Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Stiege der Abenteuer

Die Berliner Künstlerin Kimberly Meenan hat die Freiluftba­r an der Herdbrücke in einen märchenhaf­ten Parcours verwandelt

- Von Marcus Golling

ULM - Einen großen Vorteil hat die Stiege gegenüber einem Dungeon in einem Videospiel: Man kann sich auf dem Weg nach unten ein kühles Bier kaufen. Der Vergleich zwischen der Kunstbar mit einem Adventure-Game ist derzeit alles andere als abwegig: Denn die in Berlin lebende Künstlerin Kimberly Meenan hat den Abgang an der Herdbrücke in einen wundersame­n Parcours verwandelt, der von Spielen wie dem Nintendo-Klassiker „Zelda“inspiriert ist. Das Tolle dabei: Der Besucher wird selbst zum Entdecker.

Die 36-jährige Meenan, die aus Nordirland stammt und seit 2008 in Deutschlan­d lebt, ist glücklich, dass sie in Ulm ein so umfangreic­hes Projekt verwirklic­hen konnte. Sie habe Petra Schmitt und Martin Leibinger von der Stiege mehrere Ideen geschickt – „und sie haben gesagt: Okay, das machen wir alles“, erzählt sie und lacht. „The Grand Quest of Stiege“war geboren. Die Folge war allerdings, dass Meenan und die Stiege-Macher gewaltig schuften mussten, bis die Ausstellun­g fertig war. Zum Beispiel befestigte­n sie 300 Pflanzentö­pfe an der hohen Backsteinm­auer an der Donau – wofür Keenan ihre Höhenangst überwinden musste. „Ich sollte nicht so große Ideen haben“, sagt sie selbstkrit­isch, aber auch erleichter­t, dass alles gut gegangen ist.

„The Grand Quest of Stiege“hat eine Vorgeschic­hte wie ein Videospiel oder ein Fantasy-Roman. An der idyllische­n Stiege gerät – keiner weiß warum – die Welt aus den Fugen. Pflanzen und seltsame Gewächse wuchern, zauberhaft­e Wesen erscheinen.

Anders als bei manchen früheren Ausstellun­gen in der Stiege fällt die aktuelle Verwandlun­g Spaziergän­gern schon von Weitem ins Auge, vor allem die aus den erwähnten 300 Pflanzen bestehende grüne Wand. Aber oben scheint sich der grüne Bewuchs abzulösen – quasi als Erinnerung daran, dass hier nichts real und nichts von Dauer ist.

Doch die eigentlich­e Zauberei entdecken Besucher erst bei einer umfangreic­heren Besichtigu­ng. Im Glaskasten vor der Bar liegt ein Prinzessin­enkleid wie Schneewitt­chen im Sarg, nur mit einem schwarzen Loch als Kunst. Ein Teddybär am Treppenauf­gang gibt einem Ratschläge. Und unter der Herdrücke gibt es nicht nur leuchtende Edelsteine, die genauso aussehen wie bei „Zelda“, sondern auch seltsame Wucherwese­n, die Meenan schlicht und treffend „Busenmonst­er“nennt.

Meenan will die Besucher mit surrealen Situatione­n konfrontie­ren – und so spielerisc­he Neugier wecken. Wenn man derzeit in der Stiege Seltsames entdeckt, liegt es nicht an den Drinks.

Die Ausstellun­g „The Grand Quest of Stiege“läuft bis 9. September. Die Stiege ist bei schönem Wetter täglich ab 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Märchenhaf­t und sehenswert: Kimberly Meenan an einem der Schaukäste­n ihrer Ausstellun­g „The Grand Quest of Stiege“.
FOTO: ALEXANDER KAYA Märchenhaf­t und sehenswert: Kimberly Meenan an einem der Schaukäste­n ihrer Ausstellun­g „The Grand Quest of Stiege“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany