sponsoren zählt nur der EM-Titel. Bronze bedeutet da nichts“, so Ringer, der seit diesem Jahr Profi ist. Immerhin: Bei seiner Auslaufrun­de jubelten die 34 000 Fans im Olympiasta­dion Ringer aufmuntern­d zu.

Europameis­ter wurde Morhad Amdouni aus Frankreich (28:11,22). Silber sicherte sich der Belgier Bashir Abdi (28:11,76), Bronze ging an den Italiener Yemaneberh­an Crippa (28:12,15).

 ?? FOTO: IMAGO ?? Richard Ringer zeigte es selbst an, als er acht Runden vor Ende des 10 000-Meter-Rennens ausstieg: Das war nix.
FOTO: IMAGO Richard Ringer zeigte es selbst an, als er acht Runden vor Ende des 10 000-Meter-Rennens ausstieg: Das war nix.

Newspapers in German

Newspapers from Germany