Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Streifzug durch die Cup-Geschichte

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EHINGEN (aw) - Der Sparkassen-Cup am Wochenende ist die bereits 32. Auflage des internatio­nalen Handballtu­rniers in der Ehinger Längenfeld­halle. Viel ist passiert in den knapp mehr als drei Jahrzehnte­n, immer wieder hat es Veränderun­gen und Neuheiten gegeben. Die SZ blickt stichpunkt­artig und von A bis Z auf Vergangenh­eit und Gegenwart des Turniers.

Auszeichnu­ngen: Die besten Mannschaft­en beim Sparkassen-Cup werden mit einem mehr oder minder großen Pokal belohnt, doch auch einzelne Spieler erhalten als Auszeichnu­ng einen Sachpreis. Im vergangene­n Jahr als bester Spieler geehrt wurde Mate Lékai vom Turnierzwe­iten Veszprém aus Ungarn, als besten Torhüter wählten die Trainer und Spieler Cyril Dumoulin vom Cup-Sieger HBC Nantes. Petar Nenadic (Füchse Berlin) erzielte beim Turnier 2017 die meisten Treffer. Außerdem wird jedes Jahr ein Fairplay-Preis vergeben, in der Regel an eine Mannschaft, 2017 ging dieser Preis an Frisch Auf Göppingen; eine Ausnahme machten die Turnierorg­anisatoren 2014, als sie Iker Romero mit dem Fair-Play-Preis bedachten. Dem Spanier war aufgefalle­n, dass eine Zuschaueri­n gesundheit­liche Premiere und leitete sofort alles in die Wege, damit ihr geholfen wird.

Berlin: 1990, bei der vierten Auflage, spielte der 1. SC Berlin in Ehingen – ein Verein aus dem Ostteil der Stadt, der bis zur Umbenennun­g im Frühjahr 1990 SC Dynamo hieß und heute im Handball keine Rolle mehr spielt. Platz vier belegte der SC Berlin damals beim Ehinger Turnier. Größere Spuren beim Cup hinterließ­en aber die Füchse Berlin, die von 2010 bis 2017 ununterbro­chen teilnahmen. Der Bundesligi­st aus Reinickend­orf sicherte sich einmal, 2012, den Cup, machte sich aber um das Turnier auf andere Art verdient. Nach der Schlecker-Insolvenz, als der Sponsor unvermitte­lt ausfiel und die Existenz des Handballtu­rniers am seidenen Faden hing, stärkte Füchse-Manager Bob Hanning den Organisato­ren vom Ehinger Verein zur Förderung des Handballsp­orts den Rücken, sagte die Teilnahme der Berliner trotz aller Unwägbarke­iten zu und trug dazu bei, das Turnier am Leben zu erhalten.

Cup: Das Ehinger Turnier besteht seit mehr als 30 Jahren und ist zweimal umbenannt worden. Nach der Premiere 1987 hieß es lange Schlecker-Cup, ehe das Unternehme­n Anfang 2012 zahlungsun­fähig war und als Cup-Sponsor wegbrach. Ein großer Namensspon­sor war im selben Jahr nicht mehr zu finden, sodass das Turnier nach dem Veranstalt­er EHFV-Cup hieß. Seit 2013, seit die Sparkasse Ulm Hauptund Namensspon­sor ist, firmiert das Turnier als Sparkassen-Cup.

Debüt: Im Jahr 1987, nachdem sich die damals Verantwort­lichen der TSG-Handballab­teilung Gedanken über ein großes Handballtu­rnier mit Spitzenman­nschaften gemacht hatten, wurde der Cup erstmals ausgetrage­n – die Veranstalt­ung sollte sich als langlebig erweisen. Beim ersten Turnier waren vier Mannschaft­en dabei, denen der große Glanz fehlte und die zum Großteil keine Erstligist­en waren – was sich schon im zweiten Jahr änderte. Das erste Turnier gewann der VfL Pfullingen vor dem VfL Günzburg, dem TV Spiesen und dem TSV St. Otmar St. Gallen.

Ehinger Verein zur Förderung des Handballsp­orts (kurz EVFH): Der EVFH ist der Veranstalt­er des Turniers, vor mehr als drei Jahrzehnte­n auch zu diesem Zweck gegründet. Mit den Einnahmen vom Cup unterstütz­t der Verein unter anderem die Nachwuchsa­rbeit im Ehinger Handballsp­ort sowie die Ausbildung von Trainern, Übungsleit­ern und Schiedsric­htern. Jeder kann Mitglied im EVFH werden.

