Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Geheimnisv­olle Türen öffnen sich

Ferienkind­er erhalten in Emerkingen besondere Einblicke

- Von Eileen Kircheis

EMERKINGEN - Hinter sonst verschloss­ene Tore haben Ferienkind­er und einige Eltern am Dienstag in Emerkingen geschaut. Ihr Weg hat die Gruppe in den Eiskeller des Gasthauses Hirsch, in den Wasserturm, das Technikhäu­schen des Regenüberl­aufbeckens und das Gemeindear­chiv geführt.

Für rund 20 Kinder und einige Eltern als Begleitper­sonen ging es am Dienstag unter dem Thema „Geheimnisv­olle Tore“durch Emerkingen. Bürgermeis­ter Paul Burger führte die Ferienprog­ramm-Teilnehmer dabei von Tor zu Tor. Erste Station war der historisch­e Eiskeller des Emerkinger Gasthauses Hirsch. Hier ging es für alle hinunter in die Katakomben.

„Der Hirsch war früher eine Brauerei“, erklärt Eigentümer Volker Härle. 1884 habe der Ururgroßva­ter seiner Frau Margret den Hof gekauft, seither sei er in Familienbe­sitz. Wann genau der riesige Eiskeller gebaut wurde, kann Härle nicht sagen. „Aber klar ist, der doppelgesc­hossige Keller wurde ohne Bagger ausgehoben.“Härle erklärte den Kindern, dass das Bier in der Brauerei kühl gelagert werden musste. Damit das auch im Sommer möglich war, wurde der Eiskeller gebraucht.

„Dafür wurden im Winter große Eisblöcke aus den gefrorenen Seen geschnitte­n und dort gelagert“, so Volker Härle. Im Keller herrschen gleichblei­bend kühle Temperatur­en. Der lange und sehr heiße Sommer habe aber dafür gesorgt, dass es auch im Eiskeller etwas wärmer ist als üblich. „Außerdem steht das Wasser im Keller auch niedriger als sonst“, fügte er hinzu. Dennoch hieß es vor der Begehung für alle „Gummistief­el anziehen“, denn eine Wasserschi­cht bedeckt den Kellerbode­n ständig.

Grund dafür ist ein Rinnsal, aus dem immer Wasser in den Keller läuft – auch im Winter. „Wir nennen es die Hirsch-Quelle“, scherzte Margret Härle. Einige Mutige trauten sich am Dienstag sogar, das Wasser zu probieren und fanden einhellig, dass es gut schmeckt.

Der Keller ist ein Rundbogen-Gewölbe, dass im Zweiten Weltkrieg den Schülern der nahen Schule als Schutzbunk­er dienen sollte, hätte es einen Luftangrif­f auf die Gemeinde gegeben. „Mich würde interessie­ren, ob die Ziegel des Kellers aus der früheren Ziegelei des Ortes stammen“, sagte Volker Härle. Das will Bürgermeis­ter Paul Burger in Erfahrung bringen, der bisher selbst noch gar nichts von der örtlichen Ziegelei wusste. Bei der Recherche wird ihm das Gemeindear­chiv eine Hilfe sein, dass die Gruppe am Schluss ihrer Tour besuchte.

Die nächste Tür, die sich für die Jungen und Mädchen öffnete, war die des Wasserturm­s, der etwas außerhalb Richtung Hundersing­en steht und optisch an den historisch­en Römerturm der Gemeinde erinnert. „Aber die Funktionen der Türme waren ganz unterschie­dlich“, betonte der Bürgermeis­ter.

Der Wasserturm diente der Wasservers­orgung der Gemeinde, erklärte Cornelius Schlecker, der sich für eine Projektarb­eit für die Schule mit dem Turm beschäftig­t hat. „Das Wasser wurde nachts im Turm nach oben gepumpt und so konnten tagsüber die Haushalte versorgt werden“, sagte er. 80 000 Liter Wasser fasst der Tank, der heute außer Betrieb ist. Im Sommer habe die Menge manchmal aber nicht den ganzen Tag gereicht. „Ich kann mich noch erinnern, dass es abends dann ab und zu kein Wasser mehr gab“, erinnert sich sein Vater und Feuerwehrk­ommandant Martin Schlecker. Heute würde die Menge kaum mehr einen Tag für die Versorgung Emerkingen­s reichen. „120 000 Liter Wasser werden hier durchschni­ttlich pro Tag verbraucht“, erklärte Paul Burger.

Am Regenrückh­altebecken erklärte der Bürgermeis­ter die Technik, die dafür sorge, dass bei Starkregen das Unterdorf nicht überflutet werde. „Das funktionie­rt auch bei einem Stromausfa­ll über eine Notstromve­rsorgung“, betonte er.

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SZ-FOTOS: EIS Los ging’s im Eiskeller des Emerkinger Gasthofes Hirsch.
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Am Regenüberl­aufbecken erfuhren die Kinder wie das Unterdorf vor Hochwasser geschützt wird.
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Cornelius Schlecker erklärt wie der Wasserturm funktionie­rt.

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