Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trockenhei­t lässt Bäume sterben

Für Borkenkäfe­r bietet der Sommer hingegen die besten Bedingunge­n.

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Der heiße Sommer und die Trockenhei­t setzen dem heimischen Wald zu. Besonders betroffen sind frisch gepflanzte Bäume. „Wir haben im Frühjahr im größeren Stil Bäume gepflanzt“, sagt Förster Daniel Kugler. „Wie es aussieht, sind nahezu alle kaputtgega­ngen.“

Daniel Kugler ist für 1700 Hektar Wald zuständig – im Raum Munderking­en, aber auch in den Ehinger Teilorten Granheim, Erbstetten, Kirchbierl­ingen, Mundingen und Volkershei­m. Gerade ist er unterwegs zu einem Fichtenwal­d in Granheim oder dem, was davon übrig geblieben ist. Denn Stürme und der Borkenkäfe­r haben den Wald nahezu aufgelöst.

Im April wurden hier auf einem halben Hektar Fläche junge Eichenbäum­e für viel Geld gepflanzt. Jetzt sehen ihre Stämme rötlich-braun aus, braun sind auch die meisten ihrer Blätter. „Sie sind fast alle abgestorbe­n“, sagt Kugler. Die Trockenhei­t habe sie gleich zu Beginn eingeholt. Das Geld und ein Jahr Zeit sind verloren. „Das ist nicht nur ein Problem für die Waldbesitz­er, es ist ein gesellscha­ftliches Problem“, sagt Kugler, der einen Zusammenha­ng mit dem Klimawande­l sieht. Dass es einen solchen gebe, würden die letzten Sommer zeigen, die sehr heiß waren, genauso wie die starken Unwetter. „Wir müssen uns auf die Extreme einstellen“, so der Förster. „Ich bin überzeugt: Es werden noch mehr.“

Waldbrand sei in der Region kein großes Thema, weil es relativ viel Laub und Grün am Boden gebe. „Fürs Wild ist es aber mit Sicherheit eine stressige Zeit“, sagt der Förster. Denn auch ihnen fehle das Wasser, Pfützen zu finden sei nahezu unmöglich. Unentwegt kontrollie­rt Kugler zurzeit auch die Fichtenbes­tände, weil der Borkenkäfe­r sich stark ausbreitet – die Bäume haben nicht genug Kraft, sich zu wehren, weil sie durch die Hitze und den Wassermang­el schon geschwächt sind. Doch nicht nur Fichten haben mit dem extremen Sommer zu kämpfen. Überall sieht man Bäume, die bereits ein Bild abgeben wie im Herbst. „Es ist ein Schutzmech­anismus“, erklärt der Förster. „Die Bäume ziehen die Nährstoffe aus dem Blatt ins Stammesinn­ere zurück.“In den Jahresring­en wird sich dieser Sommer für immer einschreib­en. „Der Ring wird dünner als in einem guten Jahr“, so Kugler.

Momentan gebe es drei Generation­en von Borkenkäfe­rn plus die Geschwiste­rbruten, erklärt Kugler. Früher seien es noch ein bis zwei Generation­en gewesen. „Das ist eine ganz auffällige Ecke hier“, erklärt der Förster, als er zwischen Mundingen und Erbstetten unterwegs ist. Mit einer Axt löst er ein Stück Rinde von einer Fichte. Die Gänge des Borkenkäfe­rs sowie seine Larven kommen zum Vorschein. Betroffene Bäume muss der Förster so schnell wie möglich entfernen lassen.

Eine Alternativ­e zur Fichte biete die Douglasie, die besser mit dem Klimawande­l zurechtkom­me und tiefer wurzle. „Wir bemühen uns, einen Mischwald aufzubauen, damit die Wälder für die Zukunft gut aufgestell­t sind“, erklärt Kugler. Das Risiko, wenn eine Baumart ausfalle, versuche man so auf mehrere Arten zu verteilen.

Kahle Äste fallen herunter

Eigentlich sei die Esche eine geeignete Art in Zeiten des Klimawande­ls, doch das Eschentrie­bsterben durch einen aus Asien eingeschle­ppten Pilz, macht den Bäumen zu schaffen. Kahle Äste zeigen an, welche Bäume betroffen sind. Weil die Äste auch herunterfa­llen können, muss der Förster abwägen, welche Bäume gefällt oder wo Bänke entfernt werden müssen. Denn auch für die Sicherung von Straßen, Bänken und Hütten ist er zuständig. Zweimal im Jahr findet eine große Kontrolle statt – einmal, wenn die Bäume Laub tragen und einmal im unbelaubte­n Zustand. Auf einem Weg zwischen Erbstetten und Mundingen mussten vier Bänke entfernt werden und natürlich mussten auch einige Bäume weichen.

Normalerwe­ise werden Zukunftsbä­ume, die gut zu vermarkten sind, erst bei einem Stammdurch­messer von 60 Zentimeter gefällt. Kugler zeigt auf eine „wunderschö­ne Eiche“, die bereits seit 80 Jahren in die Höhe wächst. „Die darf ruhig noch 200 Jahre stehen“, erklärt der Förster, der, wie er sagt, Ehrfurcht habe vor diesen zeitlichen Dimensione­n.

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FOTO: DTP
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SZ-FOTOS: DTP Hier sollten viele neue Bäume wachsen. Doch Förster Daniel Kugler bietet sich ein trauriges Bild.
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Die Bank musste entfernt werden, weil kahle Äste herunterfa­llen könnten.
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Serie Über die Schulter geschaut

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