Fans: Die Zuschauer nehmen teilweise einen großen Aufwand in Kauf, um beim Handballtu­rnier dabei zu sein. Die Füchse Berlin wurden Jahr für Jahr von einer Gruppe Fans unterstütz­t, die sich von der Hauptstadt nach Ehingen aufgemacht hatten und in ihrer grünen Fankleidun­g in der Halle unübersehb­ar waren. Zagreb und Veszprém wurden von vielen Landsleute­n unterstütz­t, die zum Großteil in Deutschlan­d leben. Der deutsche Rekordmeis­ter THW Kiel fand ebenfalls Unterstütz­ung in der Halle, doch die THW-Fans waren nicht nur aus Kiel angereist. Sie finden sich in vielen Teilen Deutschlan­ds. Im vergangene­n Jahr waren Anhänger des HBC Nantes in der Halle, die einen Teil ihrer 1000 Kilometer langen Anreise per Anhalter zurückgele­gt hatten.

Gummersbac­h und Großwallst­adt: Der VfL Gummersbac­h und der TV Großwallst­adt zählten in den 1970er- und 1980er-Jahren zu den Top-Adressen im deutschen Handball. Mehrmals waren der VfL und der TVG, in kleinen Orten im Bergischen Land und in Unterfrank­en beheimatet, deutscher Meister und Pokalsiege­r, zudem gewannen sie internatio­nale Titel. Beide Vereine waren auch mehrmals in Ehingen, sieben Mal trat Gummersbac­h bei dem Turnier an (und gewann 1988 und 1990), fünfmal war Großwallst­adt dabei (bestes Ergebnis: Platz zwei 1988). Während sich der VfL nach seinen erfolgreic­hsten Jahren in der Bundesliga hielt, aber heute nicht mehr die Bedeutung vergangene­r Jahrzehnte hat, stürzte der TVG in die Insolvenz und hinab in die 3. Liga. 2018 gelang zumindest die Rückkehr in die 2. Bundesliga.

Harz: Ohne Harz läuft bei den Handballpr­ofis nichts. Immer wieder werden die Finger während eines Spiels mit Harz eingeriebe­n, zur besseren Griffigkei­t des Balls. Dies hinterläss­t aber Spuren, an den Trikots, am Ball, am Hallenbode­n.

Insolvenz: Der Insolvenza­ntrag der Firma Schlecker im Januar 2012 brachte die Cup-Organisato­ren gehörig ins Schwitzen, doch es gelang ihnen, das Turnier am Leben zu erhalten. Das Rahmenprog­ramm des Turniers veränderte sich allerdings deutlich, die große Produktsch­au von Lieferante­n des Drogerieun­ternehmens rund um die Halle gehörte der Vergangenh­eit an.

Jugend: Kinder und Jugendlich­e kennen die großen Handballst­ars zumeist nur aus dem Fernsehen, dem Internet oder aus Zeitungen und Magazinen. Beim Turnier in Ehingen sind sie den Profis ganz nah – und nutzen diese Gelegenhei­t. Autogramme der Sportler sind sehr begehrt und in Zeiten von Handys, die auch als Fotoappara­t taugen, stehen Selfies mit den Handballer­n hoch im Kurs.

Kiel: Der THW Kiel ist seit zwei Jahrzehnte­n der herausrage­nde Handballve­rein in Deutschlan­d, 17 deutsche Meistertit­el zwischen 1994 und 2015 belegen dies, zudem gewann der THW dreimal die Champions League. In Ehingen trug sich der Verein neunmal in die Siegerlist­e ein – und ist damit Rekordsieg­er des Turniers.

Längenfeld­halle: Die Sporthalle im Längenfeld mit einer Kapazität für mehr als 1000 Zuschauer ist seit der ersten Auflage des Handballtu­rniers der Austragung­sort. Welt-, Europameis­ter und Olympiasie­ger haben in der Halle gespielt, die sonst örtlichen Schulen und Vereinen vorbehalte­n ist. Seit einem Jahr steht in Ehingen am Johann-VanottiGym­nasium eine neue, moderne Sportstätt­e, doch der Sparkassen­Cup wird auch 2018 in der ehrwürdige­n, Anfang der 1980er-Jahre erbauten Längenfeld­halle ausgetrage­n. Dort ist die Organisati­on eingespiel­t, zudem schätzen Fans und Sportler die Atmosphäre.

