Nur Kaffee im Körper
Wie dopt man richtig, also so, dass es keiner merkt? Eine Frage, die sich auch Sportjournalisten vor Großereignissen stellen zwecks besserer Dopamin-Produktion. Synapsen und Artikel werden schöner, wenn man nachhilft. Ich selbst hab’ diese Frage bereits vor 25 Jahren für mich beantwortet: mit Koffein, gerne auch Schokoriegeln und bösem Nikotin.
Zum Kaffee: Während bei Sportlern nach fünf Tassen Schluss ist (die lieben Grenzwerte), fängt es bei Reportern da gerade erst an. Und doch ist Kaffee ein Hobby, das bei ungezügeltem Ausleben problematisch werden kann, dann nämlich, wenn der Süchtige das gewohnte Umfeld verlässt und es mit fremden Kaffeemaschinen zu tun bekommt. Jene im Sheraton zu Berlin, einem Fünfsterne-Hotel, das der gewiefte Schwabe für 60 Euro die Nacht buchte, ist ein Hightechgerät, natürlich nicht von einer Berliner Firma, sondern einer schwäbischen, von Bosch. Leider kann die Bosch weder sprechen noch hat sie WLAN, überhaupt hat sie derart viele Eigenarten, dass auch die Concierge des Vertrauens trotz 30-minütigen Vortrags nicht helfen konnte. Denn am Ende stellte sich heraus, das die Maschine zwecks Entkalkung ausgetauscht werden musste. Jedenfalls brachte das ungewöhnlich lange Kaffeezeitfenster die Reporterpläne etwas durcheinander.
Wenn schwarzes Wasser, seine Zubereitung und Konsistenz wichtiger werden als die Arbeit, sollte sich der Betreffende vermutlich fragen, ob er nicht besser etwas anderes machen sollte, etwa Kaffee-Influencer oder Glossenschreiber. Experten sprechen hier vom Jogi-Löw-Syndrom. Übrigens werden auch heute 37 Grad in Berlin erwartet. Die Outfits aller EM-Beteiligten nähern sich immer mehr den von Nudisten an, Kugelstoßerin Christina Schwanitz stellte sich die Frage: „Schwitzt Du noch oder klebst Du schon?“Ärzte raten den Athleten, zwölf Liter zu trinken, natürlich Wasser, pro Stunde, auch der Reporter hat seinen Kaffeekonsum dank der neuen Bosch noch mal deutlich nach oben angepasst.