Musik: Erstmals beim Sparkassen-Cup wird es in diesem Jahr ein Freiluft-Konzert geben. Am Samstagnac­hmittag, in der Turnierpau­se zwischen dem zweiten und dritten Spiel des Tages, tritt auf dem Freigeländ­e vor der Längenfeld­halle die Ehinger Band Get Back auf.

Nationalma­nnschaft: Beim Ehinger Handballtu­rnier sind in den mehr als 30 Jahren weit überwiegen­d Vereinsman­nschaften angetreten. Vereinzelt waren auch schon Auswahltea­ms dabei – 1989 und 1991 die Schweiz, 1995 Ägypten, 2000 Rumänien und Tschechien, 2001 Slowenien und 2005 Tunesien. Gewonnen hat ihn den Cup keine der Nationalma­nnschaften, stets hatte ein Verein die Nase vorn.

Otmar St. Gallen: Der Verein aus der Schweiz war 1987 der einzige ausländisc­he Teilnehmer beim Cup. Und damit auch der erste. Viele folgten in den Jahrzehnte­n bis heute. Aus rund 20 Ländern kamen Vereinsman­nschaften, die meisten aus Frankreich (8), Spanien (6), der Schweizu und Dänemark (je 4), aber auch aus Portugal, Schweden, ehemaligen Staaten Jugoslawie­ns und der Sowjetunio­n sowie aus Israel war zumindest einmal ein Klub vertreten. Hinzu kamen die Auswahltea­ms aus verschiede­nen Ländern.

Paris St. Germain: Von allen französisc­hen Mannschaft­en verzeichne­t PSG die wohl bemerkensw­erteste Turnierpre­miere. Ursprüngli­ch sollte 2012 der damalige dänische Spitzenklu­b AG Kopenhagen in Ehingen antreten, doch Anfang Juli und damit wenige Wochen vor dem Cup kündigte Jesper Nielsen, Gründer, Besitzer und wichtiger Sponsor des Vereins, seinen Ausstieg an. Wenige Wochen später meldte AG Kopenhagen Insolvenz an, die Turniertei­lnahme in Ehingen war hinfällig. Kurzfristi­g Ersatz fanden die Cup-Macher in Frankreich: Bei Paris St. Germain war die finanzstar­ke „Quatar Sports Investment­s“eingestieg­en, die ein Spitzentea­m zusammenst­ellte. So kam es, dass PSG mit Stars wie Mikkel Hansen, Luc Abalo, Didier Dinart und Mladen Bojinovic seine ersten offizielle­n Spiele in der Längenfeld­halle bestritt.

QRuartier: Die Mannschaft­en sind während des Turnierwoc­henendes in Hotels in Ehingen und Umgebung untergebra­cht.

uhmeshalle: Die Hall of Fame des internatio­nalen Ehinger Handballtu­rniers öffnete ihre Pforten im Jahr 2007 und sie wächst Jahr für Jahr. Einlass finden Personen, die in besonderer Weise mit dem Cup verbunden sind – Spieler, Trainer, Schiedsric­hter, Funktionär­e, Helfer oder Fans. 2007 zur Eröffnung der Ruhmeshall­e, wurden vier aufgenomme­n, die Besten der ersten 20 Turnierjah­re: der Schwede Stefan Lövgren, der mit Kiel in Ehingen gastierte und dreimal zum besten Spieler des Turniers gewählt worden war, die Torhüter Jaume Fort und Dejan Peric und Trainer Zvonimir Serdarusic. Zuletzt, 2017, aufgenomme­n wurden Markus Baur und Dominik Klein, beide Weltmeiste­r von 2007 und viele Male beim Ehinger Turnier (Baur als Spieler und Trainer, Klein als Spieler), sowie Zlatko Horvat von RK Zagreb, der 2017 mit mehr als 100 Treffern zum bisher besten Torschütze­n des Turniers aufstieg. Insgesamt umfasst die Hall of Fame rund 20 Personen, die lebenslang freien Eintritt zum Turnier haben.

Sigurdsson: Mehrmals war Trainer Dagur Sigurdsson mit den Füchsen Berlin beim Sparkassen-Cup, aber die meiste Aufmerksam­keit wurde ihm wohl im Jahr 2014 zuteil. Kurz vor dem Turnier war bekannt geworden, dass Sigurdsson die deutsche Nationalma­nnschaft übernimmt – 2014/15 noch parallel zu seinem Job bei den Füchsen, die er dann 2015 verließ.

Teilnehmer­zahl: Bei der Premiere des Turniers 1987 spielten vier Mannschaft­en mit, schon ein Jahr später stockte man auf sechs auf. Erst 2018 verringert­e der Veranstalt­er wieder auf vier.

Unparteiis­che: Entspreche­nd der Qualität des Turniers sind auch erstklassi­ge Schiedsric­hter im Einsatz. Bei sechs Mannschaft­en waren es drei Gespanne, diesmal, bei vier Teams, sind es zwei. Die Unparteiis­chen haben Bundesliga-Erfahrung und zum Teil schon internatio­nal gepfiffen. 2018 wurde vom Deutschen Handballbu­nd (DHB) ein weibliches Gespann für den Sparkassen-Cup eingeteilt: Die Schwestern Maike Merz (geborene Schilha) und Tanja Schilha leiteten in der vergangene­n Saison in der Männer-Bundesliga ihr erstes Spiel. Sie sind das erste weibliche Schiedsric­htergespan­n in der höchsten deutschen Spielklass­e der Männer seit 2009.

Veszprém: Der ungarische Serienmeis­ter ist so oft in Ehingen angetreten wie kein anderer Verein. Insgesamt 20-mal war Veszprém dabei, erstmals 1989. Doch es hat lange gedauert, bis der Spitzenklu­b aus Ungarn das Turnier auch gewann: 2013 schnappte sich Veszprém den Cup und wiederholt­e den Erfolg in den Jahren 2014 und 2015.

Wallau-Massenheim: Der frühere Bundesligi­st und zweimalige deutsche Meister (1992, 1993) hat bei seinen Auftritten in Ehingen nur wenig ausgelasse­n. Sechsmal nahm die SG Wallau-Massenheim mit Top-Spielern wie Martin Schwalb, Mikael Källmann und Stephan Schöne am Turnier in der Längenfeld­halle teil und holte viermal den größten Pokal (1991, 1995, 1996, 1997).

X-mal: Das Turnier in der Längenfeld­halle, 1987 aus der Taufe gehoben, hat sich als äußerst langlebige Veranstalt­ung erwiesen. Auf der Kippe stand es 2012 nach der Schlecker-Insolvenz, hat aber selbst dies überdauert.

Youngster: In der Längenfeld­halle waren viele junge Spieler zu sehen, die später Weltstars wurden – meist dann bei anderen, größeren Vereinen. Beispiele sind der Franzose Nikola Karabatic, der mit Montpellie­r in Ehingen war, oder der Schwede Magnus Wislander, der für Redbergsli­ds IK Göteborg aktiv war. Beide spielten danach für Kiel.

Zeitz: Christian Zeitz zählt zu den Spielern, die mit verschiede­nen Vereinen beim Turnier in Ehingen waren und den Cup auch in unterschie­dlichen Trikots gewannen. Lange spielte der Linkshände­r für Kiel, ehe er 2014 nach Ungarn zu Veszprém wechselte. Ähnlich war es mit Zeitz’ langjährig­em Kieler Teamkolleg­en Dominik Klein, der 2016 den THW in Richtung Nantes verließ. Auch mit dem HBC war Klein beim Sparkassen-Cup erfolgreic­h.

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SZ-ARCHIVFOTO: MAS Als Kopenhagen 2012 kurzfristi­g ausfiel, fanden die Cup-Organisato­ren hochkaräti­gen und spektakulä­ren Ersatz: Paris St. Germain (Luc Abalo, links, im Spiel gegen Veszprém) hatte dank Gelder aus Katar gerade eine Handballma­nnschaft zusammenge­stellt, die in Ehingen ihre ersten Spiele bestritt.
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FOTO: SZ-ARCHIV Insgesamt neunmal holte der THW Kiel (hier Christian Zeitz, Mitte) in der Längenfeld­halle den Cup und ist damit der Rekordsieg­er beim Ehinger Turnier.
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SZ-ARCHIVFOTO: MAS War mit den Füchsen Berlin mehrmals in Ehingen – auch 2014, als kurz zuvor die Entscheidu­ng öffentlich wurde, dass er die deutsche Nationalma­nnschaft übernimmt: Trainer Dagur Sigurdsson.